Themenwoche Holland: Eredivisie

Käserollen, Wohnwagen auf Campingplätzen, Tulpen, die Vorliebe für Fahrräder- die Liste der Annahmen über unseren Nachbarn ist lang und auch im Fußball erkennt man eine gewisse Hassliebe, denn einerseits eilt eine jahrzehntelange Rivalität vorraus, andererseits steht der niederländische Fußball seit jeher meist für Faszination, Spektakel und Technik, was selbst notorische Kritiker an deutschen Stammtischen gelegentlich sprachlos werden lässt. Hinter der bekannten Elftal steht die heimische Eredivisie etwas im Schatten, aber auch dort lohnt sich ein genauer Blick, da man im Bereich Nachwuchsförderung in der Niederlande zu den Vorreitern gehörte und in dieser Saison einige interessante Teams und Spieler überraschen.

 

Die Eredivisie wurde 1956 gegründet und dort spielen insgesamt 18 Mannschaften an 34 Spieltagen um die Meisterschaft. Eine europaweite Einzigartigkeit besteht im nach der Regelsaison folgenden Playoff-Modus in denen die Teams zwischen Platz 5 und Platz 8 die restlichen 2 Europa-League Startplätze ausspielen, neben dem festqualifizierten 4.Platzierten. Neben diesem von zahlreichen Vereinen kritisierten Modus gibt es außerdem als Neunter in der 5-Jahreswertung 2 Startplätze in der Champions-League.

Wenn man die Eredevisie betrachtet fällt eine deutliche Klassengesellschaft auf, in der Rekordmeister Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven und mit etwas Abstand Feyenoord Rotterdam und Twente Enschede das Geschehen seit Jahrzehnten unter sich ausmachen. Dann folgt ein breiteres Mittelfeld unter anderem mit interessanten Teams wie AZ Alkmaar, Vitesse Arnheim und PEC Zwolle. Alkmaar war der letzte Verein der in die Phalanx der vier oben genannten Vereine einbrechen konnte und 2008 den Titel holten. Vitesse Arnheim hat international für Schlagzeilen gesorgt, da man eine Kooperation mit dem FC Chelsea pflegte und somit eine Vielzahl hochqualifizierter Nachwuchskräfte wie z.b. der jetzige Frankfurter Piazon oder van Aarnholt das Dress der Arnheimer trug und ihn in höhere Tabellenregionen katapultierte. Der PEC Zwolle ist in dieser Saison DAS Überraschungsteam in den Niederlanden und zwischenzeitlich grüßte man sogar von der Tabellenspitze, doch mittlerweile pendelte man sich auf dem Rang 7 ein.

Naturgemäß spielen einige deutsche Talente in denJugendmannschaften der Grenzregionen Fußball und einige schaffen den Sprung in die höchste Spielklasse, wie zum Beispiel Peter Niemeyer oder der derzeit für Furore sorgende Mark Uth vom SC Heerenveen. Mit 13 Toren steht der gebürtige Kölner auf dem zweiten Platz der derzeitigen Torschützenliste hinter Memphis Depay von Eindhoven und Uth liebäugelt bereits mit einer Rückkehr zu seinem Heimatverein. Ein weiterer Vorteil der holländischen Liga ist die landesweit verpflichtende Jugendförderung, die bereits seit den neunziger Jahren einen unerschöpflichen Pool an Talenten auf die Rasenflächen der Nation spült, die allerdings vergleichsweise wenig Leute begutachten, da sich einige Vereine mit sehr kleinen Stadion in der Liga tummeln, wie z.b. der VVV Venlo oder der Aufsteiger FC Dordrecht. Hier ist man dem Ursprüngen des Fußballs sehr nahe und die Umkleiden noch dementsprechend optisch mit deutschen Turnhallen vergleichbar. Um im Rennen dennoch mitzuhalten spielt man einerseits die Karte des Nachwuchses, aber der VVV Venlo hat in der Vergangenheit auch einigen Spielern aus dem asiatischen Raum zum Start im europäischen Fußball gegeben. Eine Win-Win-Situation aus der man schon europaweit auffallende Spieler wie Keisuke Honda vom AC Mailand in seinen Reihen hatte. Der FC Dordrecht ist als Aufsteiger in dieser Saison hoffnungslos unterlegen und man bildet mit dem NAC Breda ein abgeschlagenes Schlusslicht der Tabelle.

Insgesamt ist die niederländische Eredivisie eine Liga mit einem besonderen Charme, in der zwar ein Großteil der Vereine finanziell am Hungertuch nagen und kleinere Brötchen backen, man jedoch aus diesen Brötchen homogene Mannschaftsgefüge und Fußball auf akzeptablem Grundniveau liefert. Ein Klassenunterschied der TOP2-4 zum Rest der Liga ist deutlich zu erkennen, die auch einen Großteil der Elftal stellen, mit ihren hervorragenden Nachwuchsakademien a la Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven. Es wird interessant zu beobachten, ob kleinere Vereine in diese Übermacht einbrechen können, eine langweilige Meisterschaft soll ja schließlich kein neues Vorurteil werden.

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