Breel Embolo – So auf dem Teppich geblieben, er könnte anfahren

Jeder Schalker Kumpel weiß natürlich was „anfahren“ ist. Für alle nicht Ruhrgebietler ganz kurz: „anfahren“ bedeutet seine Schicht auf einer Zeche, auf dem Pütt, zu beginnen und unter Tage, also in den Stollen hinab, zu fahren. Der FC Schalke 04 ist traditionell mit der Kultur der Bergleute verbunden. Vor jedem Spiel ertönt das Steigerlied und der Spielertunnel sieht aus wie ein Streb. Kumpel, wie die Bergleute genannt werden, sind Typen, die wissen worauf es ankommt: Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und Vertrauen. Genauso wie Embolo, der immer wieder seine alten Freunde besucht und neben gewonnenen Meisterschaften eine Ausbildung absolviert. Embolo und Schalke sollten also gut zusammen passen, oder?

Old boys, new boys, my boys rule

Der kleine Breel kam früh mit seiner Mutter aus der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé in die Schweiz, genauer gesagt, nach Basel. Dort schloss er sich einem Vorstadtclub mit dem aussagekräftigen Name Quartierverein Nordstern an. Das Quartier verließ er dann allerdings recht flott in Richtung BSC Old Boys Basel. Deren Jugendabteilungen sind unter anderem schon die Schweizer Fußballer Eren Derdiyok und Timm Klose entsprungen. Von den Old Boys ging es dann zum FC Basel, denn Breel Embolo musste feststellen, dass sie ihm in dem kleinen Verein nicht mehr weiterbringen konnten und er bessere Fußballlehrer benötigte. Dieser Schritt gefiel ihm persönlich allerdings gar nicht, denn bei den Old Boys spielten seine Boys, also seine Freunde, die er nach dem Wechsel stark vermisste.

Für seine Karriere war der Schritt aber unumgänglich und so musste er sich an New Boys, aber auch an eine richtig gute Perspektive gewöhnen. Mit 17 das Debüt für Basel in der Europaleague und im Jahr darauf gleich 26 Spiele und 17 Scorerpunkte (10Tore/7Vorlagen)  sowie die Meisterschaft mit dem FC Basel. Dieselbe Statistik konnte Embolo fast bestätigen, als er in der Saison 15/16 in 27 Spielen ebenfalls 17 Scorerpunkte (10Tore/7Vorlagen) sammelte. Insgesamt kommt Embolo in 2,5 Jahren Basel auf 103 Spiele und 53 Scorerpunkte (31Tore/22Vorlagen) und kam damit natürlich in den Focus der europäischen Topclubs und durfte auch mit zur Europameisterschaft. Jetzt hat er sich für Schalke entschieden und es gibt viele Gründe, warum die Schalker sich freuen dürfen.

Komm her du!

Embolo ist nämlich ein wunderbarer junger Stürmer mit vielen sehr guten Anlagen. Allen voran ist er unfassbar schnell und dribbelstark. Er fürchtet sich vor keinem Zweikampf, sondern sucht sie graderecht. Frei nach dem Motto: Komm her du! Dich mach ich fertig!“ wirft er sich den Verteidigern entgegen und findet in seiner jugendlichen Leichtigkeit oft überraschende Lösungen. Drehungen in unkommerziellen, nicht vorauszusehende, Richtungen und plötzliche Tunnelversuche stellen Verteidiger vor unangenehme Aufgaben. Auch ist Embolo körperlich sehr stark und sucht vor der Ballannahme bereits den Kontakt zum Verteidiger, um den Ball bereits abgeschirmt annehmen zu können. Meist legt er ihn dann mit einem Kontakt in seinen Lauf und enteilt dem Defensivspieler. Was ihm fehlt sind altersbedingte Dinge, wie Kaltschnäuzigkeit und Routine. Er könnte in einigen Situationen einfachere Lösungen finden oder vor dem Tor größere Ruhe bewahren. Das kommt allerdings mit der Zeit. Zumindest so lange wie seine Entwicklung auch weitergeht, aber kann sie das bei Schalke?

Knappenschmiede 2.0

Generell lässt sich festhalten, dass Embolo bei Schalke sicherlich spielen wird. Egal ob als reiner Mittelstürmer oder auf der rechten Außenbahn wird Embolo mit seinem Können überzeugen. Das System unter Weinzierl ist schwer vorauszusehen. Die Spieler in Schalke haben eine andere Qualität als die in Augsburg und somit muss der Coach überlegen, sein System anzupassen. Schalk sollte dominant spielen und nur gegen Spitzenteams auf Konter setzen. Egal was es wird: Embolo kann beides. Ein Faktor, der seine Entscheidung mit beeinflusst haben könnte, ist die Schalker Talentschmiede. Schalke hat viele junge Spieler, die sehr früh sehr hohes Niveau erreichen, wie zuletzt Sane beweist, für den Pep Guardiola und Man City nicht weniger als 50mio bezahlt haben. Junge Spieler und Schalke, das klappt also, allerdings war Schalke nicht in der Lage seine jungen Talente auf das absolut möglichste Niveau zu heben.

Draxlers Entwicklung stagnierte auf Schalke und Sane möchte sich seinen Feinschliff in Manchester holen. Embolo benötigt jenen auch noch, aber ist Schalke dafür der richtige Verein? Es bräuchte eine Knappenschmiede 2.0 die nach dem Transfer vom Jugendspieler zum Profi, die Entwicklung zum gereiften Topstar fortsetzt. Möglicherweise klappt das nun mit Neumanager Heidel und Weinzierl, die bereits in anderen Vereinen bewiesen haben, dass sie mit jungen Spielern umgehen können und die auf Schalke jetzt mehr Geld und Möglichkeiten vorfinden.

Ankommen in der Bundesliga

Es lässt sich also festhalten, dass Schalke einen echten Toptransfer getätigt hat. Für Breel Embolo wird Schalke allerdings nicht sein letzter Karriereschritt sein, aber ein wichtiger. Er hat jetzt die Chance in der deutlich stärkeren Bundesliga sein Können unter Beweis zu stellen und das in einem Verein, bei dem er spielen wird. Wäre er nach München oder nach Dortmund gegangen, wäre die Konkurrenz wohl zu groß. Auf Schalke kann er sich aber in Ruhe an die höhere Spielklasse anpassen und sich weiterentwickeln, um dann den Schritt zu einem europäischen Topclub zu wagen und Schalke nochmal richtig Geld in die Kassen zu spülen. Wie man es auch dreht und wendet: Embolo ist ein Toptransfer für alle Beteiligten und mit seiner bescheidenen Art auch menschlich ein Gewinn für die gesamte Bundesliga. Glück Auf!

Autor: Tobias Haubert

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