Transferabrechnung: VfB Stuttgart

Wie bereits in der Vergangenheit hat der VfB auch in diesem Jahr nicht sonderlich für Aufsehen auf dem Transfermarkt gesorgt. Um die zehn Millionen Euro gaben die Schwaben in der abgelaufenen Transferperiode für neue Spieler aus. Insbesondere für die Defensiv-Abteilung wurden nach den Abgängen von Antonio Rüdiger und Sven Ulreich gleich mehrere Spieler verpflichtet, die die viertschlechteste Abwehr der vergangenen Saison (60 Gegentore) stabilisieren sollten. Hat der VfB gut eingekauft oder waren die Schwaben an der einen oder anderen Stelle doch zu geizig? Wir haben nachgeschaut.

Verstärkung

Der Argentinier Emiliano Insúa ist unter Alexander Zorniger auf Anhieb Stammspieler geworden. Im Vergleich zum Vorjahr, als mit Gotoku Sakai, Florian Klein oder Adam Hlousek gleich mehrere Spieler auf der linken Außenverteidiger Position eingesetzt wurden, keiner aber wirklich überzeugen konnte, ist in dieser Saison endlich Stabilität eingekehrt. Der vierfache argentinische Nationalspieler stand in der Bundesliga bisher in jedem Spiel in der Startelf. Sicherheit und Ruhe am Ball, sowie das Einschalten in die Offensive sind bezeichnend für das Spiel des 26-jährigen. Auch seine Defensiv-Aufgaben erfüllt er gewissenhaft. In der VfB-Defensive ist er die größte Konstante, ohne dabei extrem auffällig zu agieren. Nur beim 0:4 gegen den FC Bayern München wirkte der eigentlich zweikampfstarke Südamerikaner überfordert, worüber aber, bei der derzeitigen Form des Rekordmeisters, hinweg gesehen werden kann.

Mitläufer

Die Leistungen der neuen Nummer eins beim VfB, Przemyslaw Tyton, schwanken ähnlich wie ein Paddelboot auf unruhiger See. Beim 2:2 in Hoffenheim patzte er beim Tor von Kevin Volland zum 1:2 aus Stuttgarter Sicht, gegen den 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt verursachte der Pole jeweils einen Elfmeter. Gegen den FC Ingolstadt hielt er wiederum überragend und sicherte dem VfB den ersten Heimsieg der Saison. Der für eine Million vom PSV Eindhoven gekommene Torwart profitierte zunächst von der Verletzung seines Konkurrenten Mitchell Langerak. Seinen Vorgänger Ulreich konnte der polnische Nationalspieler aber noch nicht adäquat ersetzen.

Im Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen zog sich Lukas Rupp einen Handbruch zu und musste operiert werden. Seitdem ist der aus Paderborn gekommene defensive Mittelfeldspieler außer Gefecht gesetzt. Gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen machte der technisch- und abschlussstarke Rupp sein bislang bestes Spiel im VfB-Trikot. Ein Tor erzielte der gebürtige Heidelberger dabei selbst und bereitete ein weiteres Tor vor. Mit Christian Gentner und Serey Dié hat er im defensiven Mittelfeld starke Konkurrenz. Muss sich nach seiner Verletzung erst wieder ins Team zurückkämpfen. Insgesamt kommt der variabel einsetzbare Mittelfeldspieler auf acht Einsätze in der Fußball-Bundesliga und einem Einsatz im DFB-Pokal.

Kurz vor Schließung des Transferfensters schlug Robin Dutt noch einmal zu. Nach sechs Gegentoren an den ersten beiden Spieltagen schauten sich die VfB-Verantwortlichen nach Alternativen im Abwehrzentrum um. Schlussendlich wurde der kopfballstarke Toni Sunjic für circa drei Millionen Euro vom russischen Erstligisten Kuban Krasnodar verpflichtet. Der bosnische Nationalspieler schlug zunächst ein wie eine Bombe: Er traf prompt in seinem ersten Spiel für den VfB per Kopf gegen Hertha BSC Berlin und glänzte mit gutem Stellungsspiel. Von Spiel zu Spiel wurden die Leistungen von Sunjic aber immer schlechter. Zwar ist er in der Luft sowohl offensiv, als auch defensiv eine echte Waffe, gegen schnelle und technisch-versierte Offensiv-Leute, wie in den Spielen gegen Leverkusen und Gladbach, wirkt er aber schlichtweg überfordert.

Im Offensiv-Bereich hat der VfB nur wenige Veränderungen vorgenommen. Mit Jan Kliment wurde ein talentierter Stürmer verpflichtet, der momentan noch ausschließlich als Einwechsel- und Ergänzungsspieler zum Zug kommt. Robbie Kruse wurde von Bayer 04 Leverkusen für eine Saison ausgeliehen. Der schnelle, aber ziemlich schmächtige Australier ist eine gute Alternative für das Konterspiel. Außerdem kam mit Arianit Ferati ein technisch starker Spieler aus der eigenen Jugend ins Team, der während seinen Einsatzzeiten bereits gute Ansätze gezeigt hat, in manchen Situationen aber noch zu verspielt und ballverliebt ist. Sowohl Kliment, als auch Kruse und Ferati sind in ihrer momentanen Verfassung keine Anwärter auf einen Platz in der ersten Elf.

Nicht bewertbar

Mitchell Langerak wurde von vielen Experten als neue Nummer eins beim VfB gesehen. Der Australier verletzte sich aber Anfang Juli am Oberschenkel und einen Monat später am Knie. Der mittlerweile 27-jährige hat die beiden Verletzungen nun auskuriert und soll Tyton Druck im Tor der Stuttgarter machen. Der von Borussia Dortmund gekommene Torwart hat seine Stärken auf der Linie und im Eins gegen Eins. Beim BVB war er zwar ein zuverlässiger Ersatzmann, strahlte aber dennoch nicht immer die nötige Ruhe und Sicherheit im Kasten aus. Über kurz oder lang könnte er trotzdem den Polen Tyton als Nummer eins im Tor ablösen.

Fazit

Auf die Schulter klopfen können sich Robin Dutt und Co. nach heutigem Stand nicht, was die Transferpolitik im Sommer angeht. Gerade weil das Hauptaugenmerk auf die Defensive gerichtet wurde, um diese zu stabilisieren. Mit 27 Gegentoren sind die Schwaben jedoch die Schießbude der Liga. Insbesondere in der Innenverteidigung hapert es gewaltig. Einzig und allein Außenverteidiger Insúa konnte bislang von allen Neuzugängen überzeugen. Was den Verantwortlichen zu Gute gehalten werden muss, ist, dass sie trotz lukrativer Angeboten die „fantastischen Vier“ (Daniel Didavi, Daniel Ginczek, Filip Kostic und Martin Harnik) über den Sommer hinaus halten konnten. Dass sich mit Daniel Ginczek und Filip Kostic gleich zwei dieser vier Spieler verletzt haben, ist für den VfB natürlich enorm bitter. Die vor der Saison hoch gehandelten Stuttgarter haben trotz der beiden Ausfälle an einem offensiven Spielsystem festgehalten, was momentan noch nicht aufgeht. Es hapert außerordentlich an der Chancenverwertung, wie zum Beispiel im Spiel gegen den FC Schalke 04. Der VfB hat es im Sommer verpasst im Offensiv-Bereich eine weitere Alternative zu verpflichten. Betrachtet man die Verletzungshistorie Ginczeks, so sollten die VfB-Verantwortlichen darüber nachdenken im Winter einen Stürmer ins Ländle zu holen, um auf einen weiteren Ausfall ihres Top-Angreifers gewappnet zu sein.

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