Der Valentinstag ist der Tag der Liebenden. Landesweit freuen sich Blumenläden über einen der umsatzstärksten Tage des Jahres und doch sind es die kleinen und großen Aufmerksamkeiten im Alltag, sowie gemeinsame Verbindungen und Erlebnisse die eine Liebe über die Jahre aufrechterhalten. Man hat in einer Beziehung Höhen und Tiefen, genießt die Zeit miteinander, geht durch dick und dünn. Blickt man auf den Fußball, sieht man deutliche Parallelen. Wir, Transferkritiker, haben im Fußball eine große Liebe gefunden, mit unseren Vereinen seit Kindestagen emotionale Achterbahnfahrten erlebt und lieben diesen Sport seit dem ersten Tag. Das erste Spiel im Stadion – im Kopf so präsent wie das erste Date und noch heute spürt man jedes Mal das Kribbeln und die Vorfreude auf das nächste Spiel, wie auf das langerwartete nächste Treffen bei Frischverliebten oder in Fernbeziehungen. Eliano, Maurice, Lukas und Annemarie nehmen euch mit auf das TK-Valentinstagsdate und zeigen euch ihre eigenen, persönlichen Geschichten zu ihren besonderen Beziehungen zum Fußball und ihren Lieblingsvereinen.
Eliano (bis November 2016: Redaktion West/ Leverkusen-Fan)
Als Leverkusen-Fan hat man es nicht immer leicht. Man muss immer wieder mit Niederlagen klar kommen, man hat das Gefühl, in der Mannschaft herrscht manchmal kein Siegeswille. Man wird nicht wirklich beachtet, doch man ist immer als „Vizekusen“ da, besonders wenn man in Köln wohnt. Ich konnte wohl nichts dafür. Ich wurde da hineingeboren. Mein Vater nahm mich zu fast jedem Heimspiel mit, die Spiele in der BayArena, die ich in ungefähr 10 Jahren verpasst habe, kann man an zwei Händen abzählen. Mein Schrank ist überfüllt mit Bayer-Klamotten, selbst meine Handyhülle habe ich mit einem Bild von Roberto Hilbert verewigt. Ja, ich bin übrigens verrückt. Dennoch erlebte ich das aufregendste Spiel nicht in der BayArena, sondern im Berliner Olympiastadion. Es war auch weder die Hertha noch meine Werkself dran beteiligt. Es war das Spiel am 16. Oktober 2012. Schweden besucht „Die Mannschaft“ im Nationalstadion. Mit dabei: Zlatan Ibrahimovic. Mein absoluter Lieblingsstürmer, ein Weltklasse-Typ. Und seine Weltklasse bewies er ein mal mehr in diesem verrückten Spiel. Nachdem Özil kurz nach der Halbzeit das 4:0 schoss, lehnte ich mich pudelwohl und überglücklich in meinem Platz auf Höhe der Mittellinie zurück. Genau dann nahm das Unheil seinen Lauf. Erst mal köpfte „Ibrakadabra himself“ den Anschlusstreffer in der 62. Minute. „Kann passieren“, dachte ich mir. Dass es bis zur 90. Minute 4:3 stand, durfte allerdings nicht passieren. Egal, Nachspielzeit. Dann kam Blondschopf Johannes Elm und er verpasste mir mit seinem Schuss ins linke Eck quasi einen Genickbruch. Die Tränen flossen. Doch ich musste mit solchen Rückschlägen klar kommen. Die kannte ich ja aus der Heimat. Und genau an solch einem Valentinstag erinnere ich mich an dieses Spiel zurück und mir wird ein mal mehr klar, warum ich diesen Sport liebe.
Annemarie (Bis Mai 2015: Leiterin Social Media/ Bayern-Fan)
Das mit mir und dem Fußball war keineswegs eine Liebe auf den ersten Blick. Ganz im Gegenteil. Bis ich 12 Jahre alt war, wusste ich quasi nichts über diese Sportart. Dann kamen Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger – als Poster in der Bravo. Ein paar Minuten konnte ich mir seitdem wirklich konzentriert ein Spiel anschauen. Der Fußball und ich, wir näherten uns an.
2012 kam dann aber die Rundum-Beschallung! Mein neuer Freund schaute eigentlich IMMER Fußball: Bundesliga, Pokal, Championsleague, Europaleague, Sportschau, Sport im Osten. Alles. Immer. Ich fand das damals total öde! Ich konnte mich geradeso zweimal im Monat zu seinen Fußballspielen in der Landesliga schleppen.
Aber dann eignete ich mir Wissen an – einerseits um zu imponieren, andererseits um nicht vor Langeweile vor dem Fernseher zu sterben. Ich googelte Regeln, Vereine, Spieler und Trainer. Seitdem bin ich Fußball-Fan und Transferkritikerin. Ich schaue leidenschaftlich Bundesliga und noch viel leidenschaftlicher internationale Spiele. Ich war auch schon live dabei und weiß heute, dass da nicht nur jemand dem Ball hinterherläuft, sondern höchst taktisch agiert. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich heute keine Spiele der Landesliga mehr anschauen mag.
Mein Freund hatte während meines Lernprozesses natürlich einen großen Anteil: Er erzog mich zum FC Bayern Fan. Ich bin mit einem Cappi, einem Schal einem Müller-Trikot ausgestattet, auf dem schon der liebe Jerome Boateng unterschrieben hat. Und heute zum Valentinstag steht der FC Bayern Sekt schon eisgekühlt auf dem Wohnzimmertisch.
Lukas (Leiter Lokalredaktion Süd/ 1860-Fan)
Ist ein 1860-Fan überhaupt ein Fußballfan? Oder ist er vielmehr Pöbler, Säufer oder Masochist? Außenstehende ordnen den Löwenfan ja gerne einer der letzteren drei Kategorien unter. Fakt ist: Auch wenn das Fan-Dasein als Anhänger des Giesinger Traditionsclubs manchmal nicht mehr viel mit dem Sport selbst zu tun hat, so wird es doch ewig die Liebe zu eben jenem aufrecht erhalten. Paradox – aber was ist im Fußball, oder vielmehr noch in der Liebe, schon logisch zusammenhängend? Und so kommt es, dass viele “Sechzger“ eben mehr sind als ein reiner Stereotyp. Die Münchner Fanszene fasziniert, da sie vielfältiger nicht sein könnte. Dies ist einer der Faktoren, die mich den Fußball lieben lassen – und das schreibe ich just nach dem Spiel, in dem die Zahl der Gegentore, die sie gegen Eisern Union bekommen haben, die gleiche ist wie die der Liga, der sie immer näher kommen.
Die Liebe zu 1860 beschränkt oder behindert meine Liebe zum Fußball nicht etwa, sie bietet mir andere Blickwinkel und somit ein breiteres Spektrum der Zuneigung. Genauso wie Fans des FC Bayern genieße ich hochklassige Spiele, erfreue mich an der Atmosphäre und natürlich auch den sportlichen Genüssen des Spiels. Das bietet mir die Möglichkeit, als Autor eine interessante Mischung zwischen differenziert und nüchtern sowie kritisch und unterhaltsam auszuloten. Nicht zu vergessen noch ein letzter Aspekt: Von Kindesbeinen an als Spieler und seit wenigen Jahren auch als Trainer erlebe ich Fußball aus einem authentischen, unveränderten Blickwinkel.
Das Tolle: All diese Aspekte, so unterschiedlich die Bereiche auch sein mögen, in denen sie wirken, hängen ganz eng zusammen und beeinflussen einander, mit der Bezeichnung ,,Fußball“ als kleinstem gemeinsamen Nenner. Dieses Zusammenspiel möchte ich als meine persönliche ,,Liebe zum Fußball“ bezeichnen. Schönen Valentinstag!
Maurice (Redaktion Süd/ Bayern-Fan)
Wenn man Fan des FC Bayern ist, wird man häufig als „Erfolgsfan“ betitelt. Ich selbst kann das von mir nicht behaupten. Mein erster Stadionbesuch in München war im Jahr 1999, damals noch im altehrwürdigen Olympiastadion. Und auch ansonsten werden sich so gut wie alle Spiele des Rekordmeisters im TV angeschaut und gelegentlich wird auch in die Münchener Arena gefahren. In der Geburtsstadt von Uli Hoeneß lebend und bei seinem Heimatverein spielend ist es leicht Fan der Bayern zu werden. Natürlich bleibt man als FCB-Fan meist von Niederlagenserien verschont, wie bei anderen Teams. Auch wenn einem Spiele wie die 1:5-Niederlage in Wolfsburg unter Jürgen Klinsmann negativ im Gedächtnis bleiben. Sehr gerne ruft man sich dann aber die zwei Champions-League Siege und den Last-Minute Meistertitel 2001 hervor. Zum Fussball gekommen bin ich aber durch den unglaublichen Durchmarsch der Mannschaft aus meiner Heimatstadt. Als der SSV Ulm Ende der 90er Jahre unter Trainer Ralf Rangnick die ganze Republik verzückte und den Durchamrsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga schaffte, gab es eine nie da gewesene Euphorie. Die ganze Stadt stand eine Saison lang Kopf und es folgten Fussballfeste bei denen „die Großen geärgert und besiegt wurden“. Am Ende fand die Saison kein glückliches Ende, die Mannschaft mit dem kleinsten Etat der Bundesliga musste am letzten Spieltag in der 90. Minute den Abstieg verkraften. Was danach folgte hatte mit dem Bundesligisten von einst nichts mehr gemein, drei Insolvenzen und ein Wettskandal innerhalb von nur zwölf Jahren später, ist Ruhe in den Ulmer Fussball gekehrt. Doch damit soll nicht Schluss sein, denn an einem Tag wie dem heutigem erinnert man sich gerne an diese schöne Zeit zurück. Wo es diese „Cinderella-Story“ schon einmal gab, träumt man immer gerne von der nächsten.