Weihnachtsspecial

TK-Wunschzettel: Sechs Dinge, die wir uns für die Transferperiode wünschen

Die Weihnachtszeit wimmelt nur so vor unangenehmen Fragen. Würde man ein Ranking erstellen, dann stehen bei uns auf Platz drei: „Bist du sicher, dass du das noch essen solltest?“, und auf Platz zwei definitiv: „Mein wievielter Glühwein war das eigentlich?“. Die wirklich unangenehmste Frage aber lautet: „Was wünschst du dir zu Weihnachten?“. Wir Transferkritiker sind aber bekanntermaßen sehr bescheidene Menschen und geben uns mit Kleinigkeiten zum Weihnachtsfest zufrieden. Es gibt schließlich wichtigere Dinge im Leben.

Zum Beispiel die Wintertransferperiode im Januar! Würde uns endlich nur einmal jemand die Frage stellen: „Was wünschst du dir eigentlich für die kommende Transferperiode?“, dann könnten wir uns kaum zurückhalten vor Wünschen. Wir haben trotzdem versucht, uns auf sechs Wünsche zu beschränken.

1. Blockbuster Transfers am letzten Transfertag

Wenn Sky schon einen Tag nur über Transfers berichtet, dann soll sich das ganze Spiel auch lohnen. Wie sehr wünschen wir uns nochmal einen letzten Transfertag wie am 31. Januar 2011. Zur Erinnerung: Im Raum stehen die Wechsel von Fernando Torres zu Chelsea für 59 Mio. €, Andy Carroll (wow) zu Liverpool für 41 Mio. € (doppel-wow). David Luiz zu Chelsea für 21 Mio. € und nicht zu vergessen: der Doppeltransfer von Ali Karimi und Angelos Charisteas zu Schalke (wow, wow, wow!). Das können wir doch locker übertreffen.

Man braucht nicht viel Fantasie und nur einen kurzen Blick auf die Tabelle in England, um zu wissen, dass einige (Panik-)Transfers am letzten Tag auf uns warten werden. Es wird genügend Wechsel in der Karimi-Charisteas-Kategorie geben, wenngleich mit weniger spektakulären Koryphäen der Bundesliga. Wir hoffen aber auch auf Torres-Transfers. Wer würde nicht gerne Jamie Vardy bei Borussia Mönchengladbach sehen? Oder einen spektakulären Last-Minute-Tausch von Zlatan Ibrahimovic und Kun Aguero? Als kleines Sozialexperiment zumindest, geleitet von Dr. José Mourinho. Das Geld soll und darf mit beiden Händen aus dem Fenster geworfen werden am letzten Tag. Und wenn es sein muss, dann darf auch Andy Carroll noch einmal wechseln. Dieses Mal aber für weniger Geld, lieber Jürgen Klopp.

2. Der Sky Deadline Day

Kommen wir zu einer weiteren ganz bescheidenen Angelegenheit. Wir Transferkritiker warten das ganze Jahr auf den 31. Januar, um endlich wieder Panik-Transfers in England und gähnende Leere in der Bundesliga erleben zu dürfen. Unser persönliches Weihnachtsfest in Transferform. Es gibt kaum etwas Schöneres, als das Verzweifeln einiger Vereine live zu verfolgen und dabei kopfschüttelnd vor dem Fernseher zu sitzen.

Weniger erfreulich dagegen sind die Tage und Wochen vor dem Deadline Day (O-Ton Sky). Schließlich begegnet uns immer wieder dieser verstörende Werbetrailer des Pay-TV-Senders. Dessen Zutaten: Moderatoren, die im Radio einst eine tolle Figur gemacht haben und Farbe. Sehr viel gelbe Farbe. Gelbe Farbe, die diesen Moderatoren um die Ohren und auf die Körper gespritzt wird. Zugegeben, ein kleiner Teil von uns verfolgt diese Spots immer mit einer gewissen schamhaften Erregung. Es ist aber kein Teil von uns, den wir mögen. Der größere Teil von uns ist verwirrt. Warum? ist eine häufig gestellte Frage beim Ansehen des Clips. Etwa genauso häufig fragen wir uns aber auch Was zur Hölle soll das?. Wir sehen ein, dass gelb die Deadline-Farbe sein soll. Aber müssen diese pseudo-erotischen Aufnahmen wirklich sein? Wenn wir sexuell verwirrt werden möchten, gibt es durchaus Alternativen in diesem Neuland Internet. Wir wollen uns doch nur auf den 31. Januar freuen, ohne gelbe Farbe, ohne komische Fantasien und ohne Fragen nach dem Warum.

3. Legendäre Deadline-Day-Geschichten

Wir lieben nichts mehr als gute Erzählungen, vor allem in der Transferphase. Da wir uns aber nicht unnötig einschränken lassen wollen, sind Komödien und Tragödien gleich gern gesehen. Der letzte Januar-Tag bietet schließlich genug Potenzial. Beispiele gefällig?

Peter Odemwingie fährt zu seinem vermeintlich neuen Arbeitgeber Queens Park Rangers, möchte seinen Wechsel erzwingen und muss unverrichteter Dinge wieder zu seinem alten Arbeitgeber zurück? Gefilmt vom Fernsehen? Peter, you freakin‘ legend! Oder der Bock-Bluster-Transfer von Eric-Maxim Choupo-Moting zum 1. FC Köln, der an einem defekten Faxgerät scheitert? That’s the stuff! 2017 können wir uns einige Sachen vorstellen, hier nur drei Möglichkeiten.

Erstens, Julian Draxler möchte seinen Wechsel zu PSG erzwingen, aber eine Autopanne (im Touareg?) zwingt ihn schließlich dazu, den Deadline Day auf einer französischen Raststätte mit einem schönen (Girondins) Bordeaux zu beschließen.

Zweitens, der spektakuläre Tausch zwischen James Rodriguez und Chicharito scheitert im letzten Moment, weil Rudi Völler und das Faxgerät auf die Tribüne verbannt werden. Rudi auf einen Stehplatz. Und das Faxgerät in die Bayer VIP-Lounge.

Drittens, Mario Balotelli nutzt seine fantastische Hinrunde, um einen Wechsel nach China zu forcieren und macht sich auf den Weg nach Shanghai, ohne zu merken, dass die Shanghai Knights längst Sandro Wagner mit einem Fünfjahresvertrag zu 100 Mio. € ausgestattet haben. Balotelli lässt sich dann nach Darmstadt ausleihen, um den Sandro-Wagner-(Jakobs-)Weg zu gehen. (Titel: „Ich bin dann mal frech“)

4. Make Hamburg great again

Unser TK-Wunschzettel mag durchaus flapsig formuliert sein, doch beim HSV müssen auch wir kurz sehr, sehr ernst werden. Wir könnten ganze Briefkästen für Heribert Bruchhagen vollmachen, wollten wir alle Hamburger Probleme angehen. Vielleicht hilft dem HSV auch nur ein Weihnachtswunder, und in der Folge eine erfolgreiche Rückrunde, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Da wir aber nicht an Wunder glauben, sondern an den heiligen Transfernachtsmann in Person von Felix Magath, begnügen wir uns mit romantischer Nostalgie. Unser Vorschlag: Holt die Europa-League-Helden von 2008-2010 zurück in die Mannschaft, um die Fans zurückzugewinnen.

Wenn wir die Spieler ausklammern, die ihre Karriere bereits beendet haben (u.a. Frank Rost, Ruuuuuuuud van Nistelrooy, David Jarolim), die mittlerweile zu teuer geworden sind (Jerome Boateng) und diejenigen, die den Fußball nie geliebt haben (Name entfallen), kann man die Kühne-Millionen noch sehr sinnvoll investieren. HSV-Legenden wie Jonathan Pitroipa, Ivica Olic, Piotr Trochowski, Guy Demel, Dennis Aogo oder Paolo Guerrero sind laut transfermarkt.de aktuell für unter 15 Mio. € Gesamtsumme zu erwerben. Ein wahrhaft christkindliches Schnäppchen! Diese Rückbesinnung auf vermeintlich alte Stärken, das Beschönigen einer fragwürdigen Vergangenheit, verbunden mit einer düsteren Zukunftsperspektive und einer Erfolgswahrscheinlichkeit von drölf Prozent hat Trump’sche Dimensionen. Von daher: Make Hamburg great again.

5. Orange Helfer in der Not

Nur die wenigsten Gladbacher hätten zu Beginn der Saison geglaubt, dass sie ratlos auf die absolvierte Hinrunde zurückblicken würden. Daher passt auch das Weihnachtsfest zur Situation der Fohlen: hohe Erwartungen, die in der Regel nicht erfüllt werden, dazu ein Haufen (Familien-)Mitglieder, die alles besser wissen. Nur Alkohol kann hier helfen. Da die Verantwortlichen am Niederrhein nicht zu weit in der Historie zurückblicken müssen, um schlimmere sportliche Situationen zu sichten, fällt ein Rückgriff auf alte Maßnahmen leicht.

Wer erinnert sich nicht gerne an Dick Advocaat und seine Benelux-Armee, die Gladbach 2004/05 vor dem Abstieg retten sollte? Da TK der Meinung ist, dass dem holländischen Zampano der maßgebliche Anteil am Nicht-Abstieg zuzuschreiben ist, möchten wir, dass Herr Eberl einen ähnlichen Weg in 2017 einschlägt. Statt das Abstiegsdickicht mit einer Hecking-Schere zu bearbeiten, kann für den Trainerposten und das Mittelfeld-/Leader-Vakuum daher nur ein oranges Erfolgsduo in Frage kommen: Mark van Marwijk und Bert van Bommel! Das klingt schon nach dreckigen Stutzen, blutverschmierten Knien und zu vielen Konsonanten. Sollte Max zwei große orangene Pakete unter seinem Weihnachtsbaum finden, darf er auf eine erfolgreiche Rückrunde hoffen.

6. Mehr Brasilianer in die Bundesliga

Wer erinnert sich nicht gerne zurück an gute alte Leverkusener Zeiten, in denen man vor allem bekannt war für Selecao-Importe. Emerson, Ze Roberto, Roque Junior, Paulo Sergio, Lucio und wie sie alle heißen. Rainer Calmunds Draht nach Brasilien war heißer als das Fett in seiner Fritteuse. „Elejanz und Flääääähr“, wie Calli so schön sagt, „tun der Bundesliga immer jut.“

Deswegen fordern wir auch wieder mehr Fußball-Olympiasieger in unserer Liga, schließlich darf joga bonito nie zu kurz kommen. Und wenn man sich die Qualitäten der brasilianischen Nationalmannschaft anschaut, dann würde ein wenig Bundesliga-Einfluss, vor allem in der Abwehr, sicherlich helfen. Sollte Thiago Silva einsehen, dass er seine wöchentliche Vollkost-Freikarte besser in Pommes-Schranke als in Crêpes Suzette investiert, dann ist er auf Schalke herzlich willkommen. Und warum schaut Oscar nur chinesischen Millionen hinterher, statt in der darmstädter Dusche echte Fußball-Atmosphäre einzuatmen? Wir würden uns auch mit Möchtegern-Brasilianern à la Paulo Rink begnügen, da sind wir sehr großzügig.

Einige Brasilianer haben kulturellen Nachholbedarf in Fußballhochburgen wie Ingolstadt oder Hoffenheim. Denn TK weiß: wer den Fußball liebt, der will in der Bundesliga spielen.

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