Allgemein gehört die portugiesische Liga zu den größten Talentschmieden Europas. Die Stars die unter anderem in einer der Jugendakademien vom FC Porto, Sporting oder Benfica Lissabon ausgebildet werden, schaffen es meist in noch renommiertere Ligen Europas. Aufgrund des Mangels an internationalem Prestige, sowie mangelnder finanzieller Möglichkeiten gelingt es den Vereinen meist nicht die ausgebildeten Talente im Verein zu halten. Durch dieses Dilemma avanciert die portugiesische Liga zu einer „Ausbildungsliga“ in der die Talente ausgebildet werden, bis internationale Topclubs auf sie aufmerksam werden.

Wegen der mangelnden Konkurrenz innerhalb der Liga werden junge Spieler bei einem der 3 portugiesischen Branchenriesen zumeist in internationalen Wettbewerben gefordert, da die Mehrzahl der portugiesischen Vereine ein (im Vergleich zu den Teams aus europäischen Topligen) eher unterklassiges Niveau besitzen und ein deutliches Qualitätsgefälle vorzufinden ist. Nichtsdestotrotz wecken immer wieder interessante junge Spieler aus Südamerika oder aus den Talentakademien von größeren Vereinen, die häufig monetär und sportlich attraktiveren Gesamtpakete schnüren können. Es kommt somit zu einer vermehrten „Ausdünnung“ der Vereine, was sich neben den Ablösesummen, aber auch positiv auf die nachfolgende Jugendspielergeneration auswirkt. Durch die frei werdenden Stellen im Team rücken neue Jugendspieler nach, welche aufgrund der intensiven taktischen und technischen Schulungen im Jugendbereich überproportional häufig den Sprung in die ersten Mannschaften schaffen. Die portugiesische Liga hat sich auf diesen vermeintlichen Teufelskreis spezialisiert und gilt nicht zu Unrecht als Chefausbilder der Topklubs aus den vier Hauptligen Europas. Die generierten Ablösesummen werden dann zum Großteil wieder in die Nachwuchsarbeit gesteckt, sodass Portugal sowohl transfereffizienztechnisch wie ausbildungsfördernd zu den Geheimtipps in Europa zählt.

Der Transfertrend der Liga geht folglich in die Richtung junge Talente möglichst gut zu verkaufen, die Jugendarbeit zu fördern und wenn möglich ältere Spieler zu holen, meist welche die schon beim Verein tätig waren, um die Jugendspieler an den Erfahrungen der Stars wie z.B. Nani oder Quaresma teilhaben zu lassen.

Der Spieler aus der portugiesischen Liga auf den die ganze Fußballwelt im Sommer ein Auge wirft, wird Jackson Martinez sein. Zahlreiche europäische Topclubs würden den bulligen, ballsicheren und abschlussstarken Stürmerstar nur zu gern verpflichten. Wer das Rennen um den kolumbianischen Torjäger machen wird, wird sich zeigen. Ein Spieler der im Sommer zurück in die heimische Liga wechseln könnte ist Wolfsburgs Vieirinha. Er wurde im letzten Transferfenster zwar mit dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht, aber auch Vereine aus seiner Heimat hätten Interesse an einem Wechsel gehabt, auch hier gilt es abzuwarten.

Die portugiesische Liga Zon Sagres findet sich in der UEFA 5-Jahreswertung auf Platz 5 wieder und und hat somit 3 Champions League (2 Direktstartplätze, 1 Quali), sowie 3 Europa League Startplätze sicher. In den letzten Jahren sorgte international jedoch nur eine Mannschaft für Aufsehen und das ist der FC Porto, der mit dem Gewinn der Europa League 2011 den letzten internationalen Titel nach Portugal holte. Finalgegner damals war der Ligakonkurrent Sporting Braga, was zwischenzeitlich für ordentlich Prestige sorgte. Wenige Jahre zuvor gewann Porto mit Jose Mourinho den CL-und EL-Titel, doch wenn man weitere internationale Titelgewinne der Portugiesen registrieren möchte, muss man weit in der Historie zurückblicken. 1987 gelang es Porto den Henkelpott nach Portugal zu holen. Einzig und allein Benfica Lissabon, stärkster Konkurrent des FC Porto, hatte in den letzten zwei Jahren die Möglichkeit einen Erfolg zu feiern. 2013 und 2014 stand der portugiesische Rekordmeister jeweils im Finale der Europa League, konnte jedoch keines von beiden für sich entscheiden.

Kommen wir nun zum diesjährigen Transfergeschehen in Portugal. Die Vereine der Liga Zon Sagres investierten im Sommer 115 Millionen Euro in neue Spieler. Das ist nicht viel, wenn man die Transferausgaben mit anderen Ligen vergleicht. Das Problem ist allerdings auch, dass nur Porto, Benfica Lissabon und Sporting Lissabon finanziell in der Lage sind die heutigen Marktwerte zu bezahlen. So kommen die Transferausgaben dieser drei Vereine auf einen Wert von 97,67 Millionen Euro. Sporting Lissabon verstärkte sich vor der Saison mit Rückkehrer Nani (28), der nach etwas erfolgloseren Jahren bei ManU sein Glück bei seinem Jugendverein sucht. Vor allem der FC Porto griff tief in die Tasche und holte unter anderem Adrian (27) vom Champions League – Finalisten Atletico Madrid für 11 Millionen Euro oder Yacine Brahimi (25) vom FC Granada. Doch wie jedes Jahr verließen auch einige Spieler Portugal. Die Transfereinnahmen der Vereine liegen bei 263 Millionen Euro und zeigen mal wieder die fantastisch funktionierende Transferpolitik der Portugiesen. Im Sommer wechselte zum Beispiel Lazar Markovic (20) für 25 Millionen von Benfica in die Premier League zum FC Liverpool. Marcos Rojo (24) und Eliaquim Mangala folgten ihm auf die Insel. Rojo wechselte für 20 Millionen zu den Reds nach Manchester, während sich Mangala (23) für 40 Millionen den Citizens anschloss.

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