„Papy“ soll es richten

In Deutschland ist man es gewohnt, wenn eine Person lediglich einen Vornamen hat. Ein Zweitname ist nicht außergewöhnlich. Und wenn dann doch noch ein dritter Name einem lieben Verwandten gewidmet ist, wird man auch nicht doof angeguckt. Bei vier Namen allerdings wird es ungewöhnlich, bei noch mehr kommt man unter Garantie durcheinander. Adlige machen sich damit gerne wichtig. Durcheinanderkommen -das könnte auch beim Neuzugang von Werder Bremen geschehen, in dessen Pass man satte sieben(!) Vornamen lesen kann. Papiss Mbouba Mbwiwa Abu Fuongo Baba Mison heißt der neue Mann an der Weser mit Vor- und ganz schlicht Djilobodji mit Nachnamen. Ob seine fußballerischen Fähigkeiten so umfangreich wie sein Name sind, das erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Sportliche Vergangenheit:
„Papy“ – wie er genannt werden möchte – Djilobodji begann seine Karriere im heimischen Senegal. Von seinem Jugend- und ersten Profiverein ASC Saloum aus, wagte der damals 19-Jährige den Schritt ins ferne Europa. Wie für so viele Spieler aus den ehemaligen französischen Kolonien, ging es für den Innenverteidiger in die einstige Kolonialmacht. Im Sommer 2009 unterschrieb er beim Viertligisten US Sennart-Moissy, für den er insgesamt sieben Mal auflief, ehe es ihn schnell in den Westen Frankreichs zum FC Nantes verschlug. Beim damaligen Zweitligisten gelang dem Hünen (1, 92 Meter) der Durchbruch. In fünf Jahren spielte er insgesamt 171 Mal im kanariengelben Trikot und stieg mit dem Verein in die Ligue 1 auf, wo er ebenfalls Stammspieler war. Durch seine Leistungen wurde der FC Chelsea auf ihn aufmerksam, der ihn schließlich für 3,5 Millionen Euro verpflichtete. Diese Karrierestation allerdings entpuppte sich als Rückschritt (nur ein Spiel im League Cup), mit dem Wechsel in die Bundesliga hat er nun ein halbes Jahr Zeit, um sich wieder im Spitzenfußball zu beweisen und vielleicht sogar den SV Werder Bremen vor dem möglichen Abstieg zu bewahren.

Stärken/Schwächen und Spielertyp:
Ein Blick reicht und man kann sich seine Stärken lebhaft vorstellen: Mit ganzen 192cm ist er verdammt kopfballstark, konnte diese Fähigkeit während seiner Zeit in Nantes auch eindrucksvoll unter Beweis stellen. Zudem ist er extrem robust, breit gebaut und somit zweikampfstark. Zu seinen physischen Stärken gesellt sich eine ordentliche Schnelligkeit. Nicht viele Stürmer werden es einfach haben, an diesem Brocken vorbei zu kommen. Einzig und allein seine technischen Fähigkeiten lassen zu wünschen übrig. Mit langen Beinen ist es eben nicht immer einfach, den Ball geschickt zu kontrollieren, nicht jeder ist ein Zlatan. Allerdings wurde er nicht für die Dribblings geholt, wichtig ist, dass er im Aufbauspiel eine ordentliche Passquote entwickelt. Dank seiner Beidfüßigkeit kann er theoretisch die Spieleröffnung beleben. Dass er dazu noch in der Lage ist, exakt getimte Bälle über längere Distanzen zu schlagen, wird die Vorfreude der Bremer Fans nicht schmälern. Seine Position im System von Trainer Viktor Skripnik dürfte geklärt sein: Mit seinem Körperbau kann er wohl kaum woanders eingesetzt werden als in der Innenverteidigung. Zudem könnte er auch noch als Sechser agieren, aber bis es dazu kommen würde, müssten einige Notfälle auftreten.

„Papy“ ist gesetzt: Mit seinem starken linken Fuß sorgt er für ein besseres Aufbauspiel, mit Vestergaard wird er ein „starkes“ Defensivduo bilden.

Neue sportliche Situation:
Viel Zeit bleibt dem 27-Jährigen nicht. Zum einen, weil er lediglich für ein halbes Jahr ausgeliehen ist. Zum anderen, weil er wohl bereits Samstag in der Startelf stehen wirddie möglicherweise wie in der LineUp gezeigt, aussehen könnte. Skripnik betonte bereits: „Warum würden wir ihn sonst holen? Es geht nicht um Mitläufer, sondern um Verstärkung.“ Was bedeutet: Der Neue soll auf Anhieb Alejandro Galvez im Abwehrzentrum ersetzen, der mit einem Bänderriss längere Zeit ausfallen wird. Spätestens nun wurde klar, dass für „Papy“ ein Platz frei geworden ist in der Stammelf. Den Weg zusätzlich freigemacht hatte der Verlauf von Assani Lukimya nach China. Der Senegalese selbst sagt, dass er „noch nicht ganz bei 100 Prozent“ ist, jedoch zeigte Djilobodji bereits Fähigkeiten, sich schnell anzupassen – wie zum Beispiel in seiner Zeit bei Nantes. Bei Chelsea klappte das nicht, wahrscheinlich war der Schritt einfach zu groß. Somit könnte das „kleinere“ Bremen die ideale Lösung sein, er wäre nicht das erste Beispiel für einen gelungenen Schritt zurück. Geschäftsführer Thomas Eichin begründet den Einkauf so: „Wir kennen ihn gut genug, haben ihn schon länger auf der Liste. Er ist schnell, kopfballstark, hat einen guten Spielaufbau. Ich bin sicher, dass er es sofort packt.“ Doch er warnt auch vor übergroße Optimismus: „Ich sage nicht, er ist der große Heilsbringer. Er kommt nicht als 15-Millionen-Transfer, sondern als Ersatz für Lukimya.“

Fazit:
Für sehr wenig Geld (400.000€ Leihgebühr) holt sich Werder Bremen einen Spieler, der Erfahrung in Top-Ligen besitzt, extrem zweikampfstark ist und allgemein dem gesamten Spiel der Werderaner Aufschwung verleihen kann. Ob im Sommer ein Kauf in Frage kommt, wird das nächste halbe Jahr zeigen. Da Bremen sowieso knapp bei Kasse ist, wird ein Kauf schier unmöglich, da die Kaufsumme im hohen einstelligen Millionenbereich liegen dürfte. Sowieso nur machbar wird es, wenn Werder nicht absteigt. Da das indirekt mit guten Leistungen von Djilobdji zusammenhängt, würde sein Preis noch mal steigen. Also eine Art Teufelskreis – frustrierend! Fast so schwierig wie der Versuch, seinen kompletten Namen auszusprechen.

Facebook-Kommentare