Coke zu Schalke 04: endlich wieder Kohlen im Feuer

Coke, ein Name, der Fans des Schalke 04 wahrscheinlich am ehesten an ein brauseähnliches Getränk eines weltweit agierenden Markenkonglomerats erinnern wird. Ein Name, dessen Verballhornung jedoch auch Assoziationen zum Markenzeichen der Region, Koks oder Kohle, heraufbeschwören kann. Primär für die rechte defensive Außenbahn hat der FC Schalke 04 also Jorge Andújar Moreno, genannt Coke, vom FC Sevilla verpflichtet. Dieser Transfer kam für viele durchaus überraschend, stand Coke doch im Mai noch als Kapitän des FC Sevilla im Europa League Finale und trug mit zwei Toren gegen den FC Liverpool seinen Teil zur erfolgreichen Titelverteidigung des Vereins bei. Heidel holt also einen erfahrenen Mann für die Position rechts hinten, der Junior Caicara ordentlich Dampf machen soll. Transferkritiker setzt für euch die analytische Schutzbrille auf und zeigt euch, welches Eisen die Knappen da aus dem Feuer gezogen haben.

Aus dem Schatten Madrids ins Rampenlicht

Real. Atletico. Diese Namen der madrilenischen Hauptstadtklubs lassen das Fußballerherz direkt höher schlagen.  Coke hingegen begann seine Profikarriere im Alter von 18 Jahren beim dritten Klub der spanischen Metropole, Rayo Vallecano. Damals noch in der dritten Liga angesiedelt, hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass Rayo Valecano 2011 den Aufstieg in La Liga feiern konnte. Vornehmlich im zentralen Mittelfeld eingesetzt, gelangen Coke in seiner Zeit bei Vallecano starke 12 Tore in 84 Zweitligaspielen. Seine Leistungen blieben den spanischen Spitzenklubs nicht verborgen und so lotste ihn Unai Emery 2011 zum FC Sevilla. In seiner Zeit beim FC Sevilla schwang sich Coke mehr und mehr zum unumstrittenen Stammspieler auf und konnte das Team nach dem Abgang von Ivan Rakitic im Jahre 2014 erstmalig als Kapitän in den UEFA Super Cup führen. Unter seiner Dirigentschaft gelang dem Team aus Andalusien in den Folgejahren das Triple in der Europa League.
In Sevilla wurde Coke vom Trainerteam auch besonders ob seiner Polyvalenz geschätzt und Emery schulte ihn immer mehr auch zum rechten Außenverteidiger um, eine Position, die er auch schon aus Jugendmannschaften gewohnt war. Coke kommt also mit den taktischen Kniffen der spanischen Außenverteidigerschule im Gepäck ins Ruhrgebiet, die über Jahre hinweg Größen von internationalem Format wie Sergio Ramos, Juanfran, Carvajal, Arbeloa oder etwa den Spanier in Diensten des FC Bayern, Juan Bernat, hervorgebracht hat. Die Verpflichtung von Coke ist also nicht nur eine Ansage an die externe Konkurrenz, sondern auch an seine teaminternen Mitspieler im Kampf um den Platz hinten rechts.

Ein hartes Eisen soll für ordentlich Dampf sorgen

Betrachtet man Cokes Spielweise genauer, so kann man ihn getrost als einen kompletten Außenverteidiger betrachten. Dabei besticht er trotz seiner 1,76m durch eine extreme körperliche Präsenz, die ihn in direkten Zweikämpfen zu einem sehr unangenehmen Gegenspieler machen. Coke in der Lage, das gesamte Defensivrepertoire abzurufen: Sowohl im Spiel gegen Mann und Ball, als auch im Grätschspiel sichert er seinem Team wichtige Zweikämpfe. Seine Stärken liegen vor allem im direkten 1-gegen-1. Selbst im defensiven Kopfballspiel ist der klein gewachsene Spanier durchaus versiert. Im Gegensatz zu einem Terrier, einer Hunderasse, der aufgrund ihrer kleinen Größe schnell die Luft ausgeht, überzeugt Coke durch ein hohes Laufpensum. In Bissigkeit und der Aggressivität in seiner Zweikampfführung steht er seinem tierischen Pendant jedoch in nichts nach. Durch seine hohe Reaktionsschnelligkeit schafft es Coke, frühzeitige Ballverluste des Gegners zu provozieren. Seine passable Schnelligkeit und Ballkontrolle machen ihn auch im Spiel nach vorne zu einer guten Alternative.

Cokes wichtige Tore dürfen jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass er noch an seinem Abschluss arbeiten muss. Zwar hat er sich in der Vergangenheit immer wieder als sicherer Elfmeterschütze bewiesen, kann trotz seiner fortgeschrittenen Fußballeralters im Spiel nach vorne allerdings bei Zeiten abgeklärter und genauer agieren. Auch sein Raumverhalten und Stellungsspiel können sich im Verbund mit seinen Mannschaftskollegen noch verbessern; etwas, an dem Markus Weinzierl sicher gezielt arbeiten wird. Coke besitzt zwar ein gutes Gespür für horizontale Spielverlagerungen, müsste sein Kombinationsspiel jedoch auch auf Schalke erst noch unter Beweis stellen.

Alles in allem bekommen die Schalker Fans und Spieler einen echten Leader in ihr Team, der, wenn er seine aktuelle Verletzung ausgestanden hat, sicherlich auf der rechten Außenverteidigerposition gesetzt sein wird. Da Uchida immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen wird, heißt sein Hauptkonkurrent wohl Junior Caicara, der jedoch von Markus Weinzierl aufgrund seines Offensivdrangs eine Station weiter vorne angesiedelt werden könnte. Jedenfalls verfügt der Trainer mit diesem Duo über genug Variationsmöglichkeiten rechts in der Viererkette. Möglich ist es jedoch auch, dass Coke im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kommt, einer Position, auf der Heidel noch nach „Persönlichkeit“ sucht. Diese hätte der erfahrene Spanier allemal. Wo auch immer der Spieler in der kommenden Saison eingeplant ist, er wird das Schalker Spiel definitiv bereichern und durch seine Spielweise zur Freude aller Beteiligten „ordentlich Kohlen ins Feuer werfen“.

 

Autor: Julian Wacker

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