Halbfinale der Champions League, Flutlicht an , das Stadion tobt, das Rückspiel zwischen den Teams von Guus Hiddink und Carlo Ancelotti befindet sich in der Schlussphase, wo sich der AC Mailand durch ein spätes Tor von Ambrosini ins Finale rettet. Die Enttäuschung in den Niederlanden ist groß und Philip Cocu, Leader und Kopf von PSV Eindhoven, konnte trotz seiner beiden Tore die Träume der Fans vom großen Finale nicht realisieren und so verließ der traurig-dreinschauende Cocu resigniert den Platz. Diese Saison 2004/05 gilt rückblickend als letzter großer Auftritt auf internationaler Ebene bis heute, wo nicht mehr Hiddink, sondern Cocu selbst auf dem Trainerstuhl der Eindhovener sitzt. Was in den letzten Jahren geschah, wie das heutige Team aussieht und was es ausmacht, Cocu´s Handschrift zu erkennen ist, lest ihr im heutigen Artikel zu PSV Eindhoven.
Vereinsgeschichte
PSV Eindhoven wurde im Sommer 1913 gegründet und ist seit Bestehen ein Werksklub des holländischen Elektronikkonzerns „Philips“ , welcher Firmenname auch das knapp 36.000 Zuschauer fassende Stadion ziert. Ab der Saison 2016 wird Philips aufgrund einer unternehmerischen Strategieänderung als Trikotsponsor zurücktreten, jedoch weiterhin PSV finanziell unter die Arme greifen. Allgemein Philips prägte die Stadt Eindhoven und den Verein stark, sodass noch 1815 nur 2500 Einwohner in Eindhoven lebten und bis weit ins 20.Jahrhundert nur Mitarbeiter von Philips beim firmeninternen Werksklub PSV Eindhoven spielen durften.Die Stadt, das Unternhemen und der Verein wuchsen rasant und feierte man seine größten Erfolge in den siebziger und neunziger Jahren, wo zahlreiche Meisterschaften und in der Saison 87/88 gar der Pokal der Landesmeister (frühere Champions League) in die heimische Vitrine gestellt werden konnte. Der seit jeher in rot-weiß spielende PSV Eindhoven bestach vor allem aufgrund der typischen Jugendarbeit, aus der zahlreiche Spieler wie Ruud Gullit, Ruud van Nistelrooy, Jaap Stam als auch der bei vielen als weltbesten Stürmer der Historie gefeierten Ronaldo. Zudem entpuppte sich Eindhoven auch als Sprungbrett für ausländische und nationale Talente, da man Spielern wie Arjen Robben, Mateja Kezman und Eidur Gudjohnsen zu besonderen Karrieren verholft. Doch auch heute tummeln sich eine beeindruckende Vielzahl an Talenten im Spielerkader der Mannschaft aus dem Süden Hollands, die mit ihren etwa 220.000 Einwohnern zu den größeren Städten im Lande gehört.
Sportliche Situation
Zu den bekanntesten Gesichtern der homogenen, spielstarken Eindhovener gehört zweifelsohne der Gladbacher Millionenflop Luuk de Jong, der jetzt jedoch wieder an verlorenen geglaubte Stärken anknüpft und in dieser Saison mit 8 Toren in 7 Spielen beinahe an der Spitze der Ehredivisie steht. Umgeben ist Luuk de Jong von zahlreichen jungen, technisch hervorragend geschulten Akteuren wie Luciano Narsingh und Neuzugang Maximme Lestienne, sowie im Mittelfeldzentrum von Adam Maher und Neuzugang Davy Pröpper, die allesamt an ihr Leistungsvermögen anknüpfen und es somit nicht von ungefähr kommt, dass der PSV nach als einer der offensivstärksten Mannschaften gilt. Selbst die zweite Reihe mit Jürgen Locadia, der auch bereits schon 5 Mal netzte, ist für holländische Verhältnisse auf starkem Niveau.
Wo der Erfolg ist, sind die Augenpaare zahlreicher Scouts nicht weit, sodass besonders Narsingh und Maher, sowie der herausragende Linksverteidiger Jetro Willems, der auch in der Elftal bei der WM 2014 auftrumpfte, Spekulationsobjekte für kommende Transferperioden darstellen. PSV Eindhoven teilt damit die Probleme, die auch die beiden größten Konkurrenten Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam quälen, da man hochtalentierte Spieler meist frühzeitig ins Ausland abgeben muss und somit das mühsam erbaute Kartenhaus jährlich neu errichtet werden muss, eine Sissyphos-Arbeit par excellence, bei der kontinuierlich wachsende Team-Hierarchien meist nur Wunschdenken bleiben. In der jüngeren Vergangenheit musste man so nach Strootman und Mertens in den Vorjahren, dieses Jahr mit Maher (Manchester United) und Wijnaldum (Newcastle) zwei riesige Talente abgeben ,doch bisher ließ sich dieser personelle Aderlass immer blendend verarbeiten und mit ausgewählter Transferpolitik und dem Lenken und taktvollen Trainerarbeit von Cocu, zumindest auf nationaler Ebene gut mithalten lassen. Meister wurde man 2015 und die Kaderauffrischung mit Moreno und insbesondere Lestienne trägt bereits erste Früchte, auch wenn Ajax in der Liga zurzeit einen deutlichen Vorsprung hat und man jüngst gegen ZSKA Moskau verlor, in der Champions League jedoch beim Auftaktspiel gegen Manchester United mit einem Heimsieg auch stark startete.Ein weiteres Riesentalent, was unter niederländische Fußballexperten hoch gehandelt wird und man auf dem Zettel haben sollte, ist der erst 20-jährige kopfballstarke zentrale Defensivmann Jorrit Hendricks, der als fast-perfekter Innenverteidiger bezeichnet wird und dem ein Platz unter den 10-20 besten Verteidigern durchaus zugetraut wird.
Fazit
Ob diese Prognosen zutreffen werden, wird die Zeit zeigen, ebenso ob Philip Cocu den PSV Eindhoven auch auf internationaler Ebene weiterbringen kann, wo man trotz des umjubelten Sieges gegen Manchester, den endgültigen Beweis der Konkurrenzfähigkeit erst noch beweisen muss. In der Niederlande ist PSV ein großer Klub und wird mit dem florierenden Offensivstil zurecht als einer der ansehnlichsten, torgefährlichsten Teams gefeiert. Man kann gespannt sein, ob Cocu nicht in nächster Zeit nach einem hitzigen Champions-League nicht auch einmal über beide Ohren lächeln kann, zu wünschen wäre es ihm.