Sven Bender wechselt zu Bayer Leverkusen. Was ein Transfer-Coup! Ein Transfer, bei dem wir uns irgendeine lahme Einleitung, die langsam über flache Witze und Kreisliga-Anspielungen zum eigentlichen Thema führt, einfach mal sparen. Einfach ein echter Hammer in diesem Sommer. Und das aus vielerlei Hinsicht. Zum einen verlässt ein weiterer Dortmunder Publikumsliebling den BVB, zum anderen werden die beliebten Bender-Zwillingen wieder vereint und spielen in Zukunft zusammen im selben Jersey, wie sie es seit ihrer Zeit bei 1860 München (ihr wisst schon, dieser 4. Ligist) nicht mehr getan haben. Wir sind uns auch sicher, mit dem Weggang der Bender-Zwillinge das Unheil in München seinen Lauf nahm, Fakten hin oder her. Aber lasst uns das Ganze doch mal von Anfang an aufdröseln.
Rosenheim Twins
Alles begann am 27.04.1989. Sven und Lars Bender kommen an jenem schicksalsschwangeren Tag in Rosenheim zur Welt und beginnen schon mit 4 Jahren gemeinsam beim TSV Brannenburg (Heute A Klasse 1) Fußball zu spielen. Gemeinsam geht es dann in die Jugend der SpVgg Unterhachingen und schließlich, zusammen natürlich, zu 1860, wo die Zwillinge 2006 mit der B-Jugend deutscher Meister werden. Beim den Münchener Löwen geben beide auch ihr Profidebüt. Doch dann kommt die Trennung. 2009 geht Sven Bender zum BVB und wird zwei Jahre später dort das erste Mal deutscher Meister. Sein Bruder bleibt noch für eine weitere Spielzeit in München und wechselt anschließend zu Bayer Leverkusen, wo die beiden nach 8 Jahren nun wieder vereint den Fußball zelebrieren, oder für Bender Verhältnisse, den Fußball des Gegners zerstören dürfen. Die Wiedervereinigung kostet die Werkself 15 Millionen, was bei den Preisen heute wohl als ein guter Deal bezeichnet werden muss.
Iron Manni
Leverkusen bekommt also einen weiteren Bender und der BVB verliert seinen. Grade die Fans der Dortmunder trifft das hart. Sven „Manni“ Bender, dessen Spitzname vom Namensvetter Mafred „Manni“ Bender kommt, der auch mal in München aktiv war, ist einer der absoluten Publikumslieblinge. In seiner konsequenten Spielweise schont er weder den Gegner noch sich selbst. In einer Malocher Stadt wie Dortmund ist das, auch bei all dem feinen Fußball der letzten Zeit, immer noch etwas, das hier rechtmäßig gewürdigt wird.
Als defensiver Mittelfeldspieler, oder in letzter Zeit, als Innenverteidiger gefällt Manni Bender durch eine harte und gradlinige Art. Er hat ein solides Defensivverhalten bei gutem Stellungsspiel. Obgleich er eher hager wirkt, hat er einen robusten Körper, den er bei Zweikämpfen gut einsetzt und sich vor allem vor Kopfballduellen gut positioniert. Seine Technik ist gut und erlaubt ihm Sicherheit in seinen Aktionen. Während vieler Spiele als 6er wies er immer ein ordentliches Passspiel auf das mit kurzen und mittleren Pässen immer Mitspieler in jeder Richtung des Feldes fand. Beim Aufbauspiel aus der IV Position werden die Pässe noch kürzer. Ablegen auf den anlaufenden 6er oder 8er oder verschieben auf die Außenspieler beschreibt Benders Aufbau recht genau, lange Pässe sind mehr Ballwegschlagen als Passspiel, aber auch das kann eine Kunst sein. Vor allem wenn richtig erkannt wird, ob eine Situation noch spielerisch lösbar ist oder ob die radikale Methode gewählt werden sollte. Sven Bender kann genau das entscheiden! Seine Erfahrung lässt ihn erkennen, welches fußballerische Mittel er einsetzen muss, um die Situation optimal zu klären.
Seine Königsdisziplin ist allerdings das furchtlose „reinwerfen“ in alles was da in Richtung Tor kommt. Wer erinnert sich nicht an das Pokalhalbfinale gegen Bayern als Bender im gesprungenen Spagat den Ball 10cm vor der Linie mit der Fußspitze an den Pfosten lenkte? Das ist die Hingabe die die Fans so lieben. Auch sein Wille, der immer stärker war der Schmerz und ihm schließlich den Spitznamenszusatz „Iron“ einbrachte, sind beeindruckend. Denkt man an Bender hat man oftmals ein Gesicht mit Maske im Kopf, so viele Spiele machte er mit gebrochenen Gesichtsknochen (Insgesamt 4 Verletzungen, die eine Maske erforderten). Ein Spieler wie Sven Bender ist so „leidensfähig für das Kollektiv“ und damit ein Typ „ den jede Mannschaft braucht“, so zumindest sieht ihn sein neuer Coach Heiko Herrlich, der auch eine BVB Vergangenheit hat.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten, bei Bender hält sich das allerdings in Grenzen. Wenn man das bewertet, wofür er gebraucht wird, die Defensivleistung, dann hat er keine wirklichen Schwächen. Ab und an eine Unsicherheit, die seiner Erfahrung nicht gerecht wird und sicherlich Geschwindigkeitsnachteile gegenüber so manchen Stürmer, aber im Übrigen sind seine Fähigkeiten mehr als ordentlich. Das bewies er auch bereits in großen Partien in der Championsleague, wie gegen Real Madrid, gegen die er wirklich ausgezeichnete Partien ablieferte. Ansonsten ist Sven „Iron Manni“ Bender einfach ein harter Fighter der dem Gegner sein Leben wirklich schwer macht.
Was sagt der BVB?
Bei der Borussia aus Dortmund war/ist Bender so beliebt wie kaum ein anderer. Er steht für die großen Erfolg unter Klopp, an die sie im Ruhrgebiet so gerne anknüpfen würden. Öffentlich sind alle traurig über den Transfer, den Sven Bender selbst initiiert hat, weil er regelmäßig spielen möchte. Und genau das sagt alles darüber, warum das auch für den BVB ein guter Deal ist. Mit Bender wird der viel zu große Kader um einen Spieler kleiner, den man nicht leichtfertig auf die Bank setzt. Mit Sokratis, Batra, Toprak, Zagadou und den aus Köln zurückkehrenden Subotic gibt es für die IV aber mehr gute Spieler und Kombinationsmöglichkeiten als Trainingstage in der Vorbereitung. Die Aussichten auf regelmäßige Einsätze standen also schlecht. Dortmund musste Jemanden verkaufen und hätte es nicht Bender selbst gesagt, wäre es wohl Subotic gewesen (dessen Verbleib auch noch nicht so sicher ist). Die Fans würden ein „Abschieben“ eines Fanlieblings, der Subotic auch ist, allerdings weniger positiv aufnehmen als der Bitte eines verdienten Spielers nachzukommen. Kurzum: für den BVB lief das aalglatt. Und für Leverkusen?
Was bringt die Zukunft?
Die Werkself haut 15 Millionen raus und bekommt einen Spieler der sie sicherlich nach vorne bringt. Der Weggang von Toprak zum BVB wird kompensiert und mit den Bender Zwillingen hat man eine unglaublich gute Bindung von der Innenverteidigung (Sven) zum Mittelfeld (Lars).
Bender persönlich sollte in Leverkusen, wenn er nicht verletzt ist, mit Sicherheit Stammspieler sein. Gemeinsam mit seinem Bruder kann er dann dabei helfen, die lädierte Werkself wieder auf Kurs zu bringen. Und als eingespieltes Team in bestem Alter könnten die Zwillinge möglicherweise auch wieder interessant werden für jemanden der zwar nicht Bender, aber Löw heißt.
Also
Damit sollte eigentlich alles gesagt sein und deshalb verzichten wir hier auf einen langen Abspann, in dem wir nochmal Zusammenfassen, dass Leverkusen einen sehr guten Spieler für angemessenes Geld, Bender einen neuen Verein mit guter Einsatzperspektive und die Dortmunder eine Lösung für ihr Kaderproblem gefunden haben, sondern verweisen einfach darauf, dass sich die Zuschauer bald auf die doppelte Benderaction bei Bayer freuen können und aus den Rosenheim Twins die Leverkusen-Zwillinge werden.