Was war das auch für eine Hinrunde von der Eintracht aus Frankfurt? Im Mai 2016 noch den bevorstehenden Abstieg in die 2. Liga abgewendet, formte Niko Kovac binnen sechs Monaten ein Team, welches sich ernsthafte Hoffnungen auf einen Platz im internationalen Geschäft machen kann. Nach einem etwas holprigen Start in die zweite Saisonhälfte sind diese zwar etwas geschrumpft, jedoch darf der Faktor Europa-League für die Kaderplanung im Sommer von Bobic & Co. durchaus berücksichtigt werden. In unserer Rubrik Transfer-Tipp gehen wir einmal mögliche Transfer-Alternativen für die Frankfurter durch.
Eines der auffälligsten Merkmale der Eintracht in der Saison 2016/17 ist die beeindruckende Flexibilität, die die Mannen von Niko Kovac an den Tag legen. Wie wohl kein anderer Trainer in der Bundesliga wechselt der Kroate regelmäßig die Grundausrichtung seiner Mannschaft – von einem Fünfer-Abwehrbollwerk über eine klassische Vierer-Abwehrkette bis hin zu der wieder modern gewordenen Dreierkette, immer wieder passen die Hessen ihre Aufstellung an ihre Gegner an. Diese ständige Rotation funktioniert auch deswegen, da man sich in Frankfurt auf einige Konstanten verlassen kann. Hasebe, Fußballgott Alex Meier, Mascarell und Vallejo bilden das Gerüst für den Erfolg der Eintracht.
Doch ausgerechnet bei diesen zentralen Bausteinen ist die Zukunft am Main mehr als ungewiss. Meier – zwar immer noch Top-Torschütze der Hessen – hat in seinem doch schon fortgeschrittenen Alter regelmäßig mit Verletzungen zu kämpfen und kann nicht mehr dauerhaft die Last auf seinen Schultern tragen. Ähnliches gilt für Ersatzkapitän Hasebe. Der Japaner musste jüngst am eine schwere Knieverletzung einstecken und fällt für den Rest der Saison aus. In wie weit er aus dieser Verletzung zurückkommt, bleibt daher abzuwarten.
Kommen wir zu den beiden Personalien, die für die Transferplanungen Frankfurts deutlich höher ins Gewicht fallen könnten. Omar Mascarell und Jesus Vallejo. Zwei Spieler, die unmittelbar mit Real Madrid verbunden sind und bei denen eine Wiederkehr in der spanischen Hauptstadt alles andere als ausgeschlossen ist. Während die Königlichen für den defensiven Mittelfeldspieler eine Rückkaufoption besitzen, endet die Leihe des 20-jährige Vallejo im Sommer. Zwar sind Bobic und Kovac bestrebt, die Leihfrist um ein weiteres Jahr zu verlängern, jedoch haben sich die Madrilenen in den vergangenen Wochen eher wenig gesprächsbereit gezeigt. Doch wie könnte die Eintracht einen Abgang zwei solcher Leistungsträger kompensieren?
Ein Hauch Europa
In den vergangenen Wochen kursierte bereits ein Name rund um das Vereinsgelände der Eintracht. Linksverteidiger Andre Almeida von Benfica Lissabon scheint eine potenzielle Alternative für den kommenden Sommer zu sein. Was macht ihn so interessant? Almeida zeichnet sich vor allem durch seine Vielseitigkeit aus. Zwar wird der 26-jährige primär auf der linken Verteidigerposition eingesetzt, jedoch sind ihm auch die Rolle als Sechser und als Rechtsverteidiger nicht fremd. Somit scheint er für den rotationsgeilen Kovac ideal geeignet.
Mit Blick auf den Kader, könnte Almeida auf gleich mehreren Positionen die Qualität, aber vor allem auch den Konkurrenzkampf erhöhen. Links hinten müsste sich Bastian Oczipka ziemlich strecken, um dem Portugiesen die Stirn zu bieten. Auch im defensiven Mittelfeld – geht man von einem Abgang Mascarells aus – dürfte Almeida die Hackordnung ordentlich durchwürfeln. Selbst bei einem Verbleib des Spaniers scheint der Allrounder aus der portugiesischen Hauptstadt im dünn besetzten Defensivbereich die Nase vorn zu haben.
Hinzukommt der Fakt, dass Almeida bei Benfica auch Erfahrungen auf der internationalen Bühne sammeln durfte. Diese Erfahrung wäre zwar zum einen für Frankfurt unabdingbar, sollte man sich tatsächlich für das europäische Geschäft qualifizieren. Zum anderen jedoch bringt diese auch einen stolzen Preis mit sich, weshalb man es sich bei der SGE genauestens überlegen sollte, ob er das Geld wert wäre.
Senioren IVs als Stabilisator
Viel akuter als auf den Position die Almeida bekleiden könnte, sieht die Lage in der Innenverteidigung. Wie bereits oben erwähnt, scheint der Weggang von Leihspieler Vallejo beschlossene Sache, weshalb hier eine Verpflichtung quasi unumgänglich sein wird. Da wir mit dem Portugiesischen Allrounder eine eher kostspieligere Variante vorgestellt haben, geht der Blick in der Innenverteidigung eher Richtung unteres Preissegment. Und wo bekommt man besser einen günstigen und gestandenen Defensivspezialisten, als bei einem Abstiegskandidaten. Die Rede ist hier von Ingolstadts Marvin Matip und Darmstadts Ex-Goalgetters Aytac Sulu. Die Senioren der bevorstehenden Absteiger scheinen auf den ersten Blick in das Anforderungsprofil der Eintracht zu passen. Beide bringen die nötige Erfahrung mit und zeigten in den vergangenen Spielzeiten durchaus, dass sie sich berechtigterweise als solide Bundesligainnenverteidiger bezeichnen lassen dürfen.
Zugegeben, Aytac Sulu spielt in diesem Jahr eine mehr als bescheidene Saison. Böse Zungen behaupten gar, dass der gebürtige Heidelberger lediglich durch seine Qualitäten bei Standardsituationen zu überzeugen weiß. Dennoch, wenn Sulu an seine Leistung aus der Saison 2015/16 anknüpfen kann, wäre er zweifelsfrei ein Gewinn für Frankfurt. Matip dagegen spielt nun über mehrere Jahre absolut Konstant. Der ältere Bruder von Joel spielt nahezu fehlerfrei und geht als Leader bei den Ingolstädtern voran. Seine Identifikation mit dem Verein könnte aber einer Verpflichtung im Wege stehen. Erst kürzlich verlängerte Matip seinen Vertrag bis 2018 und betonte deutlich, dass er auch im Falle eines Abstieges den Schanzern treu bleiben würde. Jedoch wäre der Deutsch-Kameruner nicht der erste Profifußballer, der in dieser Hinsicht sein Wort nicht halten würde. In jedem Fall würden sowohl Matip, als auch Sulu der Frankfurter Abwehrreihe durchaus an Stabilität bringen.
Vertrauen ist gut
Letztlich bleibt es ein fröhliches Ratespiel, was eine gestandene Bundesligamannschaft in der Sommertransferperiode vorhaben könnte. In Frankfurt dürfte vieles von dem Ausgang der Saison abhängen. Sollten die Adler in den kommenden Partien an die Erfolge aus der Hinrunde anknüpfen, ist ein Platz in Europa alles andere als abwegig. Wie sich darüber hinaus die Situationen einzelner, elementarer Bausteine im Team entwickelt, wird entscheidenden Einfluss auf die Kaderzusammenstellung für die kommende Spielzeit.
In jedem Fall hat die Vergangenheit gezeigt, dass die Kombination Bobic-Kovac in solchen Fällen zu vertrauen ist. Schon im vergangenen Sommer hat die Eintracht durch clevere Kaderergänzungen eine desaströse Vorsaison vergessen gemacht. Gelingt ihnen selbiges auch im kommenden Sommer, dann darf man in Frankfurt wieder nach höherem streben.