Irgendwo in der australischen Hafenstadt Newcastle, unweit von Sydney, saß Sharon Holland vermutlich am Pier, ließ den Blick in die Ferne des ozeanblauen Wassers schweifen und fasste den Entschluss ihren Sprössling vom harten Nationalsport Rugby abzuhalten. Ein Entschluss, der in Begeisterung für den Fußball umschwang und hätte man Frau Holland damals erzählt, dass ihr Sohn James Holland mehr als 20 Jahre später in Duisburg, mit dem größten Binnenhafen Europas, aufschlagen würde,hätte sie vermutlich nur ungläubig den Kopf geschüttelt. Mit James Holland verpflichten die Zebras bis zum Saisonende den australischen Nationalspieler, der vor seiner erfolgsgekrönten Zeit bei der Wiener Austria, namensgetreu vorwiegend (Lebens)-Erfahrung in Holland sammeln konnte. Auf welchen Spielertyp sich die Fans nun freuen können, welche Stärken und Schwächen der bodenständige Mittelfeldspieler mitbringt und wo er seinen Platz im System von Lettieri finden kann, liest du im heutigen Artikel.

Sportliche Vergangenheit

Der gebürtige Sydneyer James Holland begann seine Profikarriere, nach den üblichen Stationen in Collegemannschaften bei Newcastle United Jets, einem im Jahr 2000 neu gegründeten Verein an der australischen Ostküste. Nach ersten Einsätzen weckte er 2009 das Interesse des holländischen Vereines AZ Alkmaar und australische Medien sahen in dem blutjungen Mann einen potenziellen Nachfolger für „Socceroos“-Legenden wie Wilkshere oder Culina, die ebenfalls in Europa Karriere machten. Zwar machte er lehrreiche Erfahrungen unter van Gaal und Advocaat,doch verlief die Zeit einsatzlos und ernüchternd, an der auch ein zwischenzeitliches Leihgeschäft zu Sparta Rotterdam nur geringfügig etwas ändern konnte, da die Erwartungen als Strootman-Nachfolger zu groß an einen jungen Mann ohne Spielpraxis waren. Holland war gefangen in einer Sackgasse, fernab von den tausenden Fans der Jets in seiner Heimat, gefangen in der Reserve von Alkmaar vor nur einer handvoll Zuschauern am Spielfeldrand.

Sportliche Situation bei Austria Wien

Mit dem Wechsel zu Austria Wien änderte sich sein Standing jedoch schlagartig und er wurde in insgesamt 105 Einsätzen für die violetten Anhänger ein unverzichtbarer Bestandteil im zentral defensiven Mittelfeld. Besonders in der Meistersaison 12/13 blühte Holland unter dem heutigen Köln-Trainer Stöger förmlich auf, der er ihn als „perfekten Sechser“ lobte. Nach der folgenden Saison in der Champions-League stagnierte der Nationalspieler jedoch spürbar und passte sich dem sonstigen Niveau bei der Wiener Austria an, die in einem ernüchternden siebten Tabellenrang gipfelte.Holland sah trotz einem Angebot zur Vertragsverlängerung und der Perspektive als Stammspieler, die Zeit gekommen, für einen erneuten Tapetenwechsel, einem neuen Abenteuer und findet dieses nun bei dem Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg. Statt Wiener Schnitzel nun Currywurst mit Pommes mitten im Herzen des Ruhrpotts. Während der Australier dieses Abenteuer wagt, nimmt bei der Austria nun Thorsten Fink die Zügel in die Hand und man verpflichtete den Kroaten Ognjen Vukojevic von Dynamo Kiew um die Lücke zu stopfen, was in ersten Ansätzen beim Saisonauftakt gegen den Wolfsberger AC sichtbar war, auch wenn der 31-jährige Spieler noch Eingewöhnungszeit benötigt.

Spielertyp und Spielercheck

Mit dem 26-jährigen Holland verpflichten die Duisburger einen enorm zweikampfstarken Abräumer im zentral defensiven Mittelfeld.Der 15-malige Nationalspieler besticht außerdem durch seine sehr hohe Passgenauigkeit, hohe Laufstärke sowie Spielintelligenz, bei der er besonders in einem 4-3-3-System oder 4-4-2-System wie unter Trainern Bjelica, Stöger oder Baumgartner, als Spielzerstörer unantastbar war. Zu seinen Anfängen seiner Karriere wurde der beidfüßige Spieler, häufig mit seinem starken linken Fuß auf der rechten Außenbahn eingesetzt, bei der ihm allerdings trotz der guten Physis die Spritzigkeit und Offensivdrang abgeht. Allgemein ist Holland kein Spielertyp der das Offensivspiel antreibt oder mit seiner technischen Klasse gar führt, sondern ein resoluter Arbeiter, der Lücken und Räume schließt und dabei häufig als unsichtbar betrachtet wird, allerdings kreativen Spielern in der Offensive mustergültig den Rücken freihält und auch in Duisburg Kreativspieler wie Janjic mekrlich entlasten sollte.

Situation beim MSV Duisburg

Bei den Meiderichern ist Holland auf der Sechser-Position fest eingeplant und tritt dort in unmittelbare Konkurrenz zu Enis Hajri, Tim Albutat, Martin Dausch und dem verletzungsgeplagten Pierre de Wit, der zwar in der kommenden Woche ins Teamtraining einsteigen soll, mit dem man allerdings aufgrund der Verletzungsgeschichte und 3 Kreuzbandrissen nur bedingt planen kann. Zum Start gegen Lautern bildeten Albutat und Dausch das Zentrum und besonders Albutat merkte man in der ersten Hälfte Umstellungsprobleme auf die höhere Spielklasse deutlich an. Dausch hat naturgemäß ohnehin seine Stärken in der Offensivbewegung, sodass die Verpflichtung aus Wien Sinn ergibt. Gerade als Aufsteiger mit dem Ziel des Klassenerhaltes ist ein dichtes Zentrum und Intelligenz im gruppentaktischen Defensivverhalten Gold wert und dafür steht der Australier mustergültig, besonders auch im Hinblick auf die eher langsame Innenverteidigung um Bajic, sollte Holland als unangefochtener Stammspieler von Austria Wien dem MSV Duisburg in der Spitze klar verstärken. Hajri und der auf der rechten defensiven Außenbahn eingeplante Bohl bringen zwar einerseits Aggressivität und Bohl andererseits Laufstärke mit, doch Holland verbindet beide Elemente blendend ,ergänzt diese mit internationaler Erfahrung in der Champions-League und Nationalmannschaft und kann in die Rolle des Führungsspielers hineinwachsen, was Grlic und Lettieri ohnehin erwarten dürften.Mit dem Transfer scheinen die Transferbemühungen der Duisburger abgeschlossen, da man sich zwar von Kühne oder Dum trennen möchte, aber auch so laut Präsident Wald die Mittel begrenzt bleiben.

Fazit

Die dringend benötigte Blutauffrischung im defensiven Mittelfeld wurde nun getätigt und ist für den Traditionsverein ein wirklicher Coup, der den MSV in der Spitze deutlich verstärken sollte und besonders für den charakteristischen Zweitliga-Fußball blendend passt und den Duisburgern entscheidend zum Klassenerhalt verhelfen könnte.Das Risiko bleibt aufgrund der konstanten Leistungen und dem Vertrag bis zum Saisonende übersichtlich und vielleicht ergibt sich für Holland im Ruhrgebiet eine neue Heimat oder ein Sprungbrett zu seinem Traum der Premier League oder der Bundesliga.Sharon Holland steht vermutlich auch heute am Hafen in Newcastle und blickt in die Ferne des ozeanblauen Wassers und klopft sich auf die Schulter, die Entscheidung gegen Rugby und für den Fußball maßgeblich beeinflusst zu haben!

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