„Herr Naldo“ wird ein Königsblauer

August 2005: Beim 5:2-Sieg Werder Bremens über Arminia Bielefeld kommt Naldo zu seinem ersten Bundesligaeinsatz für den hanseatischen Traditionsverein. Knapp 300 Bundesligaspiele kommen seitdem für Bremen und Wolfsburg hinzu, sowie zahlreiche Europapokalpartien. Nun, elf Jahre später, lässt Naldo die grünen Trikots hinter sich und wechselt zu den königsblauen Schalkern. Warum dieser Schritt sinnvoll ist und auf wen sich die Schalker Fans freuen dürfen, lest ihr im heutigen Artikel.

Es war einmal in Londrina

1982 kommt Naldo in Londrina, einer der größten Städte Südbrasiliens, zur Welt. Kein schlechtes Omen in Sachen Fußball: Die aus der Bundesliga bestens bekannten Giovane Élber und Rafinha kommen beispielsweise ebenso von hier wie Assíria Nascimento (geborene Assíria Seixas Lemos), seit 1994 Gattin des dreimaligen Weltmeisters Pelé. Schon bald lernt Naldo beim RS Futebol Clube Alvorada das Kicken und spielt hier ab 2001 auch seine ersten beiden Profisaisons. Im Januar 2004 folgt jedoch der Wechsel zum Esporte Clube Juventude, der damals im oberen Drittel der ersten brasilianischen Liga mitspielt. Mit guten Leistungen macht Naldo nicht nur in Brasilien auf sich aufmerksam, sodass Werder Bremen auf der Suche nach einem neuen Innenverteidiger schließlich Naldo ins Blickfeld nimmt und ihn im Sommer 2005 auch schließlich verpflichtet.

Stammspieler in der Bundesliga

In der Hansestadt kann sich Ronaldo Aparecido Rodrigues, so Naldos bürgerlicher Name, von Beginn an einen Stammplatz sichern. Fortan folgen großartige Jahre in Bremen mit einem DFB-Pokalsieg (2009), zwei Vizemeisterschaften (2006 und 2008) und rauschenden Europapokalnächten in der Champions League und im UEFA-Pokal. Zudem bildet er über Jahre hinweg mit Per Mertesacker zusammen wohl eines der besten Innenverteidigerduos der Bundesliga, bevor dieser 2011 zu Arsenal London wechselt und Naldo ein Jahr später die Stadt an der Weser Richtung Wolfsburg verlässt. Hier folgen vier weitere gute Jahre, in denen Dieter Hecking mit der Zeit das Team weiterentwickelt und Naldo und Co. 2015 schließlich den DFB-Pokal holen, Vizemeister werden und auch den DFL-Supercup in einem packenden Spiel gegen Bayern München gewinnen. Anschließend folgt jedoch eine Spielzeit, in der man zwar in der Champions League bis ins Viertelfinale kommt und das große Real Madrid an den Rand des Ausscheidens bringt, aber auch eine enttäuschende Bundesligasaison spielt. Naldo gehört dabei zweifelsohne immer noch zu den Leistungsträgern, auch wenn es seine erste Bundesligasaison ohne eigenen Treffer ist. Nun folgt schließlich mit 33 Jahren der Wechsel zum FC Schalke 04.

Prädikat: Mister Zuverlässig

Naldo hat in all seinen Bundesligaspielzeiten stets sowohl mit seiner Zweikampfstärke, als auch mit seinem guten Stellungsspiel überzeugt. Er versteht es außerdem, als Abwehrchef voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Zudem machen ihn seine Kopfballstärke und sein harter Schuss bei Standards und direkten Freistößen in Tornähe sehr torgefährlich. Weiterhin gilt er aufgrund seiner Persönlichkeit und seines Spielstils als Typ „mannschaftsdienlicher Arbeiter“, was auf Schalke gut ankommen dürfte. Nicht zuletzt war der erfahrene Brasilianer, sieht man einmal von der Saison 2010/11 ab, die er wegen eines Knochenödems komplett verpasste, eher selten in seiner Karriere verletzt.

All dies sind Qualitäten, die man nach dem Wechsel von Joel Matip zum FC Liverpool auf Schalke sehr gut gebrauchen kann. Vor allem angesichts der Tatsache, dass sich Kapitän Benedikt Höwedes ebenso wie Matija Nastasic häufig mit zahlreichen Blessuren und daraus bedingten Ausfallzeiten herumplagt. Daher kann man einen selten verletzten, zuverlässigen und auch international erfahrenen Spieler wie Naldo in der Innenverteidigung nur allzu gut gebrauchen. Er kann das recht junge Schalker Team führen und ihm vielleicht wieder mehr defensive Stabilität verleihen. Hinzu kommt seine bereits erwähnte Stärke bei Standardsituationen, sodass er nicht nur die Kopfballstärke eines Matip adäquat ersetzt, sondern sogar zum zweiten nominellen Freistoßschützen neben Johannes Geis aufsteigen dürfte. Insgesamt sollte er somit die Lücke, die Joel Matip hinterlässt, gut schließen können. Lediglich im Spielaufbau muss man ihn etwas schwächer einschätzen als den Neu-Liverpooler. Doch eine weitere wichtige Komponente des Wechsels sollte man nicht vergessen: Sein Vertrag in Wolfsburg lief aus, sodass Schalke ihn ablösefrei verpflichten konnte. Keine allzu schlechte Sache, da man eigentlich immer noch einen großen Berg an Schulden abbauen muss. Für Naldo indes hat der Wechsel auch einen deutlichen Vorteil: Während Wolfsburg sich aufgrund der schwachen Ligasaison nicht für den Europapokal qualifizierte, darf Schalke erneut in der Europa League starten.

Naldo und Schalke: Das wird passen

Bleibt der Brasilianer verletzungsfrei und bringt ähnliche Leistungen wie zuvor in Bremen und Wolfsburg, wird er wohl eine feste Größe in der königsblauen Defensive werden und neben einem Höwedes, Nastasic, Ayhan oder sogar Friedrich viele Spiele machen. Es scheint gut möglich, dass er, wie auch bei beiden vorherigen Bundesligastationen, mit seiner effizienten Spielweise und seiner mannschaftsdienlichen und ehrlichen Art zum Publikumsliebling aufsteigt und letztendlich sogar sein Vertrag verlängert wird. Doch das wird man anhand der Leistungen und weiterer Entwicklungen noch sehen müssen. Zunächst bleibt zu sagen, dass sich die Schalker Fans auf eine absolute Verstärkung freuen dürfen.

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