Rom – die ewige Stadt. Eine Metropole, die früher nicht nur die Hauptstadt eines Weltreiches war, sondern in der auch Fußballgeschichte geschrieben wurde. Besonders die Deutsche Fußballnationalmannschaft hat gute Erinnerungen an die Stadt am Tiber, wurde hier 1980 Europameister und 1990 Weltmeister. Doch auch die deutschen Weltmeister Thomas Berthold, Thomas Häßler, Rudi Völler oder Karl-Heinz Riedle hatten hier erfolgreiche Jahre beim AS Rom oder bei Lazio, nicht zuletzt auch derzeit noch Miroslav Klose. Vielleicht also ein gutes Omen für Antonio Rüdiger, der bei der Roma den nächsten Karriereschritt machen, Champions League spielen und v.a. viele Titel, auch mit der Nationalmannschaft, holen möchte. Wie gut seine Chancen auf Einsatzzeiten in Rom stehen, welche Fähigkeiten er mitbringt und vieles mehr liest Du im heutigen Artikel.
Sportliche Vergangenheit
In seiner Jugend war Antonio Rüdiger für verschiedene kleine Berliner Fußballvereine aktiv, bevor er 2008 von Hertha Zehlendorf in die Jugendabteilung von Borussia Dortmund wechselte. Nach drei Jahren ging es 2011 zum VfB Stuttgart, wo er anfangs bei der zweiten Mannschaft eingesetzt wurde, ehe er Anfang 2012 sein erstes Bundesligaspiel machte. Neben der Vereinskarriere durchlief er ab der U18 alle Nachwuchsmannschaften des DFB und absolvierte inzwischen auch sechs A-Länderspiele. Nach vier turbulenten Spielzeiten im Ländle mit insgesamt 66 Bundesligaspielen zieht es Rüdiger nun für vier Jahre nach Italien. Stuttgart kassiert dafür zunächst vier Millionen Euro Leihgebühr, ehe dann, nach einer bestimmten Anzahl von absolvierten Spielen, weitere neun Millionen fällig werden.
Rüdiger bei der Roma
Entgegen der Zeit beim VfB winkt Antonio Rüdiger beim AS Rom nicht der Abstiegskampf, sondern der Angriff auf Dauermeister Juventus Turin in der italienischen Liga sowie die Möglichkeit, Champions League zu spielen und somit internationale Erfahrung zu sammeln. Besonders letzteres bezeichnete Rüdiger als wichtigen Faktor für seine Wechsel-Entscheidung, will er doch schließlich auch in der Deutschen Nationalmannschaft zu einer festen Größe heranreifen. Die Römer erhoffen sich ebenfalls von Rüdiger kommende Großtaten, sind sich seines Entwicklungspotenzials bewusst. Mit dem 22-Jährigen haben sie noch einmal ihre Abwehr, die in der letzten Saison mit 31 Gegentoren die zweitbeste Bilanz hinter Juventus Turin aufwies, verstärkt. Allerdings wurden inzwischen ganze sechs Innenverteidiger abgegeben, im Gegenzug für die Abwehrzentrale aber nur der 19-jährige Elio Capradossi und Antonio Rüdiger geholt. Klasse statt Masse scheint also nun, besonders was Rüdiger angeht, das Motto zu sein. Denn dass der Sohn eines Deutschen und einer Sierra Leonerin zweifelsohne über großes Potenzial verfügt, beweisen nicht nur die Auszeichnung mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold zum besten U19-Spieler 2012, sondern auch die bereits absolvierten Länderspiele. Als seine Stärken sind sein gutes Zweikampfverhalten und das Abfangen von Pässen zu sehen, außerdem ist er nicht nur als Innen-, sondern auch als Rechtsverteidiger oder defensiver Mittelfeldspieler einsetzbar. Dem gegenüber stehen noch einige Baustellen, an denen Rüdiger arbeiten muss: neben dem Spielaufbau sind dies das Passspiel und die Anfälligkeit für gelegentliche grobe Schnitzer. Nicht nur in dieser Hinsicht erinnert Antonio Rüdiger an den frühen Jerome Boateng. Weiterhin ist Rüdigers Torgefährlichkeit, z.B. durch Kopfbälle bei Standards sehr ausbaufähig. Im Kampf um einen Stammplatz in der Innenverteidigung trifft er auf den zweikampf- und antizipationsstarken Griechen Konstantinos Manolas und den Brasilianer Leandro Castán, der schon seit Jahren eine der festen Größen in der Viererkette darstellt. Beide sind eine sehr sattelfeste Innenverteidigung im Römer 4-3-3-System, das prinzipiell auf Dominanz durch Ballbesitz ausgelegt ist. Die Außenverteidiger rücken hier meist weit mit nach vorne, während die Innenverteidiger v.a. defensiv absichern und nicht viel in den Spielaufbau eingebunden sind – darum kümmert sich meist Altmeister Daniele de Rossi.
Fazit
Antonio Rüdiger besitzt definitiv das nötige Talent, um sich in der Innenverteidigung der Römer durchsetzen zu können. Dafür muss er jedoch noch an seinen Schwächen und insbesondere an seiner Anfälligkeit für Leichtsinnsfehler arbeiten. Vermutlich wird er deshalb erst einmal Innenverteidiger Nummer 3 beim AS Rom sein und nur dosiert Spielzeit bekommen. Nutzt er aber seine Einsätze, sollte er sich auf Dauer einen Stammplatz erarbeiten können. Letztendlich kommt es also auf Rüdiger selbst an, ob er sein eigenes Spiel auf das nächsthöhere Level bringen kann. Dann ist auch nicht ausgeschlossen, dass er ebenso gute Jahre in der ewigen Stadt erleben kann wie einige 1990er-Weltmeister – und ebenso wie diese vielleicht eines Tages den WM-Pokal in den Händen halten kann.