Zwar lebte der griechische Philosoph Heraklit von Ephesus lange vor der Gründung des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen, dennoch lässt sich seine Aussage „Die einzige Konstante ist die Veränderung“ gut auf den Werksklub ummünzen. Denn was sich dort Woche für Woche konstant verändert, sind die Leistungen und die Ergebnisse. In der Vorbereitung wollte man das in den Griff bekommen, doch momentan herrscht ein ähnliches Bild wie in der Vorrunde, wenngleich es ein paar mehr Punkte sind als zum gleichen Zeitpunkt nach dem Saisonstart. Warum es nicht geklappt hat mit der Konstanz, wird im neuesten Round-Up erklärt.
Wie lief die Vorbereitung?
Wie bereits im vergangenen Jahr bereitete man sich in Orlando auf die Rückrunde vor. Die Wetter- und Trainingsbedingungen waren top. Bayer nahm erneut am „Florida Cup“ teil, dessen Veranstalter noch andere prominente Gäste begrüßte, wie zum Beispiel auch Schalke 04. Leverkusen bestritt dort zwei Spiele, darauf folgte noch ein Testspiel zuhause. In Florida gewann man gegen den kolumbianischen Erstligisten Santa Fé mit 1:0, das Spiel gegen die Brasilianer von Internacional Porto Alegre endete in einem 3:3-Torfestival, bei dem Chicharito zwei Tore schoss. Gleich neben der BayArena – im Ulrich-Haberland-Stadion – begrüßten die Schützlinge von Roger Schmidt den Zweitligisten VfL Bochum zum letzten Test. Die Generalprobe wurde vergeigt und das Spiel ging 1:2 verloren.
Als Gewinner der Vorbereitung entpuppte sich Stefan Kießling. Die Vereinslegende hatte sich bereits eine Wohnung in Hannover ausgesucht, der Wechsel in den Norden stand so gut wie fest. Die letzte Woche vor der Winterpause aber veränderte das komplette Szenario und auch nach der Vorbereitung war an einen Abschied nicht mehr zu denken. Kießling eroberte sich seinen Stmamplatz in der Spitze neben Chicharito wieder zurück und ist mittlerweile wieder ein Fixpunkt in der Offensive. Am meisten enttäuschte Hakan Calhanoglu. Nach einer Hinrunde, in der er unter seinen Möglichkeiten agierte, wollte der Türke wieder angreifen und arbeitete – wie man dem Bayer-Kanälen in den verschiedenen Sozialen Medien fast täglich entnehmen konnte – fleißig an seinen Freistoßkünsten. Der Ertrag liegt allerdings bei null. Calhanoglu setzt keine Impulse, ist mit seinen Standards meist erfolglos und ungefährlich, spielte lustlos und flog in Darmstadt folgerichtig aus der Startelf.
Was tat sich personell?
Dass keine Transferkritik zu einem Bayer 04-Wechsel erschien, ist nicht der Faulheit der Redakteure geschuldet. Die sportliche Leitung um Manager Jonas Boldt hielt es nicht für nötig, einen neuen Spieler zu verpflichten. Dabei stand der ein oder andere Name im Raum. Kenny Tete oder Mathieu Debuchy zum Beispiel. Es kommt nicht von ungefähr, dass beide auf der Rechtsverteidigerposition spielen. Hier wäre Verstärkung angebracht, da die Leverkusener auf der Position mit einem noch nicht fitten Tin Jedvaj und einem formschwachen Roberto Hilbert nicht mal Europa-League-Qualität besitzen. Zudem wurde Giulio Donati in Richtung Mainz abgegeben. Ansonsten ist man auf fast jeder Position doppelt besetzt, da herrscht kaum Platz für Verbesserungen. Zudem kommen noch die Langzeitverletzten Charles Aranguiz und Lars Bender bald zurück.
Spielerische Ausrichtung in der Rückrunde
An der Spielweise (lange Bälle auf Kießling, dann auf die zweiten Bälle gehen, den Gegner hoch anlaufen, jagen und zu Fehlern zwingen) wird Roger Schmidt wohl nichts mehr ändern, auch wenn die Taktik eine Veränderung durchaus vertragen könnte. Das ständige Anlaufen und Unter-Druck-Setzen eines Gegenspielers wurde von den meisten Gegnern bereits im vergangenen Jahr durchschaut, das Pressing enthüllt immer mehr Lücken in der Defensive. Im Spiel scheint oft kein Plan B vorhanden, es ähnelt einem Chaos und die Defensive wird zu häufig komplett entblößt. Die Abwehr agiert meist zu hastig, im Mittelfeld fehlt ein Stabilisator wie Lars Bender, vorne fehlen die Ideen. Deswegen tut man sich auch oft so schwer mit tief stehenden Teams wie beispielsweise Werder Bremen im Pokal, als man überraschend zuhause den Traum von Berlin begraben musste. Ständig war man in Ballbesitz, ständig lief man an – meist falsch, viel zu hektisch und durcheinander. Man schaffte es zu selten, die Abwehrreihen zu überbrücken und blieb deswegen meist komplett ungefährlich. Zudem fehlt die Konstanz in dieser Mannschaft. Da sind wir wieder beim alten Heraklit. Heute gewinnen sie gegen Darmstadt, gestern spielen sie unterirdisch gegen Bremen, davor jedoch liefern sie ein defensiv extrem sicheres Spiel gegen den Rekordmeister aus München ab. Bayer ist die Hölle für Wett-Fans, nicht einzuschätzen. Und dies trotz eines Kaders, der nie wertvoller war und durchaus ein paar Pünktchen mehr auf dem Konto haben müsste!
Fazit
Wenn Leverkusen seine Ziele erreichen will, muss wieder Konstanz in Leistung und Ergebnisse kommen. Zwar steht aktuell Rang drei in der Liga. Doch angesichts der Qualität im Kader (und der Ausgaben in Höhe von rund 60 Millionen Euro) und der Schwäche der Konkurrenz hätte es durchaus ein bisschen mehr sein können. Das von Roger Schmidt angekündigte „Großartige“ oder „Außergewöhnliche“ wird Leverkusen wohl nicht mehr erreichen. Außergewöhnlich für diesen Kader wäre der Platz zwei, ein Titel im Pokal und das Weiterkommen in der Champions-League. Bislang hat es nicht zu mehr gereicht.