Der VfB Stuttgart und eines seiner größten Probleme: die linke Außenverteidigerposition. Die Zeiten eines Heiko Gerber oder Ludovic Magnin sind vorbei. In den Jahren nach den beiden Dauerläufern ist auf der linken Abwehrseite der Schwaben eine Dauerbaustelle aufgebrochen, die in der letzten Spielzeit ihren negativen Höhepunkt erreichte. Nach der verkorksten Saison 2014/2015 ist diese Position zur Großbaustelle der VfB-Verantwortlichen im Sommer-Transferfenster ausgerufen worden. Nachdem in der letzten Saison weder der zum HSV abgewanderte Gotoku Sakai, noch Adam Hlousek oder Florian Klein, als Aushilfs-Außenverteidiger, in irgendeiner Form überzeugen oder Stabilität in die Mannschaft bringen konnten, wurde der Markt unerbittlich auf eben dieser Position untersucht. Mit Emiliano Insúa konnte der VfB daraufhin einen international erfahrenen Spieler verpflichten. Ist beim Verein aus dem Ländle nun endlich wieder Ruhe auf der linken Außenverteidigerposition eingekehrt oder reiht sich ein weiterer Spieler in die lange Liste der Enttäuschungen ein? Transferkritiker hat genauer nachgeschaut.
Wieso kam der Wechsel zustande?
Da Atlético Madrid, der Verein, bei dem Insúa vor dem VfB Stuttgart unter Vertrag stand, aufgrund einer Gehaltsobergrenze nicht mehr als 100 Millionen Euro an Gehältern für Spieler ausgeben darf und der Argentinier Insúa unter Landsmann und Trainer der „Colchoneros“ Diego Simeone im Grunde genommen sowieso keine sportliche Zukunft beim Verein aus der spanischen Hauptstadt mehr hatte, konnte er den Club zum Nulltarif verlassen. Dem VfB kam dies natürlich sehr gelegen. Prompt wurde Kontakt zum Spieler und dessen Berater aufgenommen. Der in der vergangenen Saison an Rayo Vallecano ausgeliehene Defensiv-Spieler entschied sich schlussendlich gegen Angebote aus seiner Heimat und gegen ein Angebot seines frühen Arbeitgebers Sporting Lissabon und für die Schwaben, bei denen er einen bis 2018 datierten Vertrag unterschrieb. Der VfB ist für den viermaligen argentinischen Nationalspieler nach seinem Jugend-Club Boca Juniors, dem FC Liverpool, Galatasaray Istanbul, Sporting Lissabon, Atlético Madrid und Rayo Vallecano, die siebte Vereinsstation. Doch warum entschied sich Insúa, als international erfahrener Spieler, gerade für den VfB, für jenen Verein, der in der vergangenen Spielzeit mit Ach und Krach den Klassenerhalt sicherte? Schlussendlich war es der Ruf der Bundesliga und die Worte seines Freundes Martín Demichelis. Demichelis war jahrelang beim FC Bayern München aktiv. Er berichtete Insúa viel Positives aus seiner Zeit in Deutschland, was gerade auch im Hinblick auf Insúas kleine Familie einen wichtigen Faktor bei der Entscheidung gespielt haben soll.
Sportlicher Zwischenbericht
In der Sommer-Vorbereitung hatte der zweikampfstarke Verteidiger noch Probleme mit der Fitness, konnte sich dennoch gegen seine Konkurrenten Philip Heise und Adam Hlousek durchsetzen. Unter Alt-Trainer Zorniger spielte er bislang in jeder Bundesliga-Partie von Beginn an und ist mit Abstand die größte Konstante im Stuttgarter Defensiv-Verbund. Sein Spiel ist wenig auffallend, jedoch strahlt er enorm viel Sicherheit und Ruhe am Ball aus. Wie einst Ludovic Magnin schaltet er sich immer wieder mit in die Offensive ein, ohne dabei seine Defensiv-Aufgaben zu vernachlässigen. Scorerpunkte kann Insúa bis zum heutigen Tag jedoch noch nicht vorweisen. Er ist zwar stets bemüht, geht lange Wege und zögert auch nicht bei Gelegenheit selbst den Abschluss zu suchen, sein Name fand den Weg durch das Stadion-Mikrofon bislang aber nur bei der Durchsage der Aufstellungen oder Auswechslungen. In den letzten beiden Partien in München und beim 0:4-Debakel daheim gegen das damalige Tabellenschlusslicht Augsburg enttäuschte der sonst so zuverlässige Insúa auf ganzer Linie. In beiden Partien wirkte er überfordert, ungewohnt schläfrig und nicht konsequent genug in seinen Aktionen. Drei der vier Gegentore in München liefen über die Seite des argentinischen U20-Weltmeisters. Er verschuldete sowohl in München als auch in der heimischen Mercedes-Benz Arena gegen den FC Augsburg das jeweilige 0:1 aus Stuttgarter Sicht. Gegen den FC Bayern München erlaubte sich Insúa einen unnötigen Ballverlust und gegen den FC Augsburg rückte er zu spät ein und verlor anschließend das Laufduell gegen Alexander Esswein. Auch beim Tor zum 0:4-Endstand gegen den FC Augsburg machte Insúa alles andere als eine gute Figur. Zunächst unterlief der 1,81 Meter-Mann einen langen Ball und konnte anschließend den Angriff der Mannschaft aus der Fuggerstadt nicht mehr unterbinden.
Fazit
Zu Beginn der Saison mehrten sich die Hoffnungen, dass mit Insúa endlich wieder eine Konstante auf der linken Stuttgarter Defensiv-Seite verpflichtet wurde. Die letzten beiden Partien zeigten jedoch ein ganz anderes Bild des Südamerikaners. Er agierte ungewohnt zweikampfschwach und unkonzentriert. Für den VfB bleibt zu hoffen, dass die letzten beiden Partien „Ausrutscher“ waren und, dass Insúa im nächsten Spiel gegen Dortmund wieder zu alter Stärke findet. Trotz seiner schwachen Leistungen in den letzten Spielen dürfte er auch unter Interims-Trainer Jürgen Kramny zunächst zum Stammpersonal gehören. Betrachtet man die gesamte Saison, so ist Insúa bislang mit Sicherheit eine Verstärkung für den VfB.