England ist das Mutterland des Fußballs und versprüht besonders in den unteren Ligen einen einzigartigen Charme, wo zwischen reinstem Kick and Rush auf matschigen Rasenplätzen in den industriellen Kleinstädten Fußball-und Fankultur noch denen der einstigen Ursprünge ähnelt. Da die „Three Lions“ auch auf nationaler Ebene nich erst seit Seaman und Nachfahren Probleme im Tor hatten, sich Ruddy verletzte und die EM 2012 anstand, nominierte man genau aus diesen unterklassigen Niederungen einen Keeper, der damals viertklassig spielte und somit für weltweites Erstaunen sorgte. Wer dieser Jack Butland überhaupt ist und wie er mit dieser Nominierung im Nachhinein umging, liest du im heutigen Artikel.
Jack Butland ist ein 22-jähriger Torhüter, der in Bristol, einer Stadt im südwestlichen Englands das Licht der Welt erblickte. Er schloss sich schon im Grundschulalter dem Nachwuchs von Birmingham City an, mit dem Fernziel es irgendwann in die Premier League zu schaffen und er schaffte es auch im Eiltempo in den Profikader, jedoch waren Einsatzchancen dermaßen unrealistisch, dass eine Karriere auf Leihbasis beim viertklassigen Chelterham ihren Anfang fand. Eine ungewöhnliche Konstellation, da Butland im Ligaalltag gegen Amateurkicker spielte und trotzdem Stammkeeper von zahlreichen Juniorennationalteams war und 2010 bei der Junioren EM gar zum besten Torhüter des Turniers gewählt wurde. Nach seiner WM-Nominierung und sogar in der Folgezeit einem Länderspiel für die „Three Lions“ winkte dann wieder Birmingham, wo er allerdings die bekannte Rolle des Bankdrückers einnahm, sodass er mit einem lachenden und einem weinenden Auge 2013 für 3,8 Millionen Euro seinen Jugendverein in Richtung Stoke verließ und den Konkurrenzkampf mit Platzhirsch Asmir Begovic aufnehmen wollte. Ein trotz seines Talentes aussichtloses Duell gegen eine jüngere Legende der Vereinsgeschichte des Teams um Philipp Wohlscheid. So ging die Leihodyssee munter weiter und Butland schnürte pünktlich zum Herbst und Frühjahr einer Saison per Emergency Loan die Fußballschuhe für unterklassige Vereine wie Leeds, Barnsley oder Derby County, die ihm zwar Spielpraxis brachten, allerdings auch fernab des großen Premier-League Zirkusses stattfanden. Das Modell der Emergency Loan, Notfallleihe, bietet unterklassigen Vereinen in akuter sportlichen Gefahr, eine Möglichkeit außerhalb von Transferzeiträumen Spieler für 2 Monate auszuleihen. Ein lukratives Modell für alle Seiten, solang man nicht seine komplette Karriere in diesem Modell verharrt.
Der 1,96 Meter große englische Schlussmann verfügt über eine für englische Verhältnisse stoische Ruhe und strahlt eine große Sicherheit und Präsenz aus. Zudem ist er trotz seiner Größe sehr beweglich und hat gute Reflexe im 1-gegen-1 und entscheidet derartige Duell zumeist für sich. Bei Flanken oder Standardsituationen ist Butland außerdem ein Fels in der Brandung und fischt aufgrund seiner Vorzüge in der Strafraumbeherrschung viele Bälle ab. Die Stärken von diesem Keeper muss man allerdings mit Vorsicht genießen, da er zwar zweifelsohne auch internationales Talent bei diversen Turnieren gezeigt hat, jedoch noch sehr unerfahren im hochklassigen Vereinsfußball ist. Ob Butland diese Stärken auch ausspielen kann, wenn der Gegner nicht Jordan Sanders sondern Aguero oder Diego Costa heißen ist halt noch nicht abzusehen, da das Stoke City Denkmal Begovic noch für unbestimmte Zeit den Strafraum beackert.
Insgesamt bietet sich für Butland nur die Möglichkeit eines Wechsels im Sommer an, denn die Pilgerreise durch die Niederungen des englischen Fußballs ähnelt eher einer Abschiebung auf Zeit, denn einer konsequent, stringenten Karriereplanung. Dass der englische Torhüter Potenzial mitbringt, konnte man durch zahlreiche Auszeichnungen und Juniorenländerspiele begutachten, ob er das Niveau allerdings auch auf Dauer in der wahrscheinlich stärksten Liga der Welt auf den Platz bringen kann, bleibt abzuwarten. Ein Wechsel wäre ihm aus sportlichen Gründen also dringend zu wünschen, wobei sonst sieht man auch in Zukunft einen Nationalkeeper bei Fish and Chips in windigen Kleinstadien durch den M atsch springen. Für den Fußballromantiker sicherlich auch eine schöne Vorstellung.