Transferabrechnung: Werder Bremen

Bei Werder Bremen musste man in diesem Sommer schmerzhafte Abgänge ersetzen. Nach den starken Leistungen in der vergangenen Saison nennt man das wohl den Fluch der guten Tat. Das Sturmduo Davie Selke und Franco Di Santo  erzielte in der vergangen Saison zusammen 22 Ligatore und konnte den Lockrufen anderer Vereine nicht widerstehen. Dafür hat man mit Ujah, Jóhannsson und Pizzaro gleich drei neue Stürmer an die Weser gelotst. Da man in Bremen seit dem Abgang von Tim Wiese nie wieder eine klare Nummer Eins zwischen den Pfosten hatte, wurde Felix Wiedwald im Sommer ablösefrei aus Frankfurt zurückgeholt. Man erwirtschaftete insgesamt einen Transferüberschuss von 8,36 Millionen Euro, der den klammen Hanseaten sicher gut tun wird.

 

Volltreffer

Antony Ujah: Auch wenn er gestern in Augsburg verletzt ausgewechselt wurde,  kann man ihn ruhig als Volltreffer bezeichnen. Als Reaktion auf den Abgang von Davie Selke zu RB Leipzig, hat man den Nigerianer dank einer Ausstiegsklausel von 4,5 Millionen Euro aus Köln verpflichtet. Mit 5 Toren und 2 Vorlagen war er an über der Hälfte der Werder-Tore direkt beteiligt. Diese Statistik zeigt auch, dass die Offensive der Bremer bisher sehr harmlos ist. Da aber vor allem aus dem Mittelfeld bislang wenig Kreativität kommt, ist Antony Ujah oft der Alleinunterhalter in der Offensive. Mit seiner Sprungkraft und seiner Schnelligkeit kann er sich oft auch gegen mehrere Gegenspieler durchsetzen und kommt dadurch auch oft aussichtslosen Situationen zu Torchancen. In manchen Situationen könnte er zwar noch bessere Übersicht am Ball beweisen, aber aufgrund seiner Athletik und seiner Torgefahr ist der 25-Jährige bereits der Fixpunkt in der Werder-Offensive.

 

Verstärkung

Felix Wiedwald: Wiedwald, der aus Werders Jugend stammt zog es in diesem Sommer nach den Stationen Duisburg und Frankfurt zurück an die Weser. In seinen zwei Frankfurt-Jahren hatte er einen schweren Stand hinter Kevin Trapp. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall des heutigen Paris-Legionärs, machte Wiedwald aber in 11 Bundesligaspielen mit starken Auftritten auf sich aufmerksam. Werder wollte seinem ehemaligen Keeper bereits im Winter zurückholen, dies scheiterte jedoch am Veto der Eintracht-Bosse. Im Sommer klappte es dann schlussendlich. Felix Wiedwald kam ablösefrei und es scheint, dass Werder erstmals seit Tim Wiese wieder eine richtige Nummer eins hat. Denn die Vorgänger Sebastian Mielitz und Raphael Wolf konnten nie wirklich überzeugen. Er stand bis jetzt in jeder Partie auf dem Platz und überzeugte mit seiner starken Präsenz im Tor. Er gibt der Werder-Defensive Stabilität. Zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison beispielweise bekam man bereits 7 Gegentore mehr, obwohl die Bremer heuer bereits schwere Brocken wie Dortmund, Schalke oder Bayern hinter sich haben. Wiedwald trifft mutige Entscheidungen und ist vor allem bei Flanken viel sicherer als seine Vorgänger. Einmal hatte der 25-Jährige auch Glück, als sein rotverdächtiges Foul an Robert Lewandowski nicht geahndet wurde.

 

Mitläufer

Claudio Pizarro:Gestern in Augsburg war der Pizza-Express wieder zur Stelle. Mit seinem Joker-Tor war er maßgeblich am gestrigen Werder-Sieg verantwortlich. Das war bis jetzt jedoch  auch das einzige Saisontore der Stürmer-Legende. Man merkt ihm mit 36 Jahren natürlich an, dass er ein bisschen in die Jahre gekommen ist. Bis jetzt spielte er in dieser Bundesliga-Saison erst rund 250 Minuten und stand noch nie in der Startelf. Es scheint so als fehlt dem Peruaner ein die Spielpraxis und die Wettkampffitness, die er in den letzten Jahren in München nicht bekam. Aber Pizarro ist sicher eine wichtige Ergänzung im Werder Kader. Vor allem im Training kann er den jungen Mitspieler viel beibringen und als Joker ist er mit seiner Torgefahr und seiner technischen Klasse immer eine Option.

Aaron Johannson: Als Reaktion auf den späten Abgang von Franco di Santo musste im Sturm noch Ersatz her. Man verpflichtete Aaron Jóhannsson für 4,2 Millionen Euro aus Alkmaar. Er muss  bis jetzt als Mitläufer tituliert werden , weil er mit einer schweren Verletzung ausfällt und erst in der Rückrunde wieder zur Verfügung steht. In seinen bisherigen sechs Einsätzen erzielte der US-Nationalspieler aber immerhin zwei Saisontore, wenn auch eines vom Elfmeterpunkt. Pech für Werder, dass der 24 Jährige in der Hinrunde nicht mehr die Chance hat, sich an das Tempo der Bundesliga zu gewöhnen. Die Bremer wollen Johannson in ihrem Rautensystem als hängende Spitze neben Antony Ujah aufbauen. Der Son isländischer Eltern bewies in seinen bisherigen Einsätzen eine gewisse Beidfüßigkeit und Beweglichkeit.

Ullisses Garcia: Der 19-Jährige kam im Sommer für schlappe 340.000 Euro von den Grasshoppers aus Zürich. Er sollte eigentlich als Backup für Linksverteidiger Santiago Garcia aufgebaut werden. Der Schweizer kann aber schon acht Einsätze in dieser Bundesligasaison aufweisen. In den letzten Spielen spielte er meist von Beginn an, allerdings kommt er unter Victor Skripnik meist im linken Mittelfeld oder links in der Mittelfeldraute zum Zug. Der gelernte Verteidiger macht seine Sache ordentlich und zeichnet sich durch seine Schnelligkeit und seine Lauffreudigkeit aus. Seine Flanken und auch sein Passspiel sind in manchen Situationen sicher noch ausbaufähig, aber es scheint so als hätte Thomas Eichin ein richtiges Schnäppchen an die Weser gelotst.

 

 

Manager Thomas Eichin ist es gelungen das Gehaltsgefüge im Kaders, der sportlichen Situation des Clubs anzupassen. Es sind fast keine Spieler mehr aus den erfolgreichen Champions League-Zeiten dabei und in den letzten Jahren wurde stets ein Transferüberschuss erwirtschaftet. Auch sportlich ist man spätestens seit dem gestrigen 2:1 Erfolg in Augsburg wieder in der richtigen Spur. Man kann an der Weser auf eine weitere Saison ohne Abstiegsängste hoffen. Bei den Sommertransfers hat man für vergleichsweise wenig Geld starke Spieler geholt. Antony Ujah ist der bereits der Fixpunkt in der Offensive und kann als Königstransfer gesehen werden und mit Felix Wiedwald hat man endlich wieder einen sicheren Rückhalt im Tor. Pizarro ist als Führungsspieler in der Kabine und seinem Trainingsfleiß sicher auch Goldwert für die junge Mannschaft. Wenn Jóhannsson nach seiner Verletzungspause in der Rückrunde gut zurückkommen- und Garcia sich noch besser an die Bundesliga gewöhnen wird, kann man von einer sehr starken Transferperiode an der Weser sprechen.

 

 

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