Profispieler stehen oft unter großem Druck. Mediendruck, Leistungsdruck, viele Erwartungen von vielen Seiten. Wenn man diesem Druck nicht widersteht, fasst man im Profigeschäft selten Fuß. Doch es gibt noch einen Faktor, den man wohl kaum beeinflussen kann: Wenn der Körper einfach nicht mitmacht, man sich oft verletzt, immer wieder und das für ziemlich lange Zeit. Das nagt dann oft extrem am Selbstvertrauen eines Profis, oder an demjenigen, der es mal werden will.
Sportliche Vergangenheit
Manchmal hat man auch nur Ausnahmen. Ein „Seuchenjahr“ ist dabei das Glück im Unglück. Trotzdem mit großen Folgen. Ob es eine Ausnahme bei Jonas Hofmann war, wird sich wohl noch zeigen. Denn er war in der Saison 2014/15 vom Pech verfolgt. Als er in der Spielzeit nach Mainz ausgeliehen wurde, machte er die ersten sechs Spiele dort eine gute Figur, erzielte drei Tore und für jeden war es wohl ein Gewinn: Mainz verstärkte sich enorm auf den Außen, Hofmann bekam die Spielzeit, die ihm zustand und Dortmund bekam für lau einen stärkeren Spieler zurück. Dachte man dann zumindest. Doch danach kam vieles anders. Das angesprochene „Pech“ trat ein, Hofmann musste die nächsten 12 Spiele aussetzen, kam in jenem Jahr insgesamt bloß zehn Mal für Mainz und zwei Mal noch für den BVB zum Einsatz. Somit bekam BVB lediglich einen Spieler zurück, dessen Selbstvertrauen angenagt war, der aber trotzdem noch Qualität und vor allem Potenzial besitzt.
Es war dann Tuchels Aufgabe, ihn zu dem Spieler zu machen, der er eines Tages sein kann. Dass das nicht einfach wird, ist klar. Am Ende blieb der Verkauf des 23-Jährigen die einzige Lösung. Doch wie konnte es dazu überhaupt kommen? In der Bundesliga war der ehemalige U-Nationalspieler sieben Mal auf dem Platz, schoss dabei ein Tor und bereitete zwei Tore vor. Sicherlich ist die Konkurrenz auf der rechten Seite, die Hofmann letztlich bespielt, mit Mkhitaryan groß. Jedoch bekam der Ex-Hoffenheimer nach dem sechsten Spieltag nicht den Hauch einer Chance. In ganzen acht Minuten konnte er sich gegen Wolfsburg beweisen, gegen Köln schon 75 Minuten. Doch dass der Auftritt am Rhein sein vorerst letzter Auftritt im schwarz-gelben Dress war, ist bekannt.
Gladbachs Aufgaben
Kurz vor Beginn der Transferphase wurde bekanntgegeben, dass Jonas Hofmann zur anderen Borussia wechselt. Acht Millionen Euro bekam Dortmund von Gladbach für einen Spieler, dessen Leistungsstand umstritten ist. Nach dem Seuchenjahr kam Hofmann nicht mehr ganz zurück, auch wenn es den Anschein hatte, dass er es mit ein wenig mehr Vertrauen seitens Tuchel und Co geschafft hätte. Diese Chance witterte nun Max Eberl. Mit Vertrauen kann man den Spieler sicherlich wieder aufbauen und da er erst 23 ist, hat er noch großes Potenzial. Andre Schubert hat nun relativ viel Zeit, ihm dieses Vertrauen zu vermitteln: Im türkischen Belek trainieren die Fohlen, die erste Chance für Hofmann, sich zu akklimatisieren. Allzu schwer wird es wohl nicht sein, Hofmann kennt das weitere Umfeld, ihm sind auch ein paar Spieler bekannt, er kann selbstverständlich die Sprache. Also was kann da schon schief gehen?
Die Umstände des Wechsels
Hofmanns Glück war in dem Falle wohl das Pech, das ihm vor einem Jahr zuvorgekommen war. Nico Schulz, Patrick Herrmann, Andre Hahn – die Verletztenliste auf den Offensivpositionen von Gladbach ist lang. Deswegen suchte man also noch Verstärkung für die Breite im Kader. Doch die Ausfälle kommen ja bald wieder, bleibt da überhaupt noch Platz für den 23-Jährigen? Das ist nämlich das Manko dieses Wechsels. Für Hofmanns Position gibt es, wenn alle fit sind, vier oder fünf Alternativen. Das ist zu viel, vor allem wenn man bedenkt, dass Gladbach lediglich in einem Wettbewerb spielt. Trotzdem einigten sich die beiden Vereine auf acht Millionen Euro für den Flügelflitzer.
Die Aussicht
Für den jungen Hofmann muss es also in weiterer Zukunft nicht ganz so rosig aussehen. Denn das was er braucht, Vertrauen und Spielzeit, kriegt er in Gladbach wohl nur kurzfristig. Spätestens nachdem Hahn und Herrmann zurückgekehrt sind, wird es wohl extrem schwer, sich zu behaupten. Jedoch hängt das davon ab, ob er seine Qualitäten in der Geschwindigkeit und sein gutes Spielverständnis einzubringen. Solange er sich gut in den Kader einfindet und mit den Teamkollegen harmoniert, wird er viele gute Spiele machen. Danach gibt es, trotz seiner Fähigkeit, theoretisch jede offensive Position zu spielen, einen harten Konkurrenzkampf – und der beflügelt ja die meisten Spieler. Dazu hat er ja noch genügend Potenzial, das er mit ein wenig Glück und mit viel Arbeit sicherlich abrufen kann.
Fazit
Der Wechsel Hofmanns ist wohl nicht unumstritten. Ein Spieler, der in den vergangenen anderthalb Spielzeiten kaum zum Zug gekommen ist, wird für acht Millionen Euro verpflichtet, was definitiv ein paar Euros zu viel war und somit BVB hier eher gewinnt. Doch der Spieler hat die Möglichkeit, seinem Wert und noch darüber hinaus gerecht zu werden. Zudem kommt noch die Rückkehr der Konkurrenz, auch wenn sich das noch ein wenig hinziehen wird. Danach aber wird es sehr schwer, sich gegen gestandene Spieler wie Herrmann zu behaupten. Bevor das geschieht, hat Hofmann allerdings die Chance, sich festzuspielen und ein essentieller Baustein des Gladbacher Angriffs zu werden – der Weg dahin ist allerdings sehr schwer. Aber machbar mit seiner Qualität.