Die Adventszeit ist eine hektische Zeit!! Unzählige kaufwütige, leicht gestresste Menschen zwängen sich durch enge Kaufhäuser, ständig auf der Suche nach dem passenden Geschenk. Während auf dem Marktplatz eine Gruppe alternativer Studenten über den Sinn des scheinbar liebfreien Konsumwahns protestieren, packen zwei ältere Herren stark an und bauen gerade ihren Fisch-Stand für den Weihnachtsmarkt in der Frankfurter Innenstadt in Windeseile mit Muskelkraft auf, doch nehmen nun eine Pause. Groß, stämmig, Seemanns-Mütze: Wäre draußen kein eiskalter Wind von gefühlten Minus fünf Grad, man würde sich fühlen, wie an Deck am Ufer der Nordsee. Sie gestikulieren großzügig, schütteln den Kopf, lachen laut und diskutieren energisch über den Stand, die Eintracht-Pleite vom Wochenende und über den Ausfall von Publikumsliebling Castaignos. Ebendieser Castaignos wurde vor der Saison als Hoffnungsträger geholt und wie er sich schlug, liest du in der heutigen Transferabrechnung.
Hoffnungen und Erwartungen
Mit Kadlec und dem jungen Waldschmidt hatte man vor der Saison zeitweise nur zwei einsatzbereite Stürmer, sodass vor der Saison händeringend nach einem starken Offensivspieler gescoutet wurde und man in unserem Nachbarland Niederlande fündig wurde. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und Engpässe konnte man den Niederländer Luc Castaignos für nur 2,5 Millionen von Twente Enschede loseisen. Eingeplant als wuchtiger, raketenschneller Mittelstürmer sollte er in einem Zwei-Mann-Sturm unter Neu-Alt Trainer Armin Veh agieren und möglichst ansatzweise an die Galaform von Alexander Meier und Haris Seferovic anknüpfen, der in seiner ersten Saison phasenweise sehr stark aufspielte. Die Fans im Internet freuten sich auf den 23-jährigen Mann mit Wurzeln aus Kap Verde und Italien, sodass sich nach ansprechenden Trainingseindrücken eine überraschende Vorfreude im Fanlager entwickelte.
Sportlicher Zwischenbericht
Groß waren die Erwartungen an den 1,88m großen 15-maligen U21-Nationalspieler aus der Niederlande und nach ansprechenden Auftritten in der Saison-Vorbereitung legte der Ex-Inter Mailand Spieler dann auch im Ligabetrieb los wie die Feuerwehr und schnürte an Spieltag 3 und 4 jeweils einen Doppelpack mit Torvorlage. 6 Scorerpunkte lasen sich herausragend und Castaignos wurde auf Anhieb Publikumsliebling, doch spätestens nach der Rückkehr von Alexander Meier veränderte sich die Spielweise des Teams. Man spielte fortan statt der Doppelspitze, nun mit nur einem Stoßstürmer, sodass der schnelle, abschlussstarke Niederländer weniger Einfluss auf das Spiel nahm und der Modellathlet sich häufiger auf der Ersatzbank wiederfand. Zudem wurde in der Öffentlichkeit Kritik laut an seinen Defiziten im Spiel gegen den Ball und auch Armin Veh äußerte nach der Pleite gegen Ingolstadt, mediale Kritik. Zu behäbig, pomadig und lustlos seine Darbietungen in diesem desaströsen Match. Als er nun nach einer schwierigen Zeit die Chance bekam und gegen Leverkusen in die Startelf zurückkehrte, machte ihm nun eine Syndesmose am linken Sprunggelenk schon nach 22 Minuten ein Strich durch die Rechnung, sodass Castaignos bis zur Rückrunde ausfällt. Bitter, da man mit Kadlec nicht mehr plant (wird im Winter nach Dänemark abgegeben), mit Seferovic ein wichtiger Spieler ausfällt und nur noch Alexander Meier und Talent Luca Waldschmidt für die vorderste Position einsatzbereit sind. Es wird interessant, inwiefern die am Wochenende schon jüngste Eintracht-Bank der Historie , diesen Ausfall auffangen möchte. Gerezgiher und Gacinovic brauchen noch Zeit, genau wie Kittel der langsam erste Schritte im Training wagt und doch wie die beiden erst genannten Spieler kein wirklichen Stürmer darstellt.
Ausblick
Als reiner Konterstürmer, der sowohl als Sturmspitze, aber auch Außen agiert, war er schon bei Twente mit jeweils zweistelligen Trefferquoten vorstellig und dass der bullige, aber dennoch sehr flinke Niederländer, große Qualitäten besitzt, hat er außerdem bei Inter Mailand und in seinen ersten Einsätzen bei der Eintracht bewiesen. Nach der phasenweisen Verbannung auf die Bank, wollte er jetzt wieder durchstarten und auch an seinem Defensivverhalten arbeiten, sodass er seine vollständigen PS in dem taktischen Korsett von Armin Veh auf den Platz bringen kann, doch die erneute Verletzung macht ihm ein Strich durch die Rechnung. Castaignos fällt auch große Teile der Wintervorbereitung aus und muss dann noch härter arbeiten, sich einen festen Platz im Team zu ergattern. Allein vom Potenzial hat der abschlussstarke Offensivmann mit Torinstinkt auf jeden Fall das Zeug dazu, einen Stammplatz in der Zukunft zu ergattern, doch wird ihm die fehlende Wintervorbereitung und scheinbare Fragilität seines Körpers wohl in der Rückserie noch etwas im Wege stehen. Erschwerend hinzu kommt das System mit nur einer Spitze, da Castaignos zwar auf dem Flügel spielen kann, aber mit 0,2 Flanken pro Spiel, doch größere Schwächen aufweist und auch auf der Heatmap selten auf die Außenbahn ausweicht.
Fazit
Für 2,5 Millionen holte man ein großes Versprechen und wie auf einer Achterbahnfahrt, startete der Wagon erstmal mit Vollkaracho Richtung höchstem Punkt, um dann im Sturzflug mit seiner Verbannung auf die Bank und der ungünstigen Verletzung ins Tal zu krachen droht. 7 Scorerpunkte in nur 11 Partien zeugen von Klasse und Castaignos besitzt fußballerisch, sowie physisch alle Ressourcen den Wagon wieder anzuschieben, doch wird es interessant sein, ob und wann Castaignos nach der Verletzung zurück kommt, auf die Spitze der Achterbahn. Mittlerweile sind auch die beiden älteren Herren fertig mit dem Aufbau ihres Imbissstandes und blicken mit einem Mix aus Vorfreude und Ungewissheit auf den Beginn des morgen startenden Weihnachtsmarktes in Frankfurt. Der eiskalte Wind der Ungewissheit, aufgrund des Wetters und der zahlenden Kundschaft, der eiskalte Wind der Ungewissheit bei Castaignos, wann die Achterbahnfahrt wieder nach oben fährt.