Transferabrechnung: Muto

Tokio gilt laut der renommierten „Monocle-Liste“ als die lebenswerteste Stadt der Welt und irgendwo in der mit 37 Millionen Einwohnern größten Stadt der Welt, saß 2014 Yoshinori Muto vermutlich in einem japanischen Badehaus und blickte gedankenversunken auf die handgemalten Naturlandschaften der Seitenwände. Sento – Orte zum Ruhe finden und zur körperlichen, sowie geistigen Pflege, sodass bei heißen 40 Grad Wassertemperatur, leicht verschrumpelter Haut und geschlossenen Augen sicherlich hitzige Gedanken gesponnen wurden, zu welchem Verein in Europa man schlussendlich gehen wollte. Die Wahl fiel bekanntlich auf Mainz und wie stark er sich in Europa einfügte, ob Muto die Mainzer Erfolgsgeschichte mit japanischen Neuzugängen bisher fortführen konnte, liest du in der heutigen Transferabrechnung.

Hoffnungen und Erwartungen

Als Yoshinori Muto vor der Saison verpflichtet wurde, breitete sich bei vielen Fans ein leicht verschmitztes Grinsen im Gesicht aus. Viel spielen gesehen hat man den Japaner zwar nicht, jedoch war der große FC Chelsea hinter ihm her, die Youtube-Videos sahen vielversprechend aus, wie das vermeintlich gewünschte japanische Sturmduo mit Okazaki. Okazaki verabschiedete sich bekanntlich kurze Zeit später nach Leicester und schon bald kreisten die Gedanken um ebendiesen sehr schnellen, dribbelstarken Linksaußen aus Japan. Zirka 2,8 Millionen Euro überwies man ins Land der aufgehenden Sonne und wurde als Außenstürmer eingeplant, der aufgrund seiner Torgefährlichkeit mit 24 Treffern in 54 J-League-Spielen und seiner flinken, technisch sehr versierten Spielweise auch schon kurzfristig zur Verstärkung taugen sollte. Jahre zuvor konnte man an den Profitraum jedoch noch nicht denken, da er bis 2013 noch bei der Uni-Mannschaft der Keio-Universität spielte und er erst vor einem Jahr einen Profivertrag vom FC Tokyo erhielt. Eine Karriere auf der Überholspur!

Sportlicher Zwischenbericht

Zum Bundesligastart saß Muto noch 78 Minuten auf der Ersatzbank, doch spätestens beim 3:0 Heimsieg gegen Hannover 96 glänzte der 18-malige japanische Nationalspieler mit einem Doppelpack und sicherte sich seinen Stammplatz. Muto vereint einen enormen Kampfgeist, mit technischer Finesse im Kombinationsspiel, Dribbelstärke und Torgefahr, ohne jedoch die körperliche Präsenz eines Cordoba mitzubringen. Auch die angedachte Rolle des Flügelspielers änderte sich schnell, sodass er hauptsächlich als Sturmspitze agiert und mit 7 Toren in den ersten 14 Spielen, den Startrekord von Shinji Kagawa egalisierte. Zusammen mit Yunnus Malli hat sich am Bruchweg ein starkes, kongeniales Duo geformt, was erst gestern im Spiel gegen Frankfurt seine Stärken auf den Platz brachte, doch auch neben dem Platz entspricht der neue Sturmliebling aus Asien nicht dem typischen Klischee, des zwar höflichen, aber sehr zurückgezogenen Japaners, sondern sucht aktiv den Kontakt zu Mitspielern. Muto bringt viele Stärken mit, doch bisweilen hapert es bei einem schlechten Tag von Malli noch an starken Zuspielen aus dem Mittelfeld. Zudem gibt es in puncto Laufwege und Effizienz bei den Torschüssen noch Verbesserungspotenzial auf höchstem Niveau, doch ist Muto wie bei seinem eiskalten Tor gegen Frankfurt auf einem guten Weg und es ist sicherlich noch einiges möglich für die Mainzer in dieser Saison.

Ausblick/Fazit

14 Spiele, 7 Tore, 4 Vorlagen, überall zufriedene Gesichter, unumstrittener Stammspieler, keinerlei größere Eingewöhnungszeit – in der Form ist Muto ein absoluter Volltreffer mit großem Potenzial und ein echter Meisterstreich von Manager Heidel. Schon jetzt werden Gerüchte um einen Wechsel gestreut und für viele Experten scheint Muto bei entsprechender weiteren Entwicklung den Mainzern herauszuwachsen, doch bekommt man bei seiner Vertragslaufzeit bis 2019 sicherlich eine ansprechende Ablösesumme, die auch schon jetzt wahrscheinlich in Sphären eines Geis oder Okazaki anzusiedeln wäre. Sentos gibt es in Mainz zwar nicht und auch die Lebensqualität scheint laut Ranking nicht ganz so hoch wie in der Geburtsstadt Tokio zu sein, doch die Entscheidung nach Deutschland zu gehen, entpuppte sich als Volltreffer und vielleicht sitzt nun schon der nächste Rohdiamant in Setagaya im holzverkleideten Innenraum des Sento und nimmt ein ausgiebiges Bad.

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