Zum vierten Mal in Folge war der FC Bayern zu Gast in Doha (Katar) in der Aspire Academy. Nach einigen Verletzungssorgen des Rekordmeisters in der Hinrunde ging es vornehmlich darum, diese durch die Ersatzspieler zu kompensieren, sowie die Sommer-Neuzugänge weiter ins System von Trainer Pep Guardiola zu integrieren. Dieser hatte vor dem Trainingslager seinen Abschied – den viele schon geahnt hatten – zum Sommer verkündet. Der Katalane wechselt zum englischen Spitzenclub Manchester City.
Wie lief die Vorbereitung?
Um die hochgesteckten Ziele der Vereinsführung zu realisieren, benötigt es eigentlich auch in der Vorbereitung einen enormen Aufwand in allen Bereichen. Dieser ist mit einem ballspezifischen Trainer wie es Guradiola ist, der alle Übungen mit dem Ball absolvieren lässt, nicht immer möglich. So bestand die Kritik von Matthias Sammer am Fitnesszustand des Teams zum Hinrundenende. Ein Hauptaugenmerk galt auch den verlagernden Diagonalbällen, die Jerome Boateng und Holger Badstuber gerne spielen, um den Raumgewinn auf die gegenüberliegende Seite zu bekommen. Probleme könnten den Bayern die unter Guardiola auffallend häufigen Verletzungen sein. So gut wie jeder der Bayern-Spieler hatte schon Probleme in der Hinrunde und musste pausieren. Das einzige Testspiel, das die Münchener absolvierten, ging mit 1:2 beim Karlsruher SC verloren. Dabei präsentierte sich die Hintermannschaft der Bayern alles andere als sicher. Dies gibt vor allem im Hinblick auf die kommenden internationalen Aufgaben kein positives Bild.
Als Gewinner der Vorbereitung kann sich vor allem Kingsley Coman bezeichnen. Der junge Franzose, dem man erst in der zweiten Saison seiner Leihe den Sprung in die Stammelf zutraute, konnte das Trainerteam von sich überzeugen und Arjen Robben im Positionskampf hinter sich lassen.
Als Verlierer der Vorbereitung kann der als schwieriger Charakter geltende Chilene Arturo Vidal bezeichnet werden. Er verlor seinen Stammplatz im Laufe der Vorbereitung, nachdem er in der Hinrunde noch die meisten Spiele aller Münchener Feldspieler bestritt. Durch Eskapaden außerhalb des Trainingsplatzes, im Trainingslager und in München machte „der Krieger“ – wie er sich selbst nennt – mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam.
Was tat sich personell?
Mit Jan Kirchhoff verließ die Bayern ein Spieler, der nach seiner Ausleihe zu Schalke auch in der bayrischen Landeshauptstadt mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatte und bei den Bayern nur eine einzige Minute in dieser Saison eingesetzt wurde. Für ihn überwieß der Premier-League Klub FC Sunderland 1 Mio. an den FC Bayern.
Außerdem verließ das junge Talent Sinan Kurt den FCB. Hatten die Münchener noch 2,5 Mio an Borussia Mönchengladbach überwiesen, nahm die Hertha aus Berlin den Flügelspieler für 0,5 Mio zu sich, nachdem er kein Bundesliga-Spiel für den FCB absolvierte.
Unterdessen verlieh der FC Bayern Gianluca Gaudino bis zum Sommer 2017 an den Schweizer Erstligisten FC. St. Gallen.
Als Zugang präsentierten die Bayern Serdar Tasci von Spartak Moskau. Matthias Sammer und Michael Reschke als sportliche Leiter reagierten damit auf die Ausfälle von Jerome Boateng und Javi Martinez in der Innenverteidigung.
Wie sind die Neuen zu bewerten?
Einziger neuer Spieler in München ist Serdar Tasci, der am letzten Transfertag von Spartak Moskau für 2,5 Mio für die Rückrunde ausgeliehen wurde. Erst nachdem sich die Personallage durch die Verletzung von Javi Martinez verschlimmerte, reagierte die Münchener Vereinsführung auf dem Transfermarkt.
Serdar Tasci ist ein Innenverteidiger, der ein gutes Aufbauspiel besitzt, was ihn prädestiniert für den Guardiola-Stil. Dazu hat er einen starken Körper, der ihm die nötige Robustheit verleiht. Seine Schwächen liegen im zu frühen und zu schnellen Herausrücken aus der Abwehrkette, wodurch Lücken entstehen. Diese Fehler sollte der Ex-Nationalspieler vermeiden, um Einsatzzeiten zu bekommen. Vermehrt wird er in der Liga zum Einsatz kommen und dort den etatmäßigen Innenverteidigern Badstuber und Benatia die nötigen Pausen verschaffen.
Können die Ziele erreicht werden?
Wie jede Saison zählt beim deutschen Rekordmeister nur der Gewinn des Triples. Die Meisterschaft wird für alle Fans als selbstverständlich angesehen und auch die Konkurrenz in der Bundesliga, vornehmlich Borussia Dortmund, hat das Ziel Platz zwei zu erreichen. Dieses Ziel scheint für die Bayern nicht in Gefahr zu geraten – trotz der immer wiederkehrenden Verletzungssorgen.
Im DFB-Pokal Viertelfinale treffen die Münchener auf den VfL Bochum, der in der Vorbereitung einige Bundesligisten besiegen konnte. Außerdem sind die Bochumer nach dem Sieg gegen SC Freiburg wieder in die Nähe der Aufstiegsplätze der 2. Bundesliga gerückt.
Vor größere Probleme werden die Münchener in der Champions League gestellt. Dort trifft man auf Juventus Turin. Die „alte Dame“ aus Turin ist nach schwachem Saisonstart immer besser in Fahrt gekommen und dem SSC Neapel an der Spitze der Serie A wieder auf den Fersen. Es steht den Bayern hier also – vor allem durch den Ausfall von Boateng – eine hohe Hürde bevor. Sollte man ins Viertelfinale einziehen, dürfte auch hier mit einer Leistungssteigerung zu den ersten Rückrundenspielen alles möglich sein. Doch im Halbfinale warten nach derzeitigem Ermessen zu starke Gegner auf die Bayern.
Es scheint als würde Pep Guardiola den Trainerstuhl ohne Triple verlassen. Den nächsten Anlauf dafür würde dann sein Nachfolger Carlo Ancelotti in der neuen Saison starten.