Wann? Wann nimmt dieses Theater ein Ende? Wann geht dieser Transfer denn nun endlich über die Bühne? Diese Fragen wird sich wohl jeder Fußballfan in den vergangenen Wochen gestellt haben, wenn er wieder etwas Neues zu dem Thema mit den Schlagwörtern „De Bruyne“, „Wechsel“ und „Manchester City“ gelesen oder gehört hat. Doch nun ist der Schlussakt tatsächlich erfolgt, der letzte Vorhang ist gefallen und das Drama somit endgültig beendet. Seit heute ist es offiziell – der belgische Superstar verlässt die Autostadt Wolfsburg für rund 75 Millionen Euro und darf die ehemalige Industriestadt Manchester ab sofort als sein neues Zuhause bezeichnen. Nicht nur die Fans haben sich nach zahlreichen, turbulenten Wochen gespickt mit wilden Gerüchten und zahlreichen Dementierungen nach Gewissheit gesehnt. Auch die Spieler sowie die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg werden froh und erleichtert sein, dieses Thema ein für allemal abhaken und sich nun vollkommen auf die neue Saison konzentrieren zu können.
Sportliche Vergangenheit
Als Kevin de Bruyne mit exakt 17 Jahren, zehn Monaten und elf Tagen für den KRC Genk im Oberhaus des belgischen Fußballs debütierte, war noch nicht abzusehen, welch interessanten Verlauf seine Karriere nehmen würde. Sein Talent jedoch, war schon damals nicht zu übersehen. Dieses blieb auch den Scouts des FC Chelsea nicht lange verborgen, die 2012 einen Wechsel de Bruynes in die englische Hauptstadt einleiteten. London sollte für den Belgier allerdings kein gutes Pflaster werden. Auf fruchtbaren Boden stattdessen, fiel der 24-Jährige in der Bundesliga – zunächst in Bremen, später in Wolfsburg. Bei den Hanseaten legte der 33-fache Nationalspieler mit der Saison 2012/ 2013 eine herausragende Spielzeit hin, in der ihm in 33 absolvierten Partien zehn Tore sowie neun Torvorlagen gelangen. Noch stärker spielte er in der vergangenen Saison in Diensten des VfL Wolfsburg auf. Mit einem Beitrag von 16 Treffern sowie 28 Assists in 51 Spielen war er maßgeblich am Erfolg der Niedersachsen beteiligt und darf sich nun deutscher Vizemeister sowie DFB-Pokal- und Supercup-Sieger nennen. Nach Werder Bremen will Kevin de Bruyne mit dem VfL nun zum zweiten Mal einen deutschen Verein als Sprungbrett nutzen, um sich endgültig in der Premier League zu etablieren.
Spielertyp/ Stärken und Schwächen
Kevin de Bruyne ist ein kreativer, moderner und intelligenter Mittelfeldstratege. Er spielt vorzugsweise lange Bälle in die Schnittstellen. Seine millimetergenauen Pässe haben die Qualität, eine Verteidigung Schachmatt zu setzen. Wenn immer möglich, setzt der Belgier zum Dribbling an und zieht dabei häufig nach innen, um aus der Distanz präzise sowie gefährlich abzuschließen. Doch auch aus kürzerer Entfernung bleibt de Bruyne vor dem Gehäuse des Gegners meist eiskalt und lässt dem Torhüter in der Regel keine Gelegenheit zur Abwehr. In Form von Flanken, welche er gerne und häufig schlägt, versorgt der 24-Jährige die Stürmer mit Bällen wie auf dem Silbertablett serviert, sodass diese oftmals lediglich noch den Fuß oder Kopf hinhalten müssen. Seine Übersicht, Schnelligkeit und Ballsicherheit machen den Nationalspieler darüber hinaus zu einem überaus starken Konterspieler.
Während der Spielmacher die Zweikämpfe auf dem Boden häufig als Sieger beendet, zieht er bei Duellen in der Luft in der Regel den Kürzeren. Kopfballstark ist Kevin de Bruyne – mit Verlaub – nicht. Ebenfalls zu wünschen übrig lässt seine Defensivarbeit. Als seine größte Schwäche muss man ihm in diesem Zusammenhang das Tackling anlasten. Das versucht der Belgier, wenn möglich, zu vermeiden.
De Bruyne in Manchester
Ob der Wechsel auf die Insel der Karriere de Bruynes nochmals einen Schub verleihen wird oder ein Verbleib in Niedersachsen seiner Fußball-Vita besser getan hätte, werden wir wohl nie erfahren. Was wir jedoch wissen, ist, dass der Belgier beim VfL als Protagonist und alleiniger Star angehimmelt und verehrt wurde. Am Fußball-Himmel über Manchester wird er dagegen nur als einer von vielen Sternen scheinen. Unter der Leitung von Wolfsburg-Coach Dieter Hecking hatte der 24-Jährige auf dem Feld alle Freiheiten und konnte seine Kreativität uneingeschränkt ausleben. Solche Privilegien werden dem WM-Teilnehmer bei den Citizens garantiert nicht eingeräumt. Er wird sich wohl oder übel unterordnen und anpassen müssen. Anpassung und Unterordnung ohne jegliche Starallüren zu hegen ist wohl auch das, was die sportlichen Verantwortlichen bei Manchester City von dem Nationalspieler verlangen. Darüber hinaus, aus rein sportlicher Sicht, fordern dieselben von ihm nichts Geringeres als Höchstleistungen auf dem Platz zu vollbringen. De Bruyne soll das Angriffsspiel der Citizens noch unberechenbarer und variabler machen. Noch unberechenbarer und variabler als es mit der personellen Topbesetzung in der Offensive ohnehin bereits ist. In den Reihen der „Mancunians“ gibt es gleich neun Akteure, die theoretisch auf der Hauptposition des Belgiers im zentralen offensiven Mittelfeld oder auf seinen Nebenpositionen auf den Flügeln eingesetzt werden können. Seine derzeitigen Hauptkonkurrenten heißen sicherlich Raheem Sterling, Jesus Navas sowie David Silva. In der englischen „Hauptstadt des Nordens“ lässt Manuel Pellegrini vorzugsweise mit einem 4-2-3-1-System spielen, in welchem Silva den Spielgestalter gibt, während Navas und Sterling über die Außen wirbeln. Im Vergleich mit jenen drei kann Kevin de Bruyne jedoch mehr als nur mithalten. Der Vorteil des Belgiers gegenüber Raheem Sterling liegt ganz klar im Flanken. Diese gehören nicht zu den Stärken des Engländers. Das Dribbling sowie gefährliche Pässe sind Stärken, die sie gemeinsam haben. Ihre gemeinsame Schwäche liegt im Kopfballspiel. David Silvas Spezialität ist sein Passspiel, allem voran seine Steilpässe. Diesbezüglich muss der Spanier wohl einen Hauch stärker eingeschätzt werden als der Belgier. Darüber hinaus versteht es der Nationalspieler Spaniens sehr gut den Ball zu behaupten und zu halten. Auch in diesem Fall hat er gegenüber de Bruyne einen Vorteil. Betrachtet man jedoch die Torgefährlichkeit, macht der Neuzugang der „Blues“ vor allem dank seiner präzisen Distanzschüsse das Rennen.
Neben den mehr als rosigen finanziellen Bedingungen lockte den in Drongen geborenen Mittelfeldspieler wohl vor allem eines nach England: Die Lust auf Titel. Bei allem Respekt vor dem VfL Wolfsburg, muss man gestehen, dass die Aussicht auf Titel bei Manchester City um einiges besser ist. Der Gewinn der Champions League ist mit Sicherheit ein Ziel, das de Bruyne in seiner Karriere unbedingt erreichen will.
Fazit
Mit Kevin de Bruyne hat der Scheich-Klub aus Manchester einen absoluten Ausnahmespieler verpflichtet. Ein Spieler seines Formats braucht sich vor der Konkurrenz, wenn auch sehr stark, bei den Citizens nicht zu verstecken. Der belgische Nationalspieler kann das Star-Ensemble der „Blues“ mit seinen Qualitäten in der Offensive definitiv noch weiter verstärken und vor allem unberechenbarer machen. Mit de Bruynes Hilfe gelingt es der Truppe von City-Trainer Manuel Pellegrini nun vielleicht endlich den Knoten auf internationaler Bühne platzen zu lassen. Sollte der 24-Jährige verletzungsfrei bleiben und seine starke Form langfristig halten können, wird er England gewiss nicht so schnell wieder verlassen. Doch wie sagt man so schön? Aller guten Dinge sind drei. Womöglich verschlägt es den Belgier nach Bremen und Wolfsburg auch noch ein drittes Mal in die Bundesliga.