Es ist ein System neben dem grünen Rasen. Was haben die Transfers von Max Kruse (2013), Andre Hahn (2014), Lars Stindl (2015) und nun Tobias Strobl allesamt gemeinsam? Alle vier Einkäufe standen bereits im jeweiligen März fest. Eine Transferpolitik, die nicht jeder Bundesligist fährt. Aber bislang hat es sich ausgezahlt. Schaut man sich nun die Namen an, reiht sich der Neuzugang aus Hoffenheim also neben totale Glücksgriffe ein. Ob sich Strobl ebenfalls zu einer Verstärkung entwickeln kann, analysieren wir in der folgenden Transferkritik.
Sportliche Vergangenheit:
Strobls Wurzeln liegen beim SV Aubing, von wo aus er mit zehn Jahren zu 1860 München wechselte. Ähnlich wie sein Teamkollege Kevin Volland zog es auch ihn zur TSG Hoffenheim. Die Saison 2011/12 verbrachte er noch bei den Reservisten der Kraichgauer, ehe es in der Folgesaison leihweise für ein Jahr an den Rhein zum 1. FC Köln ging. Dort avancierte er in der 2. Bundesliga zum Stammspieler und konnte diesen Status nach den Ende der Leihe auch bei den Hoffenheimern beibehalten. Nach 80 Bundesligapartien zieht es Strobl nach Ablauf seines Vertrags wieder zurück an den Rhein, diesmal zur Borussia aus Mönchengladbach.
Stärken/Schwächen und Spielertyp:
Ein Blick auf die Torstatistik von Tobias Strobl reicht, um zu wissen, wo seine Präferenzen liegen. In 80 Spielen in der höchsten Klasse Deutschlands war der Münchener ein einziges Mal erfolgreich, vier weitere Tore legte er auf. Der 25-Jährige ist wahrlich kein Ungeheuer im gegnerischen Strafraum. Dafür sorgt er in anderen Teilen des Feldes für Furore: Mit seiner Zweikampfstärke verhindert er eher die Tore, seine Kopfballstärke gepaart mit einer Größe von 188cm lassen so manche gegnerische Stürmer verzweifeln und seine Variabilität macht ihn für jeden Trainer nützlich. Denn: Auch wenn er am liebsten im defensiven Mittelfeld agiert, wird er sich nicht über einen Platz in der Innenverteidigung beschweren. Sogar auf der Rechtsverteidigerposition konnte man ihn finden. Ein Defensivallrounder also. Welcher Trainer könnte so was nicht gebrauchen? Seine Defizite in der Vorwärtsbewegung macht er wett durch seine Führungsqualitäten. In Hoffenheimer Mannschaftskreisen nannte man ihn „Steuermann“. Er befindet sich momentan auf einem sinkenden Boot in Hoffenheim – kann sich aber genau in solch einer Phase als Käpt‘n beweisen, als einer der Akteure, die das Schiff wieder auf Kurs bringen.
Neue sportliche Situation:
In Gladbach tritt Strobl das Erbe des abwandernden Havard Nordtveit an. Für den Norweger wird als potenzieller neuer Arbeitgeber vor allem West Ham United genannt. Beide Spieler haben verblüffend viel gemeinsam. Bei beiden läuft der Vertrag zum Saisonende aus – beide suchen sich einen neuen Arbeitgeber. Beide sind in erster Linie defensive Mittelfeldspieler, können aber beide in der Innenverteidigung aushelfen und dank ihres starken rechten Fußes auch auf der Rechtsverteidigerposition. Beide sind zudem noch 25 Jahre alt und haben somit ihr bestes Fußballalter noch vor sich. Als wäre das noch nicht genug, erreichen beide am Maßband exakt 1,88 Meter. Kleinere Unterschiede erkennt man im Spielverhalten: Während Nordtveit auch vorne Gefährlichkeit ausstrahlen kann, sorgt sich Strobl fast ausschließlich um die defensive Stabilität.
Die Zeichen stehen also nicht schlecht für Tobias Strobl. Für Trainer André Schubert wird sich allerdings nicht viel ändern. Der Transfer war ein echter 1:1-Tausch. Trotzdem dürfte sich der deutsche Mittelfeldmann über einen anfänglichen Platz auf der Bank nicht wundern. Wenn der Kader sich durch Verkäufe nicht einschneidend verändern wird, stehen da immer noch exzellente Fußballer wie Mo Dahoud oder Granit Xhaka in der Rangfolge vor ihm. An denen muss man erst mal vorbei kommen. Dennoch wird Strobl aufgrund seiner Vielseitigkeit zu vielen Einsätzen kommen. Wichtig wird, sein, dass er nicht ungeduldig wird. Er unterschrieb für vier Jahre am Niederrhein und kann sich somit Schritt für Schritt an die Mannschaft rantasten, um irgendwann nicht mehr der polyvalente und zuverlässige Back-Up zu sein, sondern irgendwann auch mal der Stammspieler einer Mannschaft, die international spielt.
Fazit:
Man kann einiges von Tobias Strobl erwarten. Eine rapide Leistungssteigerung wäre nicht unmöglich, spielt er doch zurzeit in einer eher verunsicherten Mannschaft und musste immer wieder für Ordnung sorgen. In Gladbach kann er sich in einem eingespielten Team auf seine Aufgabe konzentrieren und an sich selber arbeiten und feilen. Und irgendwann kann er dann auch mal angreifen – nicht nur den Stammplatz, sondern auch das gegnerische Tor. In Gladbach sind torgefährliche Mittelfeldspieler ja nichts Unübliches. Wenn er das noch hinbekommt, dann setzt sich die Serie der erfolgreichen, frühzeitigen Transfers ganz sicher fort.