Bei Hannover 96 hat man sich nach zwei schwachen Spielzeiten und unglücklicher Transferpolitik einvernehmlich von Sportdirektor Dirk Dufner getrennt. Da dieser aber noch bis Anfang Oktober im Amt war, ist er für die Sommertransfers der Niedersachen hauptverantwortlich. Man musste im Sommer den besten Spieler der letzten Jahre Lars Stindl aufgrund einer Ausstiegsklausel ziehen lassen. Den in Hannover unglücklichen Leo Bittencourt zog es nach Köln und Torjäger Joselu wechselte in die Premier League. Auch die Verträge von Jimmy Briand, Dider Ya Konan oder Jan Schlaudraff wurden nicht verlängert. So mussten die Verantwortlichen im letzten Transferfenster eine komplette Offensivreihe ersetzen. Man erwirtschaftete in diesem Sommer insgesamt einen Transfergewinn von 200.000. Der Kader verlor in der Offensive aber auch an Qualität.
Mitläufer
Oliver Sorg: Der Ex-Freiburger entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem konstanten Bundesligaspieler. Er kam für 3,50 Millionen Euro aus dem Breisgau. Zu Beginn der Saison war er auch in Hannover gesetzt. Der flexible Allrounder lief sowohl als Rechtsverteidiger, Linksverteidiger als auch defensiven Mittelfeld der Niedersachsen auf. Der 25-Jährige bewies bei seinen Einsätzen seine starke Passquote aus den letzten Jahren. Zum richtigen Leistungsträger, wie in Freiburg, ist er in Hannover bislang aber noch nicht gereift. Er gewinnt die Hälfte seiner Zweikämpfe, aber gerade offensiv hat der ehemalige U-21 Nationalspieler viel Luft nach oben. Als Folge setzte ihn Michael Frontzeck in den letzten drei Bundesligaspielen auf die Bank.
Felix Klaus: Das gleiche wie für Oliver Sorg gilt auch für Felix Klaus. Auch er war Stammspieler in Freiburg und kam für drei Millionen Euro vom Absteiger. Der 23-Jährige spielt bis jetzt eine durchwachsene Saison. Meistens kommt er von der Bank ins Spiel, und wenn er in der Startelf steht, wird er häufig schon zur Pause ausgewechselt. Der dynamische Klaus, der eigentlich für seinen gefährlichen Zug zum Tor bekannt ist, hat im 4:2:3:1 System von Michael Frontzeck noch nicht seinen Platz gefunden. Mal spielt er links, mal rechts in der Offensiven Dreierreihe. Es wurde ihm auch schon Defensivspezialist Leon Andreasen vor die Nase gesetzt. Immerhin ein Tor gelang dem schnellen Rechtsaußen in dieser Saison, bei der 1:2 Heimniederlage gegen Frankfurt.
Enttäuschung
Melvüt Erdinc: Er galt im Vorfeld der Saison als der Königstransfer von 96. Als Reaktion auf den Abgang von Joselu, holte man den Melvüt Erdinc für 3,30 Millionen Euro aus St-Étienne. Bisher fällt die Bilanz des türkischen Nationalspieler sehr nüchtern aus: Er wartet noch immer auf sein erstes Saisontor. Der Mittelstürmer wirkt noch nicht eingebunden ins System von Michael Frontzeck und hatte in 285 Spielminuten noch keine 80 Ballkontakte in der Bundesliga. Dazu verschoss er am ersten Spieltag einen Elfmeter in Darmstadt. Zu Beginn der Saison, noch zwei Mal in der Startelf, kam er in den letzten Wochen über Kurzeinsätze nicht hinaus. Der 28 Jährige, den in Vergangenheit auch ein starker Torabschluss auszeichnete, traf in der französischen Liga insgesamt 82mal. Sollte Erdinc sich nicht bald an die Bundesliga gewöhnen, ist er als Flop abzustempeln.
Uffe Bech: Der 22-Jährige kam im Sommer für zwei Millionen Euro aus der dänischen Liga. Er sammelt bis jetzt wenig Spielpraxis in der Bundesliga. Bei seiner Einwechslung vor einer Woche in Hamburg, zeigt er die stärkste Leistung bisher im Dress der Niedersachsen. Zur Belohnung durfte er gegen Hertha BSC von Beginn an ran und holte immerhin einen Elfmeter raus. Durch seine Schnelligkeit ist er sicher ein belebendes Element im Spiel von Hannover. Die Klasse eines Leo Bittencourt beispielsweise, hat der quirlige Rechtsaußen jetzt allerdings noch nicht unter Beweis gestellt.
Allan Saint-Maximin: Der Franzose wurde ein Jahr vom AS Monaco ausgeliehen. Bis jetzt kam der offensive Außenbahnspieler meist zu Kurzeinsätzen und konnte sich noch nie für die Startelf empfehlen. Der 18-Jährige soll normal über ein gutes Tempodribbling verfügen, wirkt aber noch nicht reif für die Bundesliga. In einigen Aktionen deutet er zwar sein Talent an, ihm fehlt allerdings die Erfahrung im Profibereich. Dazu kommt für den jungen Franzosen der Umzug in ein neues Land und eine neue Sprache hinzu.
Nicht Bewertbar
Philipp Tschauner: Nachdem der 29-Jährige seinen Stammplatz bei St. Pauli verloren hat, kam er im Sommer ablösefrei. Hannover suchte eine neue Nummer Zwei, nachdem Robert Almer zu Austria Wien ging. Der reflexstarke Schlussmann wird zum Einsatz kommen, wenn Nationaltorhüter Ron-Robert-Zieler ausfällt.
Charlison Benschop: Der Niederländer kam für 1,5 Millionen aus Düsseldorf. Bei der Fortuna machte er in den letzten zwei Jahren mit 25 Toren auf sich aufmerksam. Sine Stärken sind seine technischen Fähigkeiten und seine Physis. Bis jetzt kann man Benschop noch keiner genauen Bewertung unterziehen. Er fällt mit einer Kniesehnenreizung seit Wochen aus und kommt in dieser Saison auf erst 200 Spielminuten. Sein Debüt in der Bundesliga war stark, als er drei Minuten nach seiner Einwechslung in Darmstadt zum zwischenzeitlichen 1:1 traf. Beim 25 Jährigen muss man abwarten, wie er nach seiner Verletzung zurückkehrt
Es sieht so aus als hätte Hannover zum wiederholten Mal eine unglückliche Transferperiode hinter sich. Nach dem Abgang von Stindl und Co. hat man in der Offensive an Qualität verloren. Die Neuzugänge machen bis jetzt einen durchwachsenen Eindruck und die ganze Mannschaft muss sich im Kollektiv steigern. Es bleibt nur zu hoffen, dass Dufners Nachfolger Martin Bader in Zukunft ein besseres Händchen bei Transfers beweist. Die Verantwortlichen haben bereits angekündigt, dass im Winter zwei bis drei neue Spieler kommen werden. Vor allem auf den offensiven Außenbahnen herrscht Handlungsbedarf.