Transfer-Scout International – Diese Wechsel waren bisher am interessantesten (Teil 2)

Seit unserem letztwöchigen Pilot-Scout auf dem internationalen Transfermarkt demütigten die Dortmunder Mourinho und ihren Ex-Kollegen Mkhitaryan, die Hertha ist endlich aus dem Sommerschlaf zurückgekehrt und die kolportierte Ablösesumme für Frisuren-Chamäleon Paul Pogba überspringt womöglich die Baukosten des Juventus Stadium! Nach Zweidrittel Defensive und Eindrittel Offensive liegt der Fokus heute auf der Tormaschine der Teams. TK stellt exklusiv Nico Gaitán, Marko Pjaca und Ahmed Musa vor! Join in!

Transfer-Scout: Nico Gaitán (Atletico Madrid)

Seit seiner Zeit in der Jugend der Boca Juniors gilt Gaitán überall als eines der jährlich tausend Talente, denen eine ganz große Zukunft vorhergesagt wird. Obwohl in den vergangenen Jahren immer wieder absolute Top Klubs mit seinem Namen in Zusammenhang gebracht wurden, entschied er sich für die Liebe zum Verein der ihn groß gemacht hat. Die Tränen waren nach dem Abpfiff seines letzten Matches für die Adler aus Lissabon deswegen nicht mehr zu halten. Er verdankt diesem Klub einfach alles! Doch nicht nur aufgrund seiner herausragenden Dienste und seinem Leistungsträger-Image ist der mittlerweile 28-jährige Genius ein mehr oder weniger bekannter Name. Für alle Fußball-Liebhaber und frechen Lausbuben vor dem Bildschirm: Erinnert ihr euch an einen der frechsten Freistöße die je getreten wurden? Sein Panenka-Freistoß gegen Paok Athen ist an Dreistigkeit, Spielfreude und Selbstvertrauen kaum zu schlagen! Vergesst Juninho, Ronaldinho oder Becks und stöbert in fußballerischer Nostalgie aus dem Jahre 2014!

Aber nun zum Spieler selbst: Hier kurbelt Benfica, wenn auch unfreiwillig, mal wieder die Gewinn-Maschine an. Mit einem Transferplus von ca. 18 Mio. € verabschiedet sich das kreative Gesicht des Teams, nachdem er als Di Maria-Ersatz top Leistungen erbracht hat, in Richtung spanische Hauptstadt. Der beidfüßige Techniker reiht sich neben Stars wie Joao Moutinho, Nemanja Matic oder Hulk in eine Schlange absoluter Topspieler ein, die in der Primeira Liga ihren Durchbruch feiern durften. Sein Repertoire umfasst neben einer hautengen Ballbehandlung auch eine blitzschnelle Ideen- und Entscheidungsfindung, die von einem exzellenten Passspiel abgerundet wird. Die Expertenmeinungen scheiden sich allerdings vor allem hinsichtlich seiner Position. Seine gesamte Zeit verbrachte Gaitán auf dem linken Flügel, von wo aus er mit seiner technischen Finesse und seiner Beweglichkeit nach innen zieht, um Eins-gegen-Eins-Situationen zu provozieren, oder entscheidende Lückenpässe zu spielen. Aufgrund seiner vielseitigen Fähigkeiten ist es verständlich, das Stimmen laut werden, die sich fragen, ob er nicht besser im Zentrum eingesetzt werden sollte. Vor allem seine äußerst schlechte Rückwärtsbewegung und sein maximal strategisch solides Pressingverhalten, setzten ihm immer wieder lauffreudigere und taktischere Kollegen vor die Nase. Ebenso darf trotz seines Images kein Spieler erwartet werden, der ein ganzes Spiel an sich reißen und es beliebig steuern kann. Hier ist noch ein großer Schritt zu gehen, um vor allem seine qualitativen Ausnahmeleistungen konstant auf den Rasen zu bringen.

Unter „El Cholo“ wird Gaitán einen riesigen Sprung machen müssen, um sich in das sehr harmonische Team eingliedern zu können. Atletico lebt von seinem flinken Umschaltspiel, seiner Aggressivität, Leidenschaft und den intensiven Pressingphasen. Hier wird er sich auf weniger „Fußball“ als gewohnt einstellen müssen und auf einen Trainer, der an der Seitenlinie aktiver ist als mancher Spieler auf dem Platz. Die Umstellung wird schwer und erfordert vor allem eins: Hingabe! Da die Madrilenen allerdings keine signifikanten Abgänge zu verzeichnen haben, wird der Wechsel für eine vielfältigere, qualitative Breite dienen. Einen absoluten Stammspieler kann man hier nicht prophezeien. Dennoch dürfen sich die Fans im Vicente Calderón auf ihn freuen!

Transfer-Scout: Marko Pjaca (Juventus Turin)

Um den jungen Pjaca entwickelte sich im Laufe dieses Jahres ein Triple-Threat-Match innerhalb der Serie A. Der Dreikampf zwischen Inter, dem AC Milan und der alten Dame entwickelte sich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem sich die Pole Position stetig änderte. Die klebrigsten Finger bewies letztendlich der amtierende italienische Meister und Pokalsieger. Juve war neben der Borussia aus Dortmund eine der aktivsten Mannschaften respektive der Kaderplanung für die anstehende Saison – Dani Alves, Pjanic, Pjaca, Benatia und Lemina heißen die verheißungsvollen Akteure, die neben nationalen Titeln auch das internationale Parkett gewinnbringend gestalten sollen.

Aus der größten kroatischen Talentschmiede stammend, wechselt auch der junge Flügelspieler von Dinamo Zagreb in eine der Topligen Europas. Er steht ähnlich wie Halilovic, Kovacic und Co. für die künftige kroatische Fußballzukunft. Sein starkes Passspiel, ähnlich dem von Rakitic und Modric, kombiniert mit Perisics Schnelligkeit machen ihn zu einem absoluten Skilling-Hybrid. Ähnlich wie viele moderne Talente ist auch der neue Turnier Youngster beidfüßig, mit einem Vorteil auf dem starken rechten Fuß. Eingesetzt wird er vor allem auf dem linken Flügel um, wie Bayerns Arjen Robben, mit schnellen Cut-Ins ins Zentrum zu ziehen und den finalen Pass, oder Abschluss zu suchen. Seine saubere Ballbehandlung verleiht seinem Spiel eine attraktive Leichtigkeit. Seine wohl größte Stärke liegt allerdings in seiner Jugend. Mit erst 21 Jahren und seiner grenzenlosen Mentalität hat er noch einen großzügigen Spielraum mit Blick auf die Weltspitze.

Schattenseiten auszumachen fällt bei dem jungen Pjaca äußerst schwer! Effektivität und mehr Ruhe in seinen Aktionen sind Schwachstellen, die es in einer starken Liga zu beheben gilt. Der Wechsel aus der HNL, der höchsten kroatischen Liga, birgt ein Risiko, hinsichtlich des Fit-In der Serie A. Seine Qualitäten haben ihm den ersten Schritt in Richtung Top-Klassen-Fußball ermöglicht, die es nun im Konkurrenzkampf mit vielen Hochkarätern wie Cuadrado, Dybala, Lichtsteiner und Co zu bestätigen. gilt. Ein Toptransfer muss daraus allerdings erst werden. Die Voraussetzungen, ähnlich einzuschlagen wie Coman bei den Münchener Bayern, hat er allemal. Pjaca ist nahezu ein weiteres Musterbeispiel der großen Qualität kroatischer Talente!

Transfer-Scout: Ahmed Musa (Leicester City)

„Das Wunder des Jahrhunderts“ (AS), „History Makers! Leicester trotzt Wetten von 5000:1“ (Daily Mirror), oder „King Claudio. Historischer Titel für Leicester“ (Gazetta dello Sport). Die Presse überschlug sich nach dem das Gallische Dorf der Premiere League den großen Widersachern über 38 Spieltage hinweg trotzte – und das zurecht! Auch die Meistertruppe lies die ganze Welt an ihrem Erfolg teilhaben und posteten zahlreiche Fotos und Videos von der Meisterfete aus Jamie Vardy´s Haus – Christian Fuchs landete hier mit seinem Handyvideo den Hitclick auf den Social Media Kanälen, als nach dem entscheidenden Spiel der Spurs die Feierlage mächtig eskalierte. Die Frage die sich allerdings schon während der starken Saison stellte: Folgt ein Ausverkauf? Nun, 70 Tage nach dem letzten Spieltag hat einer der Meistermacher, Jamie Vardy, seinen laufenden Kontrakt wider Erwartungen verlängert, während Kanté seine neue berufliche Herausforderung beim FC Chelsea sucht und Riyad Mahrez mit einem Wechsel zum Konkurrenten Arsenal in Verbindung gebracht wird.

Hier tritt der erst 23-jährige Ahmed Musa ins Bild. Der beidfüßige Sturmallrounder ist vorwiegend zur Qualitätssteigerung, mit Blick auf die erste Champions League Saison in der Geschichte des Klubs, sowie als adäquater Ersatz für den wechselwilligen Mahrez verpflichtet worden. Seine markanteste Fähigkeit ist seine unbändige Schnelligkeit. Wie Gaitan und Pjaca zieht auch er gerne nach innen, um seine weiteren Aktionen anzusetzen und vor allem das Dribbling zu suchen – Stärke und Schwäche zugleich, da er oft sehr verspielt wirkt und seine technischen Fähigkeiten nicht so filigran sind, wie er in zahlreichen Duellen zu glauben scheint. Gegen Weltklasse-Verteidiger, die ihn in der Königsklasse erwarten, bekommt er ohne genug Raum auffällig häufig Probleme. Seine Größe birgt ebenso ein zweischneidiges Schwert. Klar ist, dass seine 1,70 Meter ihm jegliche Kopfballpräsenz nehmen, im Gegenzug jedoch weiß er seinen tiefen Körperschwerpunkt gezielt einzusetzen, um den Ball in notwendigen Situationen abzuschirmen und den mannschaftseigenen Ballbesitz nicht sinnlos herzuschenken.

Leicester wusste in der vergangenen Spielzeit mit ihrem 4-4-1-1 sowie einem exzellenten Konter- und Umschaltspiel  zu überzeugen. Gerade hier kann er seine Geschwindigkeit zur Waffe machen. Gemeinsam mit Ranieri gilt es an seinem Positionsspiel zu arbeiten, da er und das Abseits bessere Freunde sind, als gut für ihn ist. Im Rahmen des Überraschungsmeisters kann Musa als absoluter Top-Transfer eingestuft werden. Die ruppige Spielweise in England wird er aufgrund seiner Fitness kompensieren können und ist vergleichbares aus Russland ohnehin gewohnt. Die 18 Mio. Euro Ablöse sind aufgrund des zu erwartenden Abgangs von Mahrez, den eingenommenen 35 Mio. Euro durch den Kante-Wechsel und der Meisterprämie absolut verhältnismäßig und leicht stemmbar. Nun gilt es, sich in die familiäre Situation Leicesters reinzufinden und die möglicherweise nächste Sensation im Erfolgsabschnitt der Foxes wegweisend mitzugestalten.

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