Diamanten begeistern seit Jahrhunderten Menschen aus aller Welt und der teuerste Diamant der Welt, „Pink Star“ ging für stolze 62 Millionen Euro über den Tisch. Für weit weniger Geld versucht Manager Christian Heidel jährlich unentdeckte Diamanten nach Mainz zu holen.Betrachtet man den personellen Aderlass der Mainzer im Sommer kommt es einem vor, wie ein Abziehbild manch vorherigen Jahre, wo man stets ein Teil seines Tafelsilbers verkaufte, um als Verein strukturell und finanziell zu wachsen. In diesem Sommer verließen mit Okazaki, Geis und Park jedoch gleich 3 Säulen des Teams den Bruchweg und hinterließen trotz Millionenablösen große Fußstapfen, die nun von vielen jüngeren Spielern und im Kollektiv ausgefüllt werden sollen. Wie sich die neuen Spieler aus dem Sommer geschlagen haben und ob in den ersten Saisonspielen bereits ein neuer Diamant gefunden werden konnte, liest du im heutigen Artikel.
VOLLTREFFER
Als Yoshinori Muto vor der Saison verpflichtet wurde, breitete sich bei vielen Fans ein leicht verschmitztes Grinsen im Gesicht aus. Viel spielen gesehen hat man den Japaner zwar nicht, jedoch war der große FC Chelsea hinter ihm her, die Youtube-Videos sahen vielversprechend aus, wie das vermeintlich gewünschte japanische Sturmduo mit Okazaki. Okazaki verabschiedete sich bekanntlich kurze Zeit später nach Leicester und schon bald kreisten die Gedanken um ebendiesen sehr schnellen, dribbelstarken Linksaußen aus Japan.Zum Start saß er noch 78 Minuten auf der Ersatzbank doch spätestens beim 3:0 Heimsieg gegen Hannover 96 glänzte Muto mit einem Doppelpack und sicherte sich seinen Stammplatz. Muto vereint einen enormen Kampfgeist, mit technischer Finesse im Kombinationsspiel, Dribbelstärke und Torgefahr, ohne jedoch die körperliche Präsenz eines Cordoba mitzubringen. Bisweilen hapert es noch an starken Zuspielen aus dem Mittelfeld für Muto, aber kommen diese gewissenhafter und wenn Muto auch in puncto Laufwege und Effizienz bei den Torschüssen noch weiter auf hohem Niveau zulegt, ist noch vieles möglich. 6 Tore, 4 Vorlagen, überall zufriedene Gesichter, keinerlei größere Eingewöhnungszeit – in der Form ein absoluter Volltreffer mit großem Potenzial.
VERSTÄRKUNG
In diesem Sommer verpflichtete man auch gerne Leistungsträger von 2.Liga-Teams und besonders Balogun und Latza enttäuschten keinesfalls, sondern entwickelten sich zu Stammspielern. Der aus der Jugend von Schalke 04 stammende Danny Latza ging zunächst den Weg über Darmstadt und Bochum, wo er das Schwungrad im Mittelfeld des Teams aus dem Ruhrpott wurde. Leistungen die nicht lange verborgen blieben, sodass man ablösefrei bereits sehr frühzeitig die Dienste des 25-Jährigen sicherte. Mit seiner aggressiven Zweikampfführung und unaufgeregtem Passspiel überzeugte Latza die Verantwortlichen und Fans gleichermaßen, entwickelte sich auch aufgrund der Verletzungspausen von Frei und Moritz zu einem wichtigen Bestandteil des Teams, der in den letzten Spielen mit dem eigentlich abgeschriebenen Jara ordentlich vor der Abwehr aufräumte. Man wird abwarten müssen, inwiefern Frei die erhoffte Führungsfigur darstellen kann, aber an Latza vorbeizukommen, wird nicht so einfach wie anfangs gedacht.
Leon Balogun, wichtiger Bestandteil der Darmstädter Aufstiegself, wechselte ebenfalls an den Mainzer Bruchweg und hatte einen schwierigeren Start Fuß zu fassen. Der 6-malige nigerianische Nationalspieler, anfangs als Kader- und Back-Up-Spieler eingeplant, hat mit Brosinski einen starken Konkurrenten auf der rechten defensiven Außenbahn, sodass bereits einige sehr kurze Einsätze in seinen Leistungsdaten zu verzeichnen sind. Wenn er allerdings spielte, machte er dies mit großem Einsatz, Kopfballstärke und guter Defensivarbeit. Viele Fans wünschen sich Balogun auch in der Innenverteidigung, wie im starken Spiel gegen Wolfsburg als Bell ausfiel und er mit Bungert eine starke Performance bot. Ein Back-Up, der sich jetzt langsam zu einer wichtigen Komponente entwickelt – eine Verstärkung für die Breite, mit Potenzial für mehr.
MITLÄUFER
Das Florian Niederlechner überhaupt unter den Neuzugängen auftauchen konnte, hätte 7 Jahre vorher kaum jemand gedacht. Damals noch mit 17 in der Kreisliga gespielt, ging er den beschwerlichen Weg über die Landesliga und die Bayern-Liga, bis er bei Unterhaching und Heidenheim derart im Profifußball Fuß fassen konnte, sodass Mainz 2 Millionen für den 15-fachen Torschützen der Heidenheimer bezahlten. Er kämpfte sich buchstäblich hoch und auch in der Vorbereitung, sowie den ersten Saisonspielen überzeugte er mit Spielstärke, guten Laufwegen, sowie Abschlüssen und Einsatzbereitschaft, ist jedoch in den letzten Wochen von Trainer Schmidt immer weniger berücksichtigt worden. Unverständlich, da er ein Spieler ist, der eigentlich perfekt ins System passen würde und die Nibelungentreue zu Jairo teilweise unberechtigt ist. Als es um Alternativen für Muto ging, wurde dann auch nur Cordoba erwähnt. Guter Spieler, mit schwieriger Situation, ergibt nach Adam Riese eine Platzierung im Mittelmaß.
SCHWIERIGER STAND
Was haben die Hamburger Fans Maximilian Beister in den sozialen Netzwerken nachgetrauert. Ein weiteres Eigenwächs abgegeben, doch Beister fasst bislang noch keinerlei Fuß in Mainz. Zwar war er längere Zeit außer Gefecht wegen einerm Knochenmarködem , doch auch danach überzeugten Trainingsleistungen keineswegs dauerhaft, sodass Schmidt ihm öffentlich die Wettkampftauglichkeit absprach. Zudem kritisierte er die Einstellung über Grenzen zu gehen. Empfindliche Worte, die sich Beister zu Herzen nehmen sollte, denn dass er Potenzial hat, ist unbestritten nach seiner Gala-Zeit bei Fortuna Düsseldorf, nur muss er langsam liefern, auch wenn die Chancen dazu nicht gerade besser geworden sind.
Das Erbe von Park anzutreten ist naturgemäß schwer. Zu belieb im Vereint, zu stark seine Leistungen – sodass Gaetan Bussmann von vornerein als Notlösung empfunden wurde, die auf den letzten Drücker zum Ende der Transferperiode kam. Ausgebildet in der Talentschmiede vom FC Metz, brachte der 24-Jährige eigentlich alle Anlagen mit, um sich zu einem souveränen Part aufzuschwingen, doch 0 Einsätze sprechen eine klare Sprache, dass der schnelle, dribbelstarke Linksverteidiger auf der linken defensiven Außenbahn zurzeit gegen Bengtsson keinerlei Chancen hat, obwohl er seit Wochen fit ist. Ein schwieriger Stand, der zwar normalerweise nicht bewertbar ist, aber bei dem anscheinend die Qualität für Bundesliga-Einsätze nicht auszureichen scheint.
Jhor Cordoba – Kante im Sturm, kam in dieser Saison noch niicht wirklich in Trittt. Auf Leihbasis von Cordoba gekommen, kam das kolumbianische Muskelpaket bislang auf 2 Kurzeinsätze. Er stellt den modernen Mittelstürmer perfekt dar, doch bietet zurzeit die Gala-Form von Muto wenig Grund zum Wechsel in der Sturmspitze, sodass die 5 Millionen-Kaufoption wahrscheinlich nicht gezogen wird und Elkin Soto der einzige Kolumbianer im Kader bleiben dürfte. Über Kurzeinsätze muss er sich nun als ernsthafte Alternative anbieten.
NICHT BEWERTBAR
Königstransfer nach dem Abgang von dem sehr präsenten Geis sollte Fabian Frei werden, doch ein Sehnenteilriss ließ ihn bisher nur die ersten 3 Partien für Mainz agieren lassen, jedoch steht eine Rückkehr ins Mannschaftstraining für Ende November im Raum. Als Stratege und technisch starker zentraler Mittelfeldmann überzeugte der 26 Jahre alte schweizer Nationalspieler und es war ein starkes Tandem mit Baumgartlinger geplant. Alleine von der Erfahrung und seiner Persönlichkeit als Führungsspieler kann er noch sehr wichtig werden, allerdings wahrscheinlich erst zur Rückrunde.
Henrique Sereno war eigentlich schon paar Kilometer weiter bei Darmstadt 98 als Neuzugang fest eingeplant gewesen, bis er kurz vor Toreschluss sich anders entschied. Jaja man kann jetzt einige Sprichwörter, a la „Hinterher ist man immer schlauer“ einwerfen, aber der Innenverteidiger kommt überhaupt nicht zurecht und ist derzeit keine ernsthafte Alternative und Kandidat für einen Stammplatz. Die Wahrscheinlichkeit dürfte groß sein, dass sich die Wege spätestens zum Saisonende wieder trennen werden.
Mit Kapino hatte man eigentlich einen idealen zweiten Torhüter gefunden, der jung, entwicklungsfähig und voller Talent war, der sich mit der unantastbaren Rolle von Karius nicht so recht anfreunden konnte, sodass Heidel in seinem Kontaktbuch scrollte, paar Anrufe tätigte und den 30-jährigen Gianluca Curci aus Rom holte. Bei AS Rom ausgebildet, die ganze bisherige Karriere geblieben – auf den ersten Blick beste Vorraussetzungen um mit de Rossi und Totti zusammen seine Karriere zu beenden, doch wollte er ein Auslandsabenteuer wagen, ist sehr engagiert im Training, jedoch auch keine großen Spielchancen. Wie es bei einem möglichen Karius-Abgang dann aussieht, müsste die Zeit zeigen.
FAZIT
Die Mainzer Einkaufspolitik ist wie die momentane Tabellensituation einzuschätzen, besseres Mittelmaß. Mit Muto, Balogun und Latza hat man Spieler verpflichtet die sich bereits jetzt an das höhere Niveau gewöhnt haben und auch Frei besitzt großes Potenzial, falls er seine Verletzungsprobleme überwindet. Trainer Schmidt wird sich jetzt messen lassen müssen, die ganzen Mitläufer und Problemfälle auf Touren zu bekommen und sie ins System integrieren. Vielleicht befindet sich ja dann, auch wieder ein Diamant für die nächsten Transferperioden.