Bundesliga – Round-Up der Transferperiode

Sehr viel ist geschehen aus Sicht der Bundesliga in der Sommer-Transferperiode 2015. Monatelange Wechselgerüchte umgaben verschiedene Spieler, englische Clubs bedienten sich anhand neu gewonnener Geldberge bei deutschen Vereinen, Identifikationsfiguren verließen ihre Mannschaften. Nicht zuletzt kam außerdem ein Bundesliga-Rekordtransfer zustande. Vorgestern, am Montag, den 31.08.2015, schloss sich schließlich das Transferfenster, allerdings nicht ohne dass noch ein paar z.T. überraschende Wechsel getätigt wurden. Zeit also, die Geschehnisse und die Tätigkeiten der Bundesligavereine zusammenzufassen.

Transferperiode der Rekorde?
Rekordverdächtig in diesem Sommer waren v.a. die Transfereinnahmen der deutschen Vereine: mit 477,5 Millionen Euro wurde fast die Schallmauer von einer halben Milliarde Euro erreicht. Dadurch sind es mehr als doppelt so viele Einnahmen im Vergleich zum Sommer 2014. Dem gegenüber stehen Ausgaben von 410,3 Millionen Euro, was insgesamt ein achtbares Plus von mehr als 60 Millionen Euro bedeutet. Mag es zunächst verwundern, dass die Bundesliga plötzlich auf Gewinnerwirtschaftung durch Spielertransfers zu setzen scheint, wird aber bei genauerem Hinsehen klar, dass diese Zahl u.a. durch lukrative Spielerverkäufe nach England zustande kam. Dieser Umstand lässt sich besonders gut im Vergleich zum letzten Jahr, als die Premier League-Clubs noch nicht in großer Zahl mit solch immensen Summen wie dieses Jahr hantierten, aufzeigen. Damals standen 363,7 Millionen Euro an Transferausgaben der Bundeligavereine nur 210,3 Millionen an Einnahmen gegenüber, woraus sich ein sattes Minus von knapp mehr als 150 Millionen ergab.

Wechsel-Dramen und Rekordtransfers
Was wurde nicht wochen-, gar monatelang über einen möglichen Wechsel von Deutschlands Fußballer des Jahres, Kevin de Bruyne, alles geschrieben. Immer wieder hieß es, Manchester City wolle den Ausnahmekönner verpflichten, auch die Bayern wurden hin und wieder in das Buhlen um den Belgier genannt, auch wenn sie stets dementierten. Schien schon knapp eine Woche vor Ende der Wechselfrist alles klar, wurde aber noch einmal dementiert, dass der Wechsel schon perfekt sei. Doch letztendlich wechselte de Bruyne für etwa 75 Millionen Euro zu Manchester City und löste damit den erst einige Wochen früher für 41 Millionen von Hoffenheim nach Liverpool gewechselten Roberto Firmino als Rekordtransfer der Bundesligageschichte ab. Mit den de Bruyne-Einnahmen sowie den etwa 16 Millionen für den Wechsel Ivan Perisics zu Inter Mailand konnte der VfL Julian Draxler für 36 Millionen von Schalke holen – die viertteuerste Verpflichtung der Bundesligahistorie. Nachdem wochenlang Verhandlungen des Nationalspielers mit Juventus Turin liefen und die italienische Zeitung Gazzetta dello Sport den Wechsel mehrmals als abgeschlossen oder nahezu perfekt vermeldete, wechselte Draxler am letzten Tag der Transferperiode plötzlich nach Wolfsburg. Sowohl de Bruyne als auch Draxler sind als klare Verstärkungen im Offensivbereich ihrer neuen Vereine anzusehen.

Sinnvolle Verstärkungen der Europapokal-Starter
Wieder einmal gut verstärkt hat sich v.a. der FC Bayern München. 30 Millionen für Douglas Costa, den pfeilschnellen und vorlagenfreudigen Außenspieler, als auch 37 Millionen für den zweikampfstarken und trotzdem torgefährlichen Arturo Vidal scheinen sehr gut angelegtes Geld zu sein. Neben Julian Draxler verpflichtete Vizemeister Wolfsburg u.a. Max Kruse für 12 Millionen und Dante für 4,5 und erhöhte damit Quantität als auch Qualität im Sturmzentrum und in der Innenverteidigung. Bayer 04 Leverkusen zeigte sich besonders kurz vor Schluss des Transferfensters und nach dem Verkauf von Heung-Min Son für 30 Millionen zu Tottenham auch sehr kauffreudig. Mit Nachwuchsspieler Jonathan Tah und dem Chilenen Charles Aránguiz, mit 13 Millionen der teuerste Neuzugang, wurden die Innenverteidigung und das zentrale Mittelfeld gut verstärkt, ebenso der Offensivbereich mit Admir Mehmedi, Kevin Kampl und Chicharito. Durch die zu erwartenden Champions League-Einnahmen hat Borussia Mönchengladbach indes ein wenig seinen Sparkurs verlassen und knapp 14 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen. Dafür sollten aber Stürmer Josip Drmic, der nun fest verpflichtete Offensivspieler Thorgan Hazard oder Mittelfeldakteur Lars Stindl kluge Neuverpflichtungen sein. Die andere Borussia gönnte sich hingegen nur den vielfältig einsetzbaren Gonzalo Castro für 11 Millionen aus Leverkusen, den neuen Stammtorhüter Roman Bürki oder Mittelfeld-Shootingstar Julian Weigl verpflichtete Dortmund gar für 3,5 bzw. 2,5 Millionen. Auch Schalke 04 dürfte mit Mittelfeld-Hoffnung Johannes Geis (für 12 Millionen aus Mainz), Innenverteidiger Matija Nastasic (für 9,5 Millionen von Manchester City) und Stürmer Franco di Santo (für 6 Millionen aus Bremen) seinen Kader gut ergänzt haben. Der FC Augsburg fühlte sich auch nach dem Verkauf Babas für satte 20 Millionen Euro an Chelsea weiterhin dem Sparkurs verpflichtet und holte größtenteils günstige, junge Spieler. Ob das angesichts der kommenden Dreifachbelastung tatsächlich reicht, wird spannend zu sehen sein.

Transfers der weiteren Bundesligavereine
Bei den restlichen Bundeligaclubs blieben Transferkracher weitgehend aus. Lediglich die bereits erwähnten 41 Millionen Euro, die Hoffenheim für Roberto Firmino kassierte, stechen heraus. Im Gegenzug gaben die Kraichgauer für den Chilenen Eduardo Vargas als teuerste Neuverpflichtung gerade einmal 6 Millionen Euro aus. Alle anderen Bundeligavereine übten sich ebenso in Zurückhaltung, die meisten blieben daher auch bilanztechnisch im leichten Plusbereich. Bei manchen Vereinen wurden auch Spitzenverdiener aussortiert: Der HSV gab beispielsweise Rafael van der Vaart und Heiko Westermann ab, machte u.a. durch diese ablösefreien Wechsel aber ein leichtes Minus.

Abschied der Identifikationsfiguren
Jahrelang prägte Bastian Schweinsteiger das Spiel des FC Bayern mit, war unumstritten eine Führungs- und Identifikationsfigur beim Rekordmeister. Im Sommer erfolgte aber der Wechsel zu Manchester United für etwa 9 Millionen Euro, da der 30-Jährige in England eine neue sportliche Herausforderung sucht. Die Münchner verloren damit eines DER Gesichter ihres Vereins. Ähnlich kam es zuletzt auch bei Borussia Dortmund: Der Ur-Borusse schlechthin, Kevin Großkreutz, verlässt den BVB und geht nach Istanbul, da er in den Planungen von Thomas Tuchel keine Rolle zu spielen scheint. Während diese beiden Wechsel größtenteils harmonisch abliefen, ärgern sich viele Schalke-Fans über den Weggang von Eigengewächs Julian Draxler. Mit seinen immer noch erst 21 Jahren und dem großen Talent hatte er eigentlich eine feste Säule im Schalke-Team der Zukunft werden sollen, noch vor zwei Jahren war seine Vertragsverlängerung bis 2018 frenetisch gefeiert worden.

Der große Schatten der Premier League
Viel ist in den letzten Wochen schon diskutiert worden, was der erneute Geldreichtum der englischen Clubs für die deutschen Vereine bedeuten könnte, ob eventuell ein Ausverkauf der Bundesliga drohe. Denn durch den neuen TV-Deal stehen den Premier League-Clubs nun üppige Geldquellen zur Verfügung. Doch schwarzmalen sollte man deshalb nicht. Schließlich können die englischen Vereine auch aus anderen als der deutschen Liga Spieler verpflichten. Weiterhin können die immensen Summen, die englische Clubs nun immer häufiger für neue Spieler hinblättern auch positive Folgen haben: Aus den satten Einnahmen können deutsche Vereine wieder gut reinvestieren, siehe Wolfsburg im Falle Draxler nach dem Verkauf de Bruynes oder Leverkusen im Fall Kampl und Chicharito nach den 30 Millionen Euro für Heung-Min Son.

Die Top3 Neuzugänge
1. Douglas Costa: Der dribbel- und antrittsstarke Brasilianer begeistert schon jetzt die Bayern-Fans. Gegnerische Verteidiger kann er schwindelig spielen und viele Tormöglichkeiten exzellent vorbereiten. Außerdem strahlt er selber jederzeit Torgefahr aus. Eine absolute Bereicherung für das Bayern-Spiel und für 30 Millionen Euro sogar eher ein Schnäppchen.
2. Arturo Vidal: Von den Bayern wegen seiner Zweikampfstärke und Präsenz im zentralen Mittelfeld von Juventus Turin verpflichtet. Konnte zu Saisonbeginn zwar noch nicht so sehr glänzen wie Douglas Costa, wird aber im Saisonverlauf als Gegenpol zu den vielen Kreativen und Künstlern im Münchner Starensemble noch sehr wichtig werden. Zusätzlich torgefährlich und willig, Verantwortung zu übernehmen. Eine weitere sehr kluge Neuverpflichtung der Münchner.
3. Julian Draxler: 21 Jahre jung und trotzdem schon 119 Bundesligaspiele und ein Weltmeistertitel. Mit dieser vorhandenen Erfahrung und dem weiterhin vorhandenen, extrem großen Entwicklungspotenzial eine gute Verstärkung für die Offensive des VfL Wolfsburg. Hat eine starke Technik, ist torgefährlich und passsicher. Bleibt er verletzungsfrei, kann er Stück für Stück zum de Bruyne-Nachfolger heranreifen.

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