Viele Fans traf es wie ein Schlag in die Magengrube: Mitten im Abstiegskampf gelang die überraschende Nachricht des Abgangs von Fanliebling Anthony Ujah zum Konkurrenten nach Bremen an die Öffentlichkeit und sorgte allerorts für staunende Blicke. Nicht nur Großteile der Anhängerschaft rieb sich aufgrund des Zeitpunktes und eines unrühmlichen Vorstellungsfoto verwundert und erbost die Augen, sondern auch die Verantwortlichen, die aufgrund einer heimlich gezogenen Ausstiegsklausel vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Die Suche nach einem Nachfolger began und schnell konkretisierte sich ein Wunschnachfolger für den freiwerdenden Platz im Sturmzentrum der Geißböcke. Die Spatzen pfiffen es bereits länger von den Dächern und nun verpflichtet der 1.FC Köln mit Anthony Modeste nicht nur namenstechnisch einen passenden Nachfolger. Auf was für einen Spielertyp sich die Kölner nun freuen können, welche Stärken und Schwächen der Franzose mitbringt und ob er Ujah vergessen lassen kann, liest du im heutigen Artikel.
Der 27-jährige französische Angreifer Anthony Modeste stammt gebürtig aus Cannes und schloss sich früh der Jugendabteilung des OGC Nizza an, einem französischen Verein an der Cote D´Azur, der bereits Spieler wie Nationaltorhüter Hugo Lloris hervorbrachte. Gestärkt von der guten technischen und taktischen Ausbildung ging Modeste nach einer überaus erfolgreichen Leihstation beim Zweitligisten SCO Angers mit 20 Toren als Bewerbungsschreiben 2010 nach Bordeaux, wo er allerdings nicht wirklich Fuß fassen konnte und in der Folgezeit ohne Fortune nach Blackburn, sowie später nach Bastia verliehen wurde. Auf Korsika jedoch fand Modeste wieder zu alter Torgefahr zurück und gehörte mit 17 Treffern zu einem der erfolgreichsten Torjäger der Ligue 1. Eine Saison die Begehrlichkeiten weckte und der 1899 Hoffenheim eine Ablösesumme von 3 Millionen Euro wert war. Ein Neustart in einem fremden Land und einer anderen Kultur, doch traten keinerlei Eingewöhnungsprobleme auf und Modeste stach besonders in den ersten Spielen hervor, auch wenn seine restliche Saison dann Schwankungen unterlag. Im zweiten Hoffenheimer Jahr kam Modeste aufgrund des praktizierten Stürmer-Roulettes mit seinen Konkurrenten Schipplock und Szalai, nicht mehr so häufig wie erwünscht zum Zuge, scorte wenn er spielte zwar weiter ordentlich, doch reifte jetzt bei Modeste der Entschluss bei einem anderem Team seinen Wunsch nach mehr Spielpraxis zu suchen, die er nun beim 1.FC Köln finden dürfte.
Der 1,86m große ehemalige französische Juniorennationalspieler mit Wurzeln in der karibischen Insel Martinique sticht vor allem aufgrund seiner Torgefahr, Schnelligkeit und Spielintelligenz hervor, bei der er mit seiner körperlichen Präsenz geschickte Laufwege geht und trotz seiner Schwächen in der Verwertung von Großchancen durchaus für über zehn Tore pro Saison gut ist. Mit seiner starken Physis findet Modeste vor allem im Konterspiel seine Stärken und dürfte im eher defensiv-geprägten Kölner Spiel durchaus für Nadelstiche sorgen. Der Vergleich mit Vorgänger Ujah drängt sich hier natürlich auf und trotz der Torgefahr sowie dem ausgeprägten Kopfballspiel des Nigerianers und einer ähnlichen Quote, bringt Modeste durch seine Stärken in der Spielintelligenz und cleveren Laufwegen eine neue Qualität im Vergleich mit, da Ujah doch einige unnötige Laufwege ging und manchmal in Kontersitutationen den Blick für den besser postierten Nebenmann vermissen ließ.
Beim 1.FC Köln ergänzt Anthony Modeste nun die Sturmriege um Osako, Finne, Zoller und Co. und wird als klare sofortige Verstärkung geholt, da Talente wie Finne noch Zeit benötigen und der japanische Neu-Nationalspieler Osako zwar spielerisch und technisch überzeugen kann, jedoch als alleinige Spitze überfordert wäre, aber prädestiniert für die neue Doppelspitze der Kölner wäre. Modeste war bei den Sinsheimern nur einer von vielen Offensivkräfte, neben spielfreudigen Fußballvirtuosen wie Firmino oder Volland, doch in Köln wird das Spiel mehr auf den Franzosen ausgelegt sein, was seiner ohnehin großen Torgefahr noch einen Schub geben dürfte. Die Transferaktivitäten in vorderster Linie dürften bei den Kölnern jedoch noch nicht abgeschlossen sein, denn neben dem gesuchten Nachfolger von Wimmer in der Innenverteidigung, sucht man auch eine Alternative zu Dauerrekonvaleszent Helmes, der jetzt seine Karriere beendete und fortan im Jugendbereich arbeitet.
Insgesamt verpflichtet der 1.FC Köln einen geeigneten Nachfolger für Ujah, der teilweise sogar ein Upgrade darstellt und blendend in das System der Geißböcke passt. Zwar wird der 27-Jährige keinen hohen Wiederverkaufswert bieten, doch dafür bietet sich für alle Seiten eine Win-Win-Situation. Modeste bekommt vorraussichtlich regelmäßige Spielpraxis, die Kölner einen gehobenen Mittelklassestürmer mit Torriecher und die Hoffenheimer bekommen finanzielle und personelle Freiräume, die sie mit Stürmer Uth und Joelinton bereits besetzt haben. Der rot-weiße Teppich ist jedenfalls ausgerollt für den neuen Stürmer – den Nachfolger für Ujah, der neue Mann der Kölner Zukunft.