Pfeilschnell, schneller als alle anderen. Usain Bolt läuft seinen Gegnern davon, wie es ihm beliebt. Für die Verfolger bleiben nur die hinteren Plätze. Den ersten Platz gibt der Jamaikaner nicht an die Konkurrenz ab. Ähnlich ist es beim FC Bayern München, derzeit haben sich die Münchner einen Vorsprung von 15 Punkten auf den VfL Wolfsburg, welcher zu Beginn der Saison als Bayernjäger Nummer eins gehandelt wurde, erarbeitet. Bereits fünf Punkte mehr Vorsprung „erliefen“ sich die Münchener im Vergleich zum letzten Spieltag der vergangenen Saison. Ein Zeichen der Dominanz und eine bittere Situation für den VfL, der in dieser Saison wohl nichtmehr ins Meisterschaftsrennen eingreifen kann.
Trotz ziemlich ansehnlicher 25 Punkte ist die Wölfe-Riege um Klaus Allofs und Dieter Hecking nicht gänzlich zufrieden. Sieben Punkte Abstand sind es zum Zweitplatzierten aus Dortmund, ganze 15 auf den vermutlichen Titelverteidiger aus München. Eigentlich ist der dritte Platz eine gute Platzierung, wenn man diesen halten kann. Aufgrund des dichten Verfolgerfeldes, welches sich im Wolfspelz festgekrallt hat und den VfL weiter bedrängt, darf man in der Autostadt keine Schwäche zeigen.
Ausblick
In dieser Saison scheint das Team aus Wolfsburg mehr Unstimmigkeiten zu haben als noch in den Saisons zuvor. Egoismus und mangelhafte Leistungsbereitschaft warf Cheftrainer Dieter Hecking seinen Spielern Bas Dost und André Schürrle vor. Sorgenfalten, die nicht nur die Haut des Trainers alt und müde wirken lassen sondern auch die Mannschaft negativ beeinträchtigen. Nach der vergangenen „Vorzeigesaison“ kriselte es bei den Wölfen heftig. So heftig, dass sich selbst der sonst so ruhige Klaus Allofs zu Wort meldete und seinen Unmut kund tat: „So kann es nicht weiter gehen.“ Doch welche der Baustellen ist die Entscheidende?
Das Problem der Wolfsburger ist die fehlende Effizienz, die Kaltschnäuzigkeit, die den Wölfen in der vergangenen Spielzeit viel Ruhm und Prestige bescherte. Vor allem gegen die vermeintlich „leichten“ Gegner verschenkte man Punkte. Köln, Darmstadt, Augsburg und Ingolstadt bereiteten dem Team um Neuzugang Julian Draxler erhebliche Schwierigkeiten. Die Offensive wirkte nach den Abgängen von Perisic und De Bruyne gerade gegen Teams mit defensiveren Taktiken ideenlos und ineffektiv.
Nach den ersten Anlaufschwierigkeiten scheinen sich Draxler und Kruse in Wolfsburg zu Recht zu finden. Gerade Draxler, der den transferierten De Bruyne substituieren soll, scheint immer wichtiger für die Mannschaft zu werden. Jedoch ist seine Integration ein langwieriges Unterfangen, einen einzigartigen Spieler wie De Bruyne ersetzt man nicht einfach so. Auch einen Ivan Perisic ersetzt man nicht wie Butter durch Margarine, aber Kruse nahm sich der Aufgabe an und überzeugte in den vergangenen Spielen. Mit Kruse und Draxler versucht Dieter Hecking die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Sein schlimmster Feind hierbei: Die Zeit.
Zeit genug hatte André Schürrle, dennoch spielt der Nationalspieler weit unter seinen Möglichkeiten. Er symbolisiert in seiner momentanen Situation das Problem der Wölfe. Es fehlt an der nötigen Qualität auf der Bank. Nach seinen Einwechslungen gelingt es Schürrle oftmals nicht einen positiven, entscheidenden Einfluss auf das Spielgeschehen zu nehmen. Gerät die erste Elf in Schwierigkeiten kann Hecking nicht auf die Qualität zurückgreifen, die er gerne hätte. Gerade in der Offensive ist es schwer einen Bas Dost zu substituieren, der vor heimischen Publikum trifft wie er lustig ist, in der Fremde aber eher an ein zahmes Lämmchen als an einen torhungrigen Stürmer erinnert. Nicklas Bendtner, besser bekannt als Lord Bendtner, bringt dem VfL derzeit leider nicht mehr ein als Internetpromotion. Das Netz liebt den selbstverliebten Stürmer.
Vielleicht streckt Klaus Allofs gerade deswegen die Fühler nach Breel Embolo aus. Das junge schweizer Sturmjuwel hat das Interesse vieler internationaler Topclubs auf sich gezogen. Der junge Schweizer besticht mit seiner Physis, seiner Schnelligkeit und seinem Torinstinkt. Für das Offensivspiel des VfL Wolfsburg wäre er definitiv eine Bereicherung, jedoch dürfte der 18jährige teuer werden. Sein Vertrag in Basel läuft bis 2019.
Fazit
Für den VfL lief in dieser Saison noch nicht alles optimal. Nach den schwächelnden Leistungen in der Bundesliga und in der Champions-League hingen schon die ersten dunklen Wolken über der Autostadt. Zu einem Krisengewitter kam es jedoch nicht. Durch den Sieg in Moskau befinden sich die Wolfsburger auf dem richtigen Weg um international zu überwintern. Für Dieter Hecking gilt es André Schürrle wieder zu seinen alten Leistungen zurückzuführen und der Mannschaft weiterhin Stabilität zu verleihen. Am kommenden Spieltag wird die Borussia aus Dortmund den Wölfen auf den Zahn fühlen. Das Ziel in der Bundesliga muss lauten so schnell wie möglich davon zu laufen, á la Usain Bolt, damit die Verfolger sich nicht wieder im Fell der Wölfe festsetzen können.