Drei Gegentore gegen Köln, ebenso drei gegen den HSV: Besonders abwehrtechnisch lief es für den VfB Stuttgart zum Saisonauftakt alles andere als gut. Der Weggang von Antonio Rüdiger scheint eine große Lücke in der Defensive des VfB hinterlassen zu haben. Diese Lücke soll nun Toni Sunjic schließen, der als Ersatz für Rüdiger zum VfB wechselt. Viele werden sich nun fragen: „Toni Wer?“. Denn in Deutschland ist der bosnische Nationalspieler noch eine große Unbekannte, die nun die große Bühne Bundesliga betritt. Ob Sunjic das noch fehlende Puzzleteil im Stuttgarter Defensivverbund darstellen kann, welchen Spielertyp er verkörpert und welche Stärken und Schwächen er mitbringt, kannst Du aber im heutigen Artikel nachlesen.
Sportliche Vergangenheit
Von 2008 bis 2012 begann Toni Sunjics Profikarriere in der bosnischen Premijer Liga bei HSK Zrinjski Mostar, zwischendurch war er aber für ein Jahr an den belgischen Verein KV Kortrijk ausgeliehen. Nach vier Jahren in der bosnischen Heimat zog es ihn 2012 in die Ostukraine zu Sorja Luhansk, wo er zwei Jahre lang als Stammspieler in der Innenverteidigung aktiv war. Bei der Fußball WM 2014 gelang es ihm, in den beiden abschließenden Gruppenspielen gegen Nigeria und den Iran ordentliche Leistungen anzubieten, gehörte mit dem Ex-Hamburger Besic zu den Aktivposten und fiel somit erstmals dem internationalen Fußball-Fan auf. Zur Spielzeit 2014/15 wollte ihn aber der russische Verein FK Kuban Krasnodar verpflichten. Sunjic wechselte – weg aus dem Kriegsgebiet der Ostukraine, rein in die finanzstärkere russische Liga. Auf Anhieb wurde er auch hier Stammspieler, in 28 Ligaeinsätzen gelang ihm außerdem immerhin ein Tor. Doch nach nur einem Jahr im Süden Russlands folgt nun für geschätzte 2,5 bis 3 Millionen Euro der Wechsel ins Ländle und die Bundesliga.
Spielertyp/ Stärken und Schwächen
Toni Sunjic gilt generell als zweikampfstarker Innenverteidiger, aufgrund seiner Größe von 1,92m ist er auch sehr kopfballstark. Außerdem verfügt er über ein gutes Stellungsspiel und weiß es auch durch seine gute Physis und seine Robustheit gegnerischen Angreifern schwer zu machen. Zwar ist der 26-Jährige auch im Passspiel grundsolide, in der Spieleröffnung und in seiner Technik hat er allerdings noch eindeutige Defizite. Weiterhin müsste er durch seine Größe und Kopfballstärke bei Offensivstandards eigentlich deutlich mehr Torgefahr entwickeln. Hinzu kommt, dass er zwar die internationale Erfahrung von immerhin 15 Länderspielen für Bosnien aufbieten kann, bisher aber nur in, im europäischen Vergleich gesehen, schwächeren Ligen aktiv war. Er wird sich also erst noch an das meist hohe Tempo in der Bundesliga gewöhnen müssen. Insgesamt kann der Rechtsfuß aber als grundsolide, echte „Abwehrkante“ angesehen werden.
Sunjic in Stuttgart
Nach den bisherigen Karrierestationen wird Toni Sunjic froh sein, nun seine Fähigkeiten in einer der stärksten Fußballligen der Welt unter Beweis stellen zu können. Für ihn bietet sich die Perspektive, sein Spiel durch das hohe Niveau der Bundesliga vielleicht noch einmal verbessern zu können. Beim VfB indes hofft man, mit ihm einen passenden Ersatz für Antonio Rüdiger gefunden zu haben. Natürlich wird Sunjic den zum AS Rom gewechselten Rohdiamanten Rüdiger nicht 1:1 ersetzen können. Doch im Konkurrenzkampf mit den anderen VfB-Verteidigern sollte er nicht allzu schlechte Karten besitzen: Zwar gilt der erst 19-jährige Timo Baumgartl für Trainer Alexander Zorniger als gesetzt. Doch inwiefern der blutjunge Innenverteidiger als Abwehrchef konstante starke Leistungen abrufen kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Neben ihm verteidigte in den beiden ersten Saisonspielen der Tscheche Adam Hlousek, der besonders in der Vorbereitungsgala gegen Manchester City für Verblüffen beim Anhang sorgte. Zunächst als Verkaufskandidat angedacht, brillierte er in ungewohnter Rolle, doch bot er in den ersten beiden Ligaspielen nur durchschnittliche Leistungen an. Im Stuttgarter 4-4-2-System sollen in Alexander Zornigers taktischer Ausrichtung die zentralen Verteidiger hoch verteidigen können, aggressiv am Gegenspieler und kopfballstark sein. Ein Anforderungsprofil, in das sowohl Sunjic als auch Hlousek hineinzupassen scheinen. Geht man aber vom unmittelbaren Kampf der beiden um die Position neben Baumgartl aus, sollte Sunjic doch minimale Vorteile besitzen, da er noch robuster ist, Hlousek außerdem auch als Linksverteidiger auflaufen kann und ein erfahrender Nebenmann an der Seite von Baumgartl Gold wäre. Momentan keine bedeutende Rolle scheint hingegen Georg Niedermeier zu spielen, der vom Spielertyp her aber ähnlich wie Sunjic einzuschätzen ist.
Fazit
Mit Toni Sunjic hat der VfB Stuttgart einen grundsoliden Spieler für die Innenverteidigung verpflichtet, der das Potenzial besitzt, zur Stammkraft werden zu können. Besonders durch seine körperliche Präsenz könnte er der VfB-Defensive wieder mehr Stabilität verleihen. Wunderdinge sollte man aber nicht von ihm erwarten, da er sich wahrscheinlich erst noch an das hohe Tempo und das Niveau der Bundesliga gewöhnen muss. Dennoch könnte diese bislang große Unbekannte dasjenige bisher fehlende Puzzleteil in der Stuttgarter Abwehr sein, das den Gegentorschnitt wieder deutlich nach unten drückt.