Transferabrechnung: Borussia Mönchengladbach

Besser hätten die Vorschusslorbeeren für die Borussia aus Mönchengladbach nicht sein können: Dritter im Vorjahr, sprich Champions-League-Teilnahme, sprich mehr Geld. Das alles, im Mix mit Max Eberls feinem Gespür für Top-Talente, ließ die Fohlen schnell zu den „Königen der Transfers“ werden.
Doch waren die Transfers wirklich so gut wie jeder behauptet? Transferkritiker.de analysiert für euch die Lage am Niederrhein.

Zu erst ist zu sagen, dass Gladbach einen wirklichen Fehlstart hinlegte. Die ersten fünf Bundesligaspiele gingen kläglich verloren, doch man wusste nicht, an wem es lag. Wurden die prominenten Abgänge wie Kramer und Kruse zu schlecht ersetzt? Hatte Eberl doch nur Glück mit den Transfers? Die Antwort kam schnell: Nein! Der damalige Trainer Lucien Favre trat zurück und Interimslösung Andre Schubert (vorher U23) wurde zur Ideallösung: Spiele wurden quasi wie von alleine gewonnen und die Neuzugänge spielten ihre Stärken auf. Erst mal die Fakten: 9 Spieler kamen dazu, für die man insgesamt 29 Millionen ausgab und 9 Spieler verließen die Borussia, für die man 14,5 Millionen Euro bekam.

VOLLTREFFER
Eberls Geniestreich diesen Sommer war wohl die Verpflichtung des 27-jährigen Lars Stindl. Als die halbe Bundesliga hinter Stindl her war, fand der Gladbach-Manager anscheinend die richtigen Worte und überzeugte den Offensivmann von der Fohlenelf. Dazu kam, dass Stindl in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel hatte, also wechselte er zum Spottpreis von 3 Millionen Euro an den Niederrhein. Der ehemalige KSC-Spieler wuchs zur absoluten Führungsperson auf dem Platz heran und ist einer der Hauptgründe, warum es wieder läuft. Er schießt Tore und bereitet auch das ein oder andere gerne vor: Das spricht dafür, dass er nun bei dem Champions-League-Teilnehmer einen Stammplatz besitzt. Ein glasklarer Volltreffer, der der Fohlenelf sicherlich noch das ein oder andere Spiel entscheiden kann.

VERSTÄRKUNG
Der nächste Spieler, den wir unter die Lupe nehmen, ist eine Leihgabe vom FC Chelsea. Überraschend war es für einige Gladbach-Fans, dass man Andreas Christensen immer wieder in der Startelf wiederfand. Doch das Vertrauen bezahlte der junge Däne erstaunlich gut zurück. Auch die Verletzungen eines Stranzls warfen den 19-Jährigen ins kalte Wasser – doch er war wohl warm angezogen. Allerdings wird er wohl Gladbach nach Ablauf der Leihe wieder verlassen müssen.. Nach der Zukunft, die man ihm jetzt prognostiziert, werden die Fohlen kaum eine Chance haben, ihn zu halten. Er leistete sich kaum Fehler, was erstaunlich ist. Vor allem wenn man den Start der Gladbacher in Betracht zieht. Da einen kühlen Kopf zu bewahren, Hut ab!

MITLÄUFER
Der zweitteuerste Transfer war den Gladbachern bereits bekannt: Thorgan Hazard war zuerst ausgeliehen, wurde dann für 8 Millionen Euro fest von Chelsea verpflichtet. Auf ihn hielt man große Stücke dank seiner starken Leistungen in der vergangenen Spielzeit. Doch auch er litt unter den anfänglichen Schwierigkeiten. Zuerst kam er unter Favre nicht ganz in Tritt und unter Schubert bekommt der Bruder von Weltstar Eden Hazard noch nicht ganz die gewünschten Einsatzzeiten – zumal der Brasilianer Raffael oder der Neuzugang Stindl momentan seine Lieblingsposition im Zentrum besetzt. Jedoch hat man bei ihm keinen Zeitdruck mehr dank der festen Verpflichtung, von daher sollte man die Entwicklung bedächtig angehen. Er wird sich noch weiterentwickeln.

ENTTÄUSCHUNG
Der teuerste Transfer ist wohl gleichzeitig auch der, der bislang am meisten enttäuschte: Josip Drmic kam von Bayer Leverkusen für 10 Millionen Euro. Ein Spieler, der nachweislich nicht auf dieses Niveau gehört, setzte innerhalb eines Jahres mehr als 17 Millionen Euro um. Der Schweizer konnte sich derweil einfach nicht an den Spielstil der Gladbacher gewöhnen – auch als dieser einen Umschwung mitbekam durch den Trainerwechsel in der Saison. Schwache Abschlüsse, schlechte Laufwege und ein schlechtes Zweikampfverhalten handeln ihm ein klares Defizit ein. Ob er in naher Zukunft dem Team helfen kann, steht in Frage. Vor kurzem wurde auch ein Interesse seitens der Hannoveraner angekündigt, vielleicht geht da ja was.

NICHT BEWERTBAR
Ein Back-Up für die linke Seite wurde gesucht und ideal gefunden – mit dem 22-Jährigen Nico Schulz verpflichtete man einen für 4 Millionen, der sowohl links hinten als auch links vorne die Linie beackern kann. Das bewies er sowohl in den U-Nationalmannschaften als auch bei Hertha BSC. Doch Mitte Oktober erlitt Schulz einen Kreuzbandriss und absolvierte bis dato lediglich 95 Minuten – daher fällt er also unter die Kategorie nicht bewertbar.
Für die zweite Garde wurde auch ordentlich investiert: 4 Millionen Euro investierte man in den 19-jährigen Nico Elvedi, der aus Zürich kam. Der junge Schweizer spielte bislang ausschließlich in der Regionalliga West – er ist zwar nicht bewertbar, trotzdem kann man sich einiges von ihm erhoffen.
Ein Transfer, der kaum zu bewerten ist, ist der von Tobias Sippel. Der Ex-Lauterer kam ablösefrei vom Zweitligisten und ihm wurde sicherlich keine enorme Spielzeit versprochen. Trotzdem ist man sich nicht nur in Gladbach sicher, dass er die Qualität hätte, Stammkeeper Sommer zu ersetzen, falls es nötig wäre. Auch so ein Transfer zeichnet Eberls Qualitäten aus.

GESAMTFAZIT DER TRANSFERPOLITIK

Abschließend kann man sagen: Die Transfers hatten in sich zu wenig Konstanz, sind aber vom Papier her die „Könige der Transfers“. Einen Josip Drmic kann man abhaken, einen Lars Stindl jedoch für so wenig Geld zu verpflichten, das erfordert richtig viel Ahnung vom Geschäft! Letzten Endes bleibt es die Aufgabe des Trainers und der Mannschaft, die Neuzugänge gut zu integrieren und ins Spielsystem ideal einzubinden. Das ist mal mehr, mal weniger gut gelungen.

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