Schmid zu Hoffenheim

Ein Mann der Gegensätze lächelt mit leicht schüchterner Miene mit seinem neuen Jersey in der Hand im Blitzlichtgewitter den Fotografen und Journalisten zu. Eine Situation, die nicht nur aufgrund des weißblauen Dress der Hoffenheimer Neuland bedeutet, sondern auch jetzt im Rampenlicht zu stehen, abseits von den Spielfeldern der Bundesrepublik, gehört nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen des 24-jährigen Franzosen, der lieber große Taten auf dem Rasen sprechen lässt, anstatt medial im Mittelpunkt stehen zu wollen. Eine wohltuend bodenständige Sichtweise, fernab des heutigen Selbstinszenierungswahn in der Öffentlichkeit von manchen Kollegen, die man aufgrund des stark extrovertierten optischen Erscheinungsbildes als Fremder kaum vermutet hätte. Auf welche sportlichenLeistungen sich die Hoffenheimer allerdings vom Freiburger Neuzugang freuen können, warum Schmid gerade trotz vielen Angeboten nach Sinsheim geht und wie seine Zukunftsaussichten im Kraichgau aussehen, liest du im heutigen Artikel.

Der Rechtsaußen Jonathan Schmid begann seine ersten fußballerischen Schritte im Alter von vier Jahren bei Racing Straßburg, einem traditionsreichen französischen Verein, der sich der renommierten technischen Ausbildung verschrieb, allerdings in den letzten Jahren in den Niederungen des französischen Fußballs versank. Schmid jedoch versank nicht, wie viele seiner damaligen Nachbarn in einer der Problembezirke Straßburgs, sondern ihn trieb immer die Liebe am Spiel, der familiäre Zusammenhalt und der Ehrgeiz an, sodass Schmid selbst bei zahlreichen Leihgeschäften und dem 2008 folgenden Wechsel in die Freiburger Jugend, stets in Straßburg verwurzelt blieb, bis heute dort lebt und die 86 Kilometer zum Training pendelt.

Mit dem Wechsel nach Hoffenheim werden jetzt zirka 60 Kilometer auf die morgendliche Streche hinzukommen, doch Hoffenheim erscheint als konsequenter und richtiger Schritt für die Karriere von Schmid zu sein. Der jahrelange 1,79m kleine Stammspieler gehörte bei den Freiburgern zu den konstantesten Profis neben Bürki und Darida und galt als einer der prägenden Figuren des Freiburger Spieles, dass seine tollen Scorerdaten mit 33 Einsätze und den 4 Toren, sowie 11 Vorlagen eindrucksvoll unterstreichen. Allgemein schaffte Schmid trotz Sprachschwierigkeiten über den Freiburger Nachwuchs und Reservemannschaft schnell den Sprung in die Breisgauer Stammformation. Mit seinen extrem guten Standards, der dynamischen und temporeichen Spielweise im Repertoire begeisterte Schmid über die letzten Jahre den Freiburger Anhang, auch wenn er ansonsten aus dem Spiel heraus noch manchmal einige Schwächen aufweist, sowie sich noch zu häufig den Spielschwankungen der Mitspieler innerhalb einer Begegnung anpasst.

Bei 1899 Hoffenheim trifft Schmid im 4-2-3-1 von Trainer Gisdol auf den ersten Blick mit Volland auf hochkarätige Konkurrenz, jedoch soll dieser, im Hinblick eines drohenden Firmino-Abganges im zentral-offensiven Mittelfeld eingeplant, sodass dessen Planstelle nun für Schmid frei ist, da sich sonst keinerlei Spieler auf dieser Position bei den Hoffenheimern zu aufdrängen versuchte, da Youngster Amiri noch die Reife für die Bundesliga fehlt. Da man außerdem in der Rückrunde teilweise mit den 3-klassischen zentral-defensiven Mittelfeldspielern Polanski, Rudy und Schwegler zeitgleich spielte, war das Hoffenheimer Mittelfeld zwar auf Spielzerstörung getrimmt, wodurch jedoch auch die Offensivkräfte eindeutig federn ließen, aber nun mit dem geschätzt 3 Millionen Euro teuren Spieler adäquat besetzt werden kann, in eine Rückkehr zur offensiven Ausrichtung der Vorrunde. Schmid geht dabei bewusst nach dem Freiburger Abstieg den Weg nach Hoffenheim, um dort in der Nähe seiner Heimat sich weiter entwickeln kann, was für ihn einen immens wichtigen Stellenwert besitzt und einen Wechsel nach Hamburg völlig unabhängig vom Ausgang des dramatischen Ligaverbleibes als unwahrscheinlich gilt und nur der Stuttgart als ernsthafter Konkurrenz betrachtet werden konnte.

Knüpft Schmid weiterhin an seine konstanten Freiburger Leistungen an, ist Hoffenheim ein starker Transfer gelungen und Schmid bringt zweifelsohne ein interessantes Gesamtpaket mit, an dem Trainer Gisdol noch schleifen kann, aber auch am bereits geschliffenen Schmid viel Freude haben dürfte. Sein individueller Spielstil und Wichtigkeit wird medial meist unterschätzt, aber das ist ja seit dem 3.6.15 nun endgültig vorbei. Ob der hobbymäßige Angler sich an Blitzlichtgewitter und Sportreportagen über seine Person gewöhnen kann, bleibt abzuwarten, aber ein sinnvoller, konsequenter Schritt ist getan- für die sportliche Karriere und die persönliche Weiterentwicklung.

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