Transferabrechnung: Kampl

Die Presse nannte ihn „Reus 2.0“, „Stärkster Spieler der österreichischen Bundesliga“ und auch in einschlägigen Online-Managerspielen und Foren explodierten die Erwartungen an den Neuzugang aus Salzburg. Als neues Schwungrad sollte Kevin Kampl nach der desolaten Hinrunde von Borussia Dortmund die schwarz-gelbe Offensivabteilung ergänzen und neue Power verleihen. Ob er diese Erwartungen erfüllen konnte und wie seine Zukunft bei den Borussen aussieht, liest du im heutigen Artikel.

 

Der 24-jährige Kevin Kampl stammt aus Solingen und durchlief seine komplette Jugendzeit in direkter Umgebung im Rheinland, beim Werksklub Bayer 04 Leverkusen. Mangels Perspektive im Profikader ging Kampl in einigen Leihgeschäften den Umweg in die Profiligen unterhalb der Bundesliga und sammelte bei Fürth, Osnabrück und Aalen erste Wettkampfpraxis im Männerfußball. Sein Gastspiel in Aalen währte jedoch nur kurz, da Kampl an den ersten Spieltagen der 2.Liga derartig für Furore sorgte, dass Red Bull Salzburg anklopfte und den Aalenern innerhalb von nur 4 Wochen einen 12x höheren Transfergewinn versprach und Kampl mit der Aussicht auf internationale Einsätze für 3 Millionen Euro ziehen ließen. In der Mozartstadt ging der Stern des 15-fachen slowenischen Nationalspielers derartig auf, sodass er schnell als stärkster Spieler Österreichs galt und mit seinen Leistungsdaten von 83 Scorerpunkten in 109 Spielen für Salburg Maßstäbe setzte. Sportliche Qualität die auch international nicht unverborgen blieb und zahlreiche Vereine wie Bayer Leverkusen, RB Leipzig und diverse englische Traditionsvereine auf den Plan lockte, Kampl aufgrund seiner Ausstiegsklausel loszueisen, doch Borussia Dortmund entschied das Rennen schlussendlich für sich.

Die Erwartungen waren aufgrund der zutiefst unbefriedigenden sportlichen Situation und der verletzungsgeplagten Offensivreihe der Borussen naturgemäß hoch, bei den Dortmundern Fans, die sich insgeheim, trotz aller Sorgen, weiterhin die Teilnahme am internationalen Geschäft ausmalten. Mit dem seit Kindertagen eingefleischten BVB-Fan Kevin Kampl schien dafür der ideale Mann ausgemacht worden zu sein, der nicht nur aufgrund seiner emotionalen Verbundenheit und seinem Haarschnitts, Marco Reus ähnelt. Die ersten Wochen begannen dann auch für Kampl sehr erfreulich, da er direkt zum Start mehrmals in der Startformation stand. Doch es war kein einfacher Start, da Borussia Dortmund in der Vorwärtsbewegung zu stark von der individuellen Klasse von Reus abhängig ist, sodass Kampl nach dessen Ausfall wochenlang in ein inkonsistentes Mannschaftsgefüge stieß, dabei allerdings aufgrund seiner tadellosen Einstellung, Engangement und Quirligkeit schnell erste Sympathiepunkte gewinnen konnte und galt als kompletter Gegenentwurf zu eher lethargischen Leistungen von beispielsweise Mhkitaryan oder Kagawa. Der Slowene stach in einer langsam wieder geneseneren Mannschaft durchaus hervor, blieb allerdings bisher seiner Effizienz in puncto Scorerpunkten bisher noch den Beweis schuldig torgefährlich zu werden. Mit der Rückkehr von Leistungsträgern wie Kuba, Gündogan und vor allem Reus schwanden die Spielanteile erwartungsgemäß, aber von möglichen 10 Spielen kam Kampl in 9 Spielen zum Einsatz und dürfte seine Rolle bis zum Saisonende wohl als Edeljoker finden, da seine unmittelbaren Konkurrenten wie Kagawa, Mhkitaryan und mit Abstrichen Kuba nun wieder in Ansätzen aufblühen.

Kampl muss sich derzeit permanent großer Konkurrenz stellen, die momentan noch ein besseres Standing als Kampl besitzt, da seine Leistungen nicht derartig hervorstechen. Den Sprung aus Österreich zu einem ambitionierten Bundesligaverein hat Kampl dennoch geschafft und bildet eine gute Ergänzung für die Breite des Dortmunder Kaders mit Potenzial für mehr. Unter Trainer Tuchel könnten die Karten in der nächsten Saison dann komplett durchgemischt werden und Kampl besitzt durchaus ein gutes Blatt, da er Potenzial, Einstellung und spielerische Finesse mitbringt um mittelfristig Stammspieler zu werden. „Reus 2.0“ ist da zurzeit noch wirklich zu hochgegriffen, doch mit weiterer behutsamer Entwicklung, kann sich Dortmund auf verteilte doppelte Power der blondsträhnigen Offensivkünstler freuen.

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