Wie schon in den Vorjahren bietet der SV Werder Bremen auch in dieser Saison wenig Konstanz. Mittlerweile scheinen die Fans an der Weser das Auf und Ab mit ihrem Team schon gewöhnt zu sein. Denn anders als bei anderen Teams stehen die grün-weißen Anhänger auch im Abstiegskampf hinter den Spielern. Einer der mit seiner Art auf Anhieb zu einem Publikumsliebling wurde und eine der wenigen konstanten bei den Bremern ist Robert Bauer.
Von allem etwas
Ein echter Allrounder. So lässt sich Bauer am besten beschreiben. Egal ob auf dem Platz oder daneben, der gebürtige Pforzheimer ist ein echter Alleskönner. In der Kindheit war der kleine Robert oftmals beim Boxen anzutreffen und auch heute versucht er sich noch sehr gerne an jeglichen Sportarten. Ein Jahr vor seiner Geburt zog seine Familie aus der kasachischen Hauptstadt Astana in die badische Provinz. Mit zwölf Jahren wechselte er von seinem Heimatverein FSV Buckenberg ins 40 Kilometer entfernte Karlsruhe, zum KSC. Dort durchlief er bis zur A-Jugend alle Juniorenteams ehe 2014 der Wechsel zum damaligen Zweitligisten FC Ingolstadt folgte. Beim KSC bot man Bauer keine Perspektive für die zweite Liga und so entschied er sich erstmals die Nähe zur Heimat aufzugeben und bei den „Schanzern“ seine Zelte aufzuschlagen. Insgesamt 42 Einsätze später folgte der Wechsel in den Norden zu Werder Bremen.
Doch vorher stand noch eine Olympiateilnahme auf dem Programm. Zuvor stand er schon 13 Mal für die U-20 Nationalmannschaft auf dem Feld. So groß wie die Spiele bei Olympia war für Robert Bauer aber noch kein Spiel. Zwar kam er nur beim 10:0 über Fidschi zum Einsatz, doch die wertvolle Erfahrung vom größten Sportereignis der Welt nahm er für sich mit. Schon ein Jahr zuvor hatte er eine Einladung zum Nationalteam Kasachstans abgelehnt, weil er als flexibel einsetzbarer Spieler auf eine Einladung des DFB hofft.
Wo bin ich richtig?
Auf mittlerweile sieben Positionen durfte der bald 22-Jährige in dieser Saison sich schon unter den Trainern Viktor Skripnik und Alexander Nouri probieren. Dabei ist leistungstechnisch nur ganz selten ein wirklicher Unterschied festzustellen. Während die meisten Spieler von sich behaupten sich auf einer bestimmten Position wohlzufühlen und nur dort ihre beste Leistung abrufen zu können, ist es Robert Bauer völlig egal. Frei nach dem Motto das schon von klein auf zählt. „Wo der Trainer mich braucht, spiele ich auch“. Trotz seiner gerade erst 21 Jahren wirkt der Rechtsfuß wie geschaffen für eine Rolle die beim verletzungsanfälligen Werder-Team dringend benötigt wurde.
Technisch stark und mit Offensivdrang ausgestattet beackert Bauer die Außenbahnen im Weserstadion oder auswärts. Doch auch in der Zentrale ist Bauer mit seinem Stellungsspiel und seiner Passsicherheit eine Option, die aber spätestens seit der Verpflichtung von Stratege Thomas Delaney nicht mehr zum Zuge kam. Seit dem Derby gegen den HSV Ende November hat sich Bauer fest ins Team gespielt. Er stand in 13 von 14 Partien ab diesem Zeitpunkt über 90 Minuten auf dem Feld. Lediglich gegen Bayern München musste er, für ihn ungewöhnlich früh, nach 71 Minuten auf der Bank Platz nehmen.
Bauer auf links = keine Niederlage?
Diese Formel ist zwar wahrscheinlich zu einfach gedacht. Doch wenn Robert Bauer auf der linke n Seite spielt, egal ob im 4-4-2 in der Viererkette oder im 5-3-2 auf der hohen Außenposition, meist gewinnt Werder. Von neun Spielen die der 21-Jährige auf den beiden Postionen ran durfte verloren die Bremer nur zwei. In den Partien als rechter Verteidiger gab es lediglich zwei Siege für Bremen.
Ein weiterer interessanter Fakt der belegt das Bauer dem Team die nötige Stabilität und die Balance zwischen Offensive und Defensive gibt: Die längste Negativserie von vier Niederlagen in Folge in dieser Spielzeit legte die Mannschaft von Trainer Alexander Nouri hin, als Bauer zwar jeweils im Kader stand aber nie zum Einsatz kam.
Das alles zusammen genommen lässt die Wichtigkeit des Allrounders erkennen, der in beeindruckender Weise erst seine zweite Bundesliga-Saison absolviert und nach der Olympiateilnahme nur wenig Zeit zur Regeneration hatte. Bleibt Robert Bauer in dieser Konsequenz seiner Spielweise treu und stellt seine vereinzelt aufkommenden Fehler ab, wartet auf ihn mit großer Wahrscheinlichkeit eine Einladung zum Nationalteam. Ob er sich dabei am Ende zwischen zwei Ländern, die in der Weltrangliste um einiges auseinander liege entscheiden darf hängt einzig und allein von der Entwicklung ab – und ein wenig auch auf welcher Seite er spielen darf. Denn die Position ist scheinbar egal.