Der jüngste Spielerberater der Bundesliga packt aus!

Hallo Herr Minovgidis, Sie galten als der jüngste lizenzierte Spielerberater Deutschlands, betreuen im typischen Studentenalter bei der Sports Entertainment Group mit Alfred Finnbogasson, Constant Djakpa einige Klienten aus der 1.Bundesliga und haben schon einige Transfers über die Bühne gebracht. Wie sind Sie damals in Richtung Spielerberatung gestoßen?

Hallo Herr Grabowski, ich freue mich auf Ihre Fragen. Der Fußball begeistert mich schon seit Kindesalter. Ich habe selbst im Sturm gespielt – doch relativ früh gemerkt, dass es nicht zur großen Profikarriere reicht. Die Spielerberatung hat mich bereits in meiner Jugendzeit sehr interessiert und ich habe schließlich beschlossen es zu versuchen. Ich wollte es besser machen als einige Berater, die ich über Freunde kennengelernt hatte. Im Jahr 2013 habe ich die DFB-Spielervermittler-Lizenz Prüfung bestanden. Ex-Profis die ich bis Dato aus dem Fernsehen kannte sind im selben Prüfungsverfahren gescheitert. Für mich war es ein wichtiger Schritt, um einen Gesamtüberblick über die Transfer-Reglemente und Statuten des internationalen Fußballs zu erhalten.

Sie sind nun bei der Sports Entertainment Group tätig, die unter anderem auch Weltstars wie Memphis Depay betreut, als einer von 4 Spielerberatern für den deutschen Markt zuständig. Wie sieht der typische Alltag als Spielerberater aus und welche Klienten betreuen Sie derzeit?

Ich kümmere mich hauptsächlich um unsere Klienten in Deutschland. Der Tag beginnt morgens mit dem Checken der E-Mails. Ein typischer Alltag ist schwer zu beschreiben, weil täglich neue Herausforderungen warten. Das macht die Arbeit aber gerade spannend. Stets gut erreichbar zu sein ist extrem wichtig, da viel passieren kann: Ein Spieler verletzt sich im Training und benötigt schnell den passenden Arzt. Ein anderer ruft an wegen eines Ernährunsplans, da er im Urlaub den persönlichen Laufplan hat schleifen lassen. Fußballer sind auch nur Menschen, aber Problemlösungen müssen schnell parat sein. Hinzu kommen der ständige Austausch mit den Vereinen sowie Gespräche mit den Sportausrüstern. Kurz vor und während der Transferphase wird es oft hektisch, weil stündlich viel passiert. Trotzdem gilt es kühlen Kopf zu bewahren, um die Spielerkarrieren erfolgreich zu managen.

Die Spielerberater-Szene besitzt nicht den besten Ruf in Deutschland und wird häufiger von den Medien und Fans als unseriös und geldgierig bezeichnet, weil die Vermittlungsboni eventuell für den Berater wichtiger sind, als die Karriere des Spielers. Was macht für Sie einen seriösen Spielerberater aus und welche Werte sind Ihnen persönlich wichtig in Ihrer Arbeit?

Ein seriöser Berater setzt sich für die Interessen seines Spielers ein, besitzt ein ausgeprägtes Netzwerk und ist ehrlich gegenüber seinem Spieler. Nur mit ehrlicher und konstruktiver Kritik bringt man seinen Klienten weiter. Zudem sind Fleiß & Geduld wichtige Komponenten in der täglichen Arbeit. Es kommt oft auf den richtigen Moment an. Ein seriöser Berater pflegt sein Netzwerk und weiß früh genug, welche Positionen bei den Vereinen neu besetzt werden müssen. Auch ich habe gewisse Erwartungen an meine Klienten und setze deshalb Kritikfähigkeit, Ehrlichkeit und absoluten Leistungswillen voraus. Aus meiner Sicht sind das die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Ruf der Branche ist für mich nebensächlich, da ich keinerlei Einfluss habe auf die Arbeitsweise anderer Berater. Sicherlich gibt es Berater die ihre Spieler zum Wechsel zu Verein X raten, um ein höheres Honorar zu kassieren. Das kann mal funktionieren, spricht sich aber relativ schnell in der Branche rum. Meinem Verständnis von seriöser Arbeit enstpricht dies nicht. Stattdessen versuche ich mit meiner Philosophie den Spielern langfristig zu helfen.

Sie haben bereits einige Transfers abgewickelt und kennen die Situationen rund um einen Transfer. In welchen Schritten wird typischerweise ein Transfer eingefädelt?

Ein Transfer ist ein Prozess der Zeit benötigt. Entscheidend ist es als daher als Berater proaktiv zu sein und die Vereine frühzeitig zu informieren. Am Ende trifft der Spieler die Entscheidung. Liegen mehrere Angebote vor, geht es um das attraktivste Gesamtpaket. Bei dieser Entscheidung sollte der finanzielle Faktor, gerade bei jungen Spielern, nicht die entscheidende Rolle spielen. Es geht viel mehr um die Perspektive und die Möglichkeit sich als Spieler weiterzuentwickeln. Ich spreche dabei meinen Rat aus – für seinen neuen Arbeitgeber muss sich letztendlich der Spieler entscheiden. Fließt eine Transfersumme, so müssen sich aufnehmender und abgebender Klub zuvor einigen.

Welche Interessen spielen bei großen europäischen Transfers auf Vereinsseite eine Rolle, die es abzuwägen gilt?

Wenn wir uns hierbei die Champions League Teams ansehen steht der sportliche Erfolg im Fokus. Dieser sorgt für Popularität und eröffnet Vermarktungsmöglichkeiten. Real Madrid trägt den Spitznamen „Die Galaktischen“, da ihre Transferpolitik seit vielen Jahren auf Stareinkäufe ausgelegt ist. Ihre Transfers werden größtenteils durch Werbeverträge und Trikotverkäufe refinanziert. Die Konkurrenz reagiert aktuell mit ähnlichen Mitteln wie Werbereisen nach Asien oder namenhaften Transfers auf Spieler- und Trainerebene, um ebenfalls die eigene Marke international zu steigern. Bayern München und Carlo Ancelotti sind ein gutes Beispiel. Jahrelang hat man in München großen Wert darauf gelegt, einen deutschsprachigen Trainer an der Seitenlinie zu haben. Mit den Verpflichtungen von Guardiola und Ancelotti fährt man nun einen anderen Kurs. Abgesehen davon, dass beide fachlich überragende Trainer sind, bringen sie eben diesen Glamourfaktor mit, um für erhöhte internationale Aufmerksamkeit zu sorgen. Zlatan Ibrahimovic hat letzte Woche verkündet, dass er Paris Saint-Germain zum Saisonende verlassen wird. Der Markenwert von Ibrahimovic ist extrem hoch. Entsprechend werden sich die Top Clubs um eine Verpflichtung bemühen.

Leserfrage von Christopher Macheleidt: Mich würde interessieren wie Berater zu dem Thema Investoren stehen? Man liest ja vorallem aus der südamerikanischen Szene öfters, dass Spieler bzw. Transferanteile Investoren gehören. Werden dadurch Spieler zwangsläufig zur blanken Handelsware?

Das ist kein einfaches Thema. Die FIFA hat im letzten Jahr das sogenannte TPO (Third Party Ownership) verboten, was in einigen Ländern lange praktiziert wurde. Finanziell schwächere Vereine hatten die Möglichkeit talentierte Spieler, die normalerweise nicht finanzierbar waren, zu verpflichten. Sie besaßen lediglich nur 70, 50 oder 30 Prozent der Anteile, profitierten aber ebenfalls am höheren Weiterverkauf wie die Investoren. Ohne dieses Modell hätten einige Spieler die jetzt in der Champions League spielen, nie die Chance bekommen sich in Europa zu beweisen. Viele dieser Spieler sind froh, dass ein Investor zum früheren Zeitpunkt an sie geglaubt hat und entsprechend investiert hat. Zwangsläufig kommt es aber beim TPO zum Interessenskonflikt zwischen Verein, Investor und Spieler. Letztere profitieren vom Weiterverkauf des Spielers, streiten sich aber womöglich um den optimalen Zeitpunkt. Mögliche Verletzungen, ein plötzlicher Leistungsabfall oder eine rasante Weiterentwicklung beeinflussen den Marktwert. Außenvor ist beim TPO der Spieler, welcher nur geringes Mitspracherecht besitzt. Insgesamt ist es ein sehr komplexes Thema, wo man aus meiner Sicht sowohl bei Pro als auch Kontra noch tiefer ins Detail gehen muss. Ich bedanke mich dennoch beim Leser für die sehr interessante Frage und hoffe, dass ich zumindest einen gewissen Einblick in die Hauptstreitpunkte geben konnte.

Im Ringen um die besten Talente herrscht ein harter Wettbewerb zwischen verschiedenen Spielerberatern. Welche Rolle spielt das Netzwerk und wie wird nach neuen Klienten gescoutet?

Kein Spielerberater beginnt mit Messi, Ronaldo oder Ribery. Alles braucht seine Zeit, um ein entsprechendes Netzwerk und Spielerportfolio aufzubauen. Mitspieler unserer Klienten sehen und bewerten unsere Arbeit. Mit der Zeit lernt man sich kennen und kommt ins Gespräch. In der Bundesliga lässt sich kaum ein Spieler scouten, der noch keine Erfahrungen mit Spielerberatern gemacht hat. In diesem Fall ist das Netzwerk entscheidend, um mehr über die Situation eines interessanten Spielers zu erfahren. Gescoutet wird live vor Ort im Stadion. Ins Detail geht es anschließend über ein Scouting-Programm im Internet. Aus meiner Sicht ist die beste Werbung für einen Spielerberater die seriöse Arbeit mit den eigenen Klienten. Klar herrscht ein harter Wettbewerb um die Spieler, aber am Ende setzt sich Seriosität durch.

Besonders im Jugendbereich hört man einige kritische Stimmen, dass Kinder zu früh aus Ihrem Umfeld gerissen werden. Zudem werben sich Akademien gegenseitig Spieler ab. Wie stehen Sie dazu und was gilt es dabei zu beachten?

Miroslav Klose spielte nach der A-Jugend noch in der Bezirksliga. Schauen wir nun nach England auf Jamie Vardy, dem diese Saison mit 28 Jahren der große Durchbruch gelungen ist. Mit Leicester City sorgt er momentan für Furore und der Gewinn der Premier League wäre eine Fußball-Sensation. Das sind wirklich extreme Ausnahmen, denn tatsächlich wechseln Jugendspieler immer früher in die bekanntesten Jugendakademien. In Deutschland erleben wir den selben Trend. Wenn man mich fragt, muss sich ein Spieler dabei wohlfühlen und es bringt nichts, wenn ehrgeizige Eltern den eigenen Schützling quasi in ein Internat zwingen. Um Profi zu werden spielt das Talent eine wichtige Rolle. Mit zunehmendem Alter fehlt es vielen aber an Durchsetzungskraft, Arbeitswillen und Charakterstärke. Daran scheitern die meisten, denn nur Talent reicht eben nicht mehr. „Hard work beats talent“ – ein Spruch mit hohem Wahrheitsgehalt. Nicht jeder wird später Profi. Drum sollte die schulische Ausbildung nicht vernachlässigt werden. Was das gegenseitige Abwerben von Jugendspielern zwischen den Leistungszentren betrifft, sehe ich die Entwicklung ebenfalls kritisch, wenn Minderjährige sowohl national als international bereits für sechs- oder siebenstellige Beträge transferiert werden. Dieser Trend schadet jungen Spielern in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

Die Fußball-Welt schaut derzeit erstaunt nach China, die mit astronomischen Ablösesummen und Gehältern internationale Topspieler anlocken wollen. Wie sehen Sie diese Entwicklung in China?

Früher sind Spieler nach China gewechselt, um ihre Karriere ausklingen zu lassen. Zur Zeit boomt die Chinesische Super League und entwickelt sich zu einer ernsthaften Alternative zu Europa. Die Top-Zugänge wie Jackson Martinez (Atletico Madrid) oder Gervinho (AS Rom) helfen beim Aufbau der Liga und sorgen für große mediale Aufmerksamkeit. Für Außenstehende mag es ziellos erscheinen, doch der Großteil der Vereine arbeitet mit sehr professionellen Konzepten. Zudem beinhaltet die chinesische Philosophie auch stark die Förderung der eigenen Jugend. Mittelfristig werden sich neben weiteren Topspielern immer mehr talentierte Spieler aus Südamerika oder Afrika für den Weg nach China entscheiden. Mich würde es nicht wundern, wenn sich auch irgendwann ein europäisches Top-Talent für einen Transfer nach China entscheidet. Bis dahin muss allerdings weitere Aufbauarbeit geleistet werden, doch mit der jetzigen Transferpolitik wird der Grundstein für eine zukünftig attraktive Liga gelegt.

Für Ihre eigenen Klienten sieht es derzeit sportlich gut aus und doch laufen die Verträge von Finnbogason und Djakpa nur noch bis zum Saisonende! Wie sieht dort der aktuelle Stand der Verhandlungen aus?

Alfred Finnbogason hat in der Rückrunde vollkommen überzeugt. Er fühlt sich wohl in Augsburg und die Vereine Real Sociedad und FC Augsburg sind im Austausch. Für Constant Djakpa hat der Abstiegskampf mit Eintracht Frankfurt oberste Priorität. Zur Zeit ist alles offen. Erfreulich war sein Comeback in der Nationalmannschaft beim 1:0-Sieg diese Woche über den Sudan. Mit Bayern München und 1899 Hoffenheim warten nun zwei schwierige Aufgaben auf die Eintracht.

Als Spielerberater müssen Sie täglich informiert sein – welche Seiten oder Tipps können Sie jungen Fans geben, die sich tiefer mit dem Fußball und der Spielerberater-Szene auseinander setzen wollen?

Ich versuche täglich up to date zu sein, wodurch die größten Sportnachrichten-Apps auf meinem Smartphone Pflicht sind. Bei größeren Reportagen von Lokalzeitungen bin entsprechend auf Hinweise von regionalen Kontakten oder Spielern angewiesen. Auch die tiefgründigen Analysen von Transferkritiker sind für mich interessant, weil ich eine derartige Plattform bisher nicht kennengelernt habe. Um als außenstehender die Berater-Szene oder das Fußball-Geschäft an sich besser zu verstehen, rate ich sich mal in die Buchhandlung zu begeben, wo einige Exemplare zu diesen Themen in den Regalen zu finden sind.

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