Schluss aus und vorbei. Die Spielzeit ist durch und nach den Relegationskatastrophen ist man irgendwie auch froh drum. Nach dem Sieg der Wölfe stürmten die Braunschweiger Fans den Platz und die Anhänger der Löwen versuchten gar mit einem Stuhlwurfcontest einen Abbruch zu erreichen. Diese Ausschreitungen helfen nicht dabei, die bei den Fans sowieso umstrittene Relegation positiv zu besetzen.
Aber egal jetzt, es ist vorbei und wer, wie der VFL Wolfsburg, dem Abstieg grade so von der Schüppe gesprungen ist, der möchte das mit großer Sicherheit nicht nochmal durchmachen müssen. Also wird alles daran gesetzt die nächste Spielzeit besser zu gestalten und die Wölfe wollen dabei wohl nicht eine Sekunde verlieren. Denn noch bevor die letzte Bierflasche weggeräumt wurde, wird die Verpflichtung von John Anthony Brooks bekannt gegeben, der nun dabei helfen soll, das Rudel vor Gegentoren zu schützen. Das lässt sich der VFL mal eben 20 Millionen saubere Dieseleuros kosten und in Berlin schreit man „Rekord“ und freut sich sicherlich darüber, den Kader mit der Kohle für die Europa League breiter aufstellen zu können.
From the Land oft the Soccer?
Bei John Anthony Brooks könnte man sich ohne weiteres eine Biografie ausmalen, die einen harten Weg beschreibt, auf dem er sich zwischen New Yorker Basketball Courts und dem weniger beliebten Soccer-Team der High-School entscheiden musste, aber das ist nicht der Fall: Brooks ist ein waschechter Berliner. Sein Vater ist ein amerikanischer Soldat und er somit halb deutsch, halb amerikanisch und auf jeden Fall hundert Prozent Berlin. Über die Klubs Blau Weiss Berlin, Lichtenrader BC und Hertha Zehlendorf kam er 2007 in die Jugendabteilung der Hertha BSC. Dort durchlief er alle Stationen und debütierte schließlich in der zweiten Bundesliga, wo die Hauptstädter in der Saison 12/13 noch antreten mussten, um sich anschließend immer fester im Team zu etablieren. Nach dem Aufstieg ist ihm das mit 90 Erst-Liga-Spielen auch gut gelungen.
John Anthony Brooks kann mit Fug und Recht behaupten, er habe seinen Teil zum diesjährigen Erfolg beigetragen.
Auch international konnte er sich bereits zeigen und ist, nachdem er auch ein Spiel für die deutsche U20 absolviert hat, nun Spieler der amerikanischen Nationalmannschaft.
Jetzt also der Wechsel nach Wolfsburg. Schauen wir mal, ob es sich dabei um einen Karriereschritt oder –schnitt handelt.
IV halt, oder?
Brooks ist groß und Brooks ist athletisch. Für einen Innenverteidiger sind das zwei Voraussetzungen, ohne die es heute kaum noch jemand im Porfibereich schafft. Außer wenn Tony Janschke bei Mönchengladbach mal wieder Innen aushelfen muss.
Aber Brooks großer Vorteil ist, dass er bei seiner Größe nicht unbeweglich wirkt. Wenn er in der Nähe des ballführenden Angreifers ist, ist er auf der Jagd. Kurze Steps, Trippelschritte um im richtigen Moment da zu sein. Dann wird das lange Bein ausgefahren, das beim Ausfahren scheinbar wirklich immer länger und länger wird und oftmals noch einen Pass oder einen Schuss verhindert. Beim Kopfballspiel macht sich Brooks Größe und Stärke natürlich gut. Er setzt seinen Körper schulbuchmäßig ein und sein haarloser Kopf klärt alles was in seine Nähe kommt.
Neben den typischen Stärken von Innenverteidigern hat Brooks auch die typischen Schwächen, soweit man es als Schwäche bezeichnen kann. Sein Aufbau und Passspiel ist mittelmäßig und seine Klärungsversuche wirken manchmal wie rauspölen, was allerdings auch ästhetisch sein kann, fragt mal Dortmunds Sokratis.
Alles in allem lässt sich Brooks als guter Innenverteidiger bezeichnen, der mit 24 Jahren noch Potenzial nach oben hat. Da fragt man sich doch irgendwie, wieso er nicht die Europa League nutzt, um sein Profil zu schärfen? Warum also der Wechsel?
VW wünscht Sonderausstattung
Nun, weil er vermutlich in Wolfsburg deutlich mehr Geld bekommt und sich eine noch bessere Perspektive ausrechnet als bei der Hertha. In Berlin hätte er jetzt international spielen können, in einer Stadt deren Millionen von Einwohner grade zu nach Flutlichtspielen dürsten, die auch unter der Woche 74.000 Menschen ins Olympiastadion schickt und in der nun die Zeit für Helden gekommen sein könnte. Die Hertha ist heiß, sie hat ihren Monolith gefunden. Aber Brooks zieht Wolfsburg der Hauptstadt vor. Wo selbst in der Championsleague viele Sitze frei bleiben. Sportlich sieht es für die Wolfsburger auch nicht so gut aus. Ob sich ihr Topstar und Lebensversicherer Gomez noch eine Saison Wolfsburg antut bleibt abzuwarten. Gomez will mit Sicherheit noch einen Erfolg und nochmal die CL-Hymne hören, statt immer nur „Mario Gomez ist ein Hurensohn“ von den eigenen Spielern. (Zwinker). Andries Jonker habe Brooks mit überzeugt, aber in Wolfsburg überzeugt, hat er mit Sicherheit nicht. Er ist der letzte in einer Kette der Gescheiterten, die am besten Platz machen sollten für einen Neuanfang nach der Relegation. Nach Umbruch riecht es mit Brooks ja, aber da darf sich der Trainer nicht rausnehmen.
In Wolfsburg ist nichts sicher und schon lange nichts gut. Kurzum: Der Wechsel von John Anthony Brooks von Berlin nach Wolfsburg war ein Fehler für Brooks, allerdings, das muss dabei erwähnt werden, kein Fehler für Wolfsburg. Die 20 Millionen sind für die Wölfe zu stemmen und mit Brooks bekommen sie jemanden, der den Kopfballtreffer von Waldschmidt im entscheidenden Spiel gegen den HSV wohlmöglich geklärt hätte.
Mit Brooks stehen die Chancen also gut, dass nicht wieder Relegation gespielt werden muss und der Blick nach oben gerichtet werden kann. Aber selbst wenn Wolfsburg nach einem Umbruch mit Jonker wieder stabil wird, besteht immer noch die Gefahr, dass Brooks nach der Saison denkt: Gott sei Dank ist es aus und vorbei!