Coman zu Bayern München

Der Fußball hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung zur Medialisierung und Selbstinszenierung durchlebt und würde man ein junges Talent, vermutlich damals jenseits der 25 Jahre, in eine Zeitmaschine stecken, würde er sich vermutlich ungläubig die Augen wischen. Der ruhige Kingsley Coman stellt nach außen mit seinen extravaganten Haarschnitten und Selbstportraits bei Portalen wie Instagram auf den ersten Blick, jenen neuen typischen Jungprofi dar, doch besticht auf dem Platz mit bemerkenswerter spielerischer Reife. Ein Talent mit viel dahinter? Der neue Ribery? Was den jungen Coman ausmacht, liest du in unserer heutigen Analyse.
Sportliche Vergangenheit

Geboren in Paris, hat der 19-jährige Sohn mit Wurzeln in Guinea-Bissau, bereits im Alter von 8 Jahren den Sprung in das Jugendinternat von Paris St.Germain geschafft. Schon früh zeichnete sich das erkennbare Talent ab, sodass Coman bereits ab der U16 zum festen Bestandteil der französischen Jugendnationalmannschaften gehörte. Unter Trainer Willy Sagnol und Mitspielern wie Paul Pogba machte er besonders in den internationalen Einsätzen einen gewaltigen Entwicklungssprung, sodass aufgrund des auslaufenden Vertrages und fehlenden Einsatzchancen in Paris, im Frühjahr 2014 internationale Topklubs den Hut in den Ring warfen. Eine schwierige Entscheidung, doch Coman entschied sich gegen den von Sagnol trainierten Klub aus Bordeaux und für Juventus Turin. Ein Wiedersehen unter ziemlich besten Freunden, da auch Pogba dort spielte. Bei Juve erfolgte der Durchbruch ebenfalls nicht, da die Konkurrenz übermächtig schien und er sich so über 15 (meist) Kurzeinsätzen in der Serie A langsam zu einem sehr wertgeschätzten Spieler in Italien und Europa entwickelte. Nun folgt der Wechsel zunächst für 2 Jahre auf Leihbasis zum deutschen Rekordmeister FC Bayern, die zudem eine Kaufoption in Höhe von 21 Millionen Euro besitzen. Juve und besonders Sportdirektor Marotta trauern dem Verlust dieses Edeljuwels hinterher, haben jedoch aufgrund der vielen externen Neuzugänge beileibe auch kein positives Klima zur Weiterentwicklung erzeugt.

Stärken/Schwächen und Spielertyp

Der 1,78m große gelernte Linksaußen Kingsley Coman ist ein sehr flexibel einsetzbarer Spieler, der im Offensivbereich besonders auf den Flügeln zum Einsatz kommt, jedoch auch als hängende Spitze seine Qualitäten ausspielen kann. Mit seiner sehr hohen Geschwindigkeit, Sprintstärke und seinem hohen Aktionsradius spult er viele Meter im Spiel ab und ähnelt neben der optischen Ähnlichkeit, auch physisch  einem Aubameyang. Neben dieser Power fällt außerdem seine enge Ballführung, sein Zug zum Tor, sowie starken, kreativen Tempodribblings auf, bei der er sich ideal auf die Außenpositionen der Bayern wohlfinden dürfte. Allgemein bringt er eine enorme technische, taktische und menschliche Reife und schon heute überragende Anlagen mit, sodass nicht wenige Experten ihm eine Weltkarriere zutrauen, die im zirkulierenden Ballbesitzfußball unter Guardiola zum Tragen kommen dürfte. Zu den Schwächen von Coman gehören momentan noch die fehlende Erfahrung, sowie seine häufig noch zu überhasteten Aktionen, sodass er bei gegnerischem Pressing häufig noch die Genauigkeit im Passspiel vermissen lässt, die aber in diesem Alter meist noch normal ist. So spielt er im Aufbauspiel momentan noch meist den sicheren Kurzpass und vermeidet riskante Schnittstellenpässe noch relativ häufig.

Sportliche Situation in München

Das Bayern-Spiel wirkte in der letzten Bundesliga-Saison bei Ausfällen von Robben und Ribery, insbesondere bei internationalen Auftritten doch recht statisch, sodass kreative, überraschende Momente und Schüsse aus der 2.Reihe, abgesehen von Müller, doch Mangelware waren. Grund genug um aufzurüsten, sodass dieses Lack mit dem zurzeit blendend aufgelegten und voll Spielwitz sprühenden Costa und Coman behoben scheint. Ribery fällt noch einige Zeit aus, Robben und Costa scheinen sich festgespielt zu haben, sodass auf den ersten Blick keine gestiegenen Spielchancen auf der Speisekarte stehen. Coman jedoch bringt aufgrund seines Spielertypus eine besondere, fehlende Qualität mit ins Bayern-Spiel, sodass man jetzt Götze im zentraleren Bereich einsetzen kann und aufgrund der brasilianischen USA-Reise von Costa direkt nach der Länderspielreise das Startelfdebüt winken dürfte. Zudem sind jetzt die Flügel qualitativ und quantitativ mit gelernten Außenbahnspielern besetzt, sodass beste Vorraussetzungen herrschen, dass man mit Costa und Coman, als ersten Außen-Back-Up, den Generationenwechsel nach der Ära Ribery und Robben langsam einleiten kann. Man sollte Coman jedoch auch nicht mit Erwartungen überhaufen, da er noch Entwicklungszeit benötigt, um auf absoluten Topniveau als Stammkraft agieren zu können. Robben und Costa werden die nächsten Wochen und wahrscheinlich Monate als Stammduo auftreten, doch bieten die vielen Spielen und das Naurell von Guardiola viele Rotationsmöglichkeiten, um sich national und international für die Startelf zu empfehlen.

Fazit

Die Bayern angeln sich mitten im überhitzten Transferkarusell einen der interessantesten Talente mit Weltformat und gehen keinerlei Risiko ein, da das Leihgeschäft über 2 Jahre clever eingefädelt wurde und auch die Kaufoption mit ihren 21 Millionen, bei einer zuzutrauenden Entwicklung in Zukunft sogar sehr preiswert erscheinen könnte. Die Bayern mischen nun beim Kampf der internationalen Jungtalente stark mit und veränderten in diesem Sommer ihre Transferpolitik, was ihre nationale Vormachtstellung nur verstärken dürfte. Coman wird sich über Kurzeinsätze anbieten müssen und besitzt das Potenzial Ribery zu beerben, muss allerdings nach seinen wenigen Einsätzen auch den Beweis und Tauglichkeit erstmal dauerhaft erbringen. Coman, ein neuer Jungprofi, mit Hang zum Extravaganten beim Rekordmeister. Die Fans hätten bei ähnlicher Kreativität auf dem Rasen, wie sonst bei seinen Frisuren, sicherlich viel Freude in Zukunft mit dem Franzosen.

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