Von Schubladendenken und der schönsten Nebensache der Welt

Fußball – ein einfaches Wort, und dennoch so eine große Bedeutung. Nicht nur, dass es eine großartige Sportart ist, bei der man sein Lieblingsteam anfeuert, sich mit Freunden trifft, Spiele besucht oder die neuesten Spieler und Transfers diskutiert. Für mich ist Fußball auch eine Sportart, ohne die ich mir mein (sportliches) Leben nur schwer vorstellen möchte. Seit nunmehr fast elf Jahren spiele ich selber im Verein Fußball – mal mehr, mal minder erfolgreich, aber darum geht es bei dem Sport auf Kreisebene auch einfach nicht.

Dabei war es am Anfang gar nicht so einfach, wirklich im Verein Fußball spielen zu können. Natürlich gab es hier und da langsam die ersten Frauenfußball-Vereine, die einen schon etwas länger, die anderen kamen nach und nach dazu. Natürlich kickte ich schon vor der Anmeldung im Verein gegen das runde Leder, anmelden wollte ich mich aber immer nicht. Die Sprüche, die es immer wieder gab gegen Frauen, die Fußball spielten, konnte ich einfach noch nicht so wegstecken, wie ich es gerne wollte. Doch irgendwann nahm mich eine damalige Freundin einfach mit zum Training und nur wenige Tage später war ich angemeldet – und ich bereue diesen Schritt bis heute nicht, auch wenn es eben nicht immer einfach war!

Einige mögen vielleicht jetzt denken „Übertreib doch nicht so“ oder „Stell dich nicht so an“, aber ich kann auch sagen, mit 13, 14 Jahren ist es eben nicht so einfach, mit manchem umzugehen – und wenn man wegen etwas ausgeschlossen wird, was man von Herzen gerne mag oder macht, dann ist das etwas, was einen beschäftigt. Aber irgendwann entwickelte ich den Ehrgeiz, mich durchzusetzen – und mir vor allem nichts von niemandem vorschreiben zu lassen, was ich gut zu finden habe und was ich als Frau zu tun und zu lassen habe. Das ist übrigens etwas, woran man sich in jedem Bereich des Lebens halten sollte: Sich niemals verbiegen zu lassen.

Das erinnert mich daran, wie ich im Internet auf einen Artikel einer jungen Bloggerin gestoßen bin, die als Informatikerin arbeitet. Hier heißt es:

Ich würde euch sehr gerne detailliert erklären können, wie mich Menschen ansehen, wenn ich ihnen sage, dass ich als Informatikerin arbeite. Im Jahr 2015. Ich würde diese Blicke gerne besser beschreiben als nur mit den Worten erstaunt, perplex, schockiert. Als Frau? Ja, als Frau. Ich bin eine Frau und ich arbeite in der Informatik. Und ich liebe es. Ich tue es gerne. Es ist mein Job und ich schätze meinen Job sehr. Ja, die Branche wird von Männern dominiert – wo liegt das Problem? Wem gibt dies das Recht uns Frauen für diesen Job als ungeeignet abzustempeln? Schubladendenken.“

Zugegeben, natürlich bin ich keine Informatikerin und bin eine derjenigen, die leider mit wenig Wissen auf diesem Gebiet gesegnet sind. Aber auch wenn es nicht direkt passt, kann ich mich in den Worten wiederfinden und es auf Fußball und vor allem auch auf meinen Berufswunsch übertragen. Denn Anfang letzten Jahres habe ich mein Studium in der Richtung „Angewandte Medien“ mit den Schwerpunkten Sportjournalismus du Sportmanagement abgeschlossen. Da ich mich vor allem für den journalistischen Part interessiere und das Studium hauptsächlich deswegen angenommen habe, war auch hier schnell klar: Auch im Sportjournalismus haben es die Frauen nicht leicht. Natürlich gibt es mit Sicherheit Sportarten, bei denen viele Frauen darüber berichten. Da ich aber auch hier eine große Leidenschaft für die Berichterstattung über und um Fußball habe, zeigte sich auch hier schon bald die deutliche Geschlechterverteilung. Aber hier noch von den Erfahrungen zu erzählen wäre wohl eindeutig zu weit ausgeholt, obwohl ich mit Sicherheit noch stundenlang darüber schreiben könnte. An der Stelle sei vielleicht nur so viel noch gesagt: Schaut euch die Medienabteilungen der Fußballvereine an – dort übernehmen fast (ich sage hier bewusst fast, denn es gibt sehr viele gute Ausnahmen!) nur Männer die Arbeit, auch in der Bundesliga.

Für viele scheint es einfach noch immer ein fragendes Gesicht der Ungläubigkeit aufzuwerfen wenn eine Frau sagt „Ich spiele Fußball“ – und das ist etwas, was ich einfach nicht verstehe. Man kann über Frauenfußball denken was man möchte, aber man sollte die Frauen, die es spielen oder sich dafür interessieren einfach akzeptieren, genauso wie man selbst akzeptiert werden möchte. Sprüche wie „Frauenfußball ist wie Pferderennen mit Eseln“ sind da einfach fehl am Platz. Natürlich gibt es technische Unterschiede oder Defizite in der Geschwindigkeit. Mich haben all die Vorurteile gegenüber Frauenfußball und Frauen im Fußball vielleicht am Anfang etwas zögerlich an die Dinge heran gehen lassen, aber niemals ganz aufgehalten. Und daran wird sich auch niemals etwas ändern. Denn es heißt FrauenFUßBALL und MännerFUßBALL. Und Fußball ist doch einfach die schönste Nebensache der Welt.

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