Ein modernes Fußballwunder – so beschrieben viele die Entwicklung der TSG 1899 Hoffenheim nach dem Aufstieg in die Bundesliga. Zum Jahreswechsel 2009 stand die TSG als Herbstmeister auf Platz eins. Am Ende ging der Mannschaft von Ralf Rangnick zwar ein wenig die Luft aus, aber für den Aufsteiger reichte es zu einem starken siebten Tabellenplatz. Doch schon weit vorher trieb der „Fußball-Professor“ Rangnick sein Projekt von jungen Spielern aus der Region die im damals noch im Bau befindlichen großen Trainingsgelände in Zuzenhausen entwickelt werden sollten voran. Einer der Ersten, der den Sprung damals in frühem Alter wagte, war Dennis Geiger.
Mit damals elf Jahren ging der junge Spieler aus seiner beschaulichen Heimatstadt Mosbach ins 30 Kilometer entfernte Trainingszentrum der TSG 1899. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der Spieler die in diesem Alter in einen Profiverein eintreten schaffen es überhaupt bis in die A-Jugend. Doch Dennis Geiger schaffte den noch größeren Sprung von dem wohl jeder kleiner Junge träumt der diese Herausforderung in frühem Alter sucht. Er erhielt im Sommer des vergangenen Jahres einen Profivertrag bei den Hoffenheimern.
Früh in der Verantwortung
Früh werden Spieler dem Leistungsprinzip nach aussortiert und neue kommen hinzu, beim 1998er Jahrgang der Kraichgauer blieb jedoch immer eine Konstante: Dennis Geiger. Schon in der C-Jugend wuchs der Junge aus der Region in eine Führungsrolle hinein und führte seine Mannschaft damals zum Gewinn der süddeutschen Meisterschaft. Auch vom DFB blieb er mit seinen starken Leistungen im Mittelfeld nicht unentdeckt. Mit seiner Übersicht und Handlungsschnelligkeit so wie seinen Dribblings erspielte er sich einen Stammplatz bei den Junioren-Teams der Nationalmannschaft. Nach einer starken Saison in der B-Jugend Bundesliga bei dem er sein Team vier Mal als Kapitän aufs Feld führte war er im Sommer fester Bestandteil der U17-Nationalmansnchaft die bei der EM in Bulagien den zweiten Platz belegte. Dort spielte er in einem Team mit Spielern wie Felix Passlack und Salih Özcan die in dieser Saison bereits im deutschen Oberhaus spielen durften. Die anschließende WM in Chile verpasste Geiger aufgrund einer Schambeinentzündung, die er aber zum Start in die A-Junioren Bundesliga überwunden hatte.
In der folgenden Saison lieferte Dennis Geiger den endgültigen Nachweis das er sein Leistungslimit noch nicht erreicht hatte. Mit acht Toren und 13 Vorlagen und starken Leistungen als Antreiber im Mittelfeld führte er die Hoffenheimer A-Jugend in die Meisterschaftsrunde. In den beiden Halbfinalpartien gegen Werder Bremen zeigte der Mittelfeldmotor auch seine Qualitäten vor dem gegnerischen Tor. Mit zwei Treffern und zwei Vorlagen war es vor allem sein Verdienst das die TSG im Finale gegen Borussia Dortmund stand. Dort unterlag man zwar mit 3:5, doch Geiger spielte wieder stark auf und war an zwei der drei Treffer beteiligt.
Sprung für den Kleinen zu den Großen
Auch dem Hoffenheimer Bundesliga-Trainer Julian Nagelsmann, der Geiger noch zu Saisonbeginn in der A-Jugend trainiert hatte blieb diese hervorragende Entwicklung nicht verborgen. Er beförderte den jungen Mittelfeldspieler mit ins Trainingslager der Profis und Manager Alexander Rosen stattete Geiger nach dem er dort ebenfalls überzeugen konnte mit einem Profivertrag bis 2019 aus.
Doch vorerst führte sein Weg in die U23 der Hoffenheimer. Auch um ihn behutsam und langsam weiterentwickeln zu können, sei das der richtige Schritt, wie die Kraichgauer schon des öfteren beweisen hatten, erklärte auch der sportliche Leiter der TSG 1899, Alexander Rosen. Mittlerweile etablierte sich der 18-jährige dort als Stammspieler in der Regionalliga Südwest. In einer Liga mit vielen Traditionsvereinen und ehemaligen Bundesliga-Clubs belegt diese derzeit den fünften Tabellenplatz, was auch ein Verdienst des jungen zentralen Mittelfeldspielers ist. Neben dem Routinier des Teams, dem früheren Nationalspieler Marco Engelhardt, absolvierte Dennis Geiger bisher 15 Partien und erzielte drei Treffer. Nach etlichen Partien zeigte sich auch der U-23 Trainer Marco Wildersinn voll des Lobes über einen seiner jüngsten Akteure, der die stärkste Offensive der Liga immer wieder mit seinen genialen Pässen bedient. Der junge Mittelfeldspieler der in den zentralen Positionen eingesetzt wird, besticht vor allem durch seiner herausragenden technischen Fähigkeiten. Dabei sind es oft nicht die spektakulären Pässe die den 18-jährigen aufblitzen lassen, sondern die einfachen Bälle die den Angriff einleiten. Dennis Geiger spielt je nach System auf der Sechser- oder Achter Position und ist in seinen Jugendteams der Kreativposten gewesen.
Entwicklungsschritte bleiben groß
Sollten seine Entwicklungsschritte weiterhin so groß sein wie in den vergangenen Jahren, winkt Geiger mittelfristig ein Sprung in den Kader an Spieltagen der Bundesliga. Mit Julian Nagelsmann steht ein Cheftrainer bei den Hoffenheimern an der Seitenlinie der trotz seines selbst noch jungen Alters und der anhaltend starken Formkurve des Teams weiter am Konzept mit jungen Spielern festhält. Wenn die bekanntlich sehr fordernden Trainingseinheiten von Nagelsmann mit dem Profiteam den jungen Dennis Geiger nicht zu sehr unter Druck setzen und er weiter seine Leistungen bestätigen ist es möglich das er noch in dieser Saison erstmals in den Kader berufen wird. Mit dem 1899-Coach weiß der Mittelfeldspieler einen Förderer an seiner Seite, der ihn schon zu seiner Zeit bei der U19 trainiert hat.
Doch seine geringe körperliche Präsenz die er mit seinen nur 65 Kilogramm bei 1,72 Meter besitzt könnten ihm zum Nachteil werden. Zwar setzt Nagelsmann auf technisch versierte Spieler, wie es Geiger einer ist, doch auch die Robustheit in der Zweikampfführung und Balleroberung muss vorhanden sein um sich einen Platz im Team der Profis zu erkämpfen.
Die richtige Zeit wird kommen
Nach dem Sebastian Rudy den Verein im Sommer verlassen wird und auch bei Pirmin Schwegler die Zeichen auf Abschied stehen wären mit Lukas Rupp und Eugen Polanski nur noch wenige Konkurrenten auf der Position Geigers. Dies wäre die Chance sich Einsatzzeiten zu erarbeiten, auch aufgrund der derzeitigen Tabellensituation bei der es danach aussieht als müssten die Hoffenheimer im kommenden Jahr erstmals in ihrer Geschichte die Doppelbelastung mit einem europäischen Wettbewerb wegstecken.
Derzeit befinden sich neben Geiger mit Nadiem Amiri und Philipp Ochs zwei weitere Spieler aus der Region im Profikader. Es würde nach knapp zehn Jahren das zum Tragen kommen, wofür der damalige Trainer Ralf Rangnick schon plädiert hatte und als sein Projekt ausgab. Diese Nische der Region zu finden und junge Spieler frühzeitig zu finden und von frühem Alter auf zu entwickeln und in den Bundesliga-Kader befördern.