Auf Zeitreise mit C.Weber – Meine wichtigsten Karriere-Erfahrungen und Zukunftspläne

Hallo Herr Weber, Sie sind dem Fußball-Fan vorwiegend als Rechtsverteidiger in der 2.Liga in Erinnerung geblieben und spielen heute als Kapitän und erfahrener Leitwolf in der 2.Mannschaft bei Fortuna Düsseldorf. In einem Steckbrief Ihres früheren Vereines Greuther Fürth schrieben Sie bei Ihren Zielen, dass Sie lange Profi und gesund bleiben wollen sowie etwas aufzubauen, worauf Sie stolz sind. Haben Sie diese Ziele erfüllt und sind Sie zufrieden mit Ihrer bisherigen Karriere?

Ich denke schon, dass ich mit meiner Karriere zufrieden sein kann und meine damaligen Ziele erfüllen konnte. Es wäre im Endeffekt sicherlich noch mehr drin gewesen, aber mit 12 Bundesligaspielen, über 250 Spielen in der 2.Liga sowie der Zeit im Ausland – für einen kleinen Jungen aus dem Saarland eine wirklich tolle Sache. Ich blicke da nicht wehleidig zurück, sondern bin im Reinen und zufrieden.

Wir schmeißen die Zeitmaschine an: Sie sind im Saarland geboren und haben mit blutjungen 17 Jahren Ihr Profidebüt unter Thomas von Heesen beim 1.FC Saarbrücken gegeben! Nehmen Sie uns mit in Ihre Schuhe: Wie haben Sie damals Ihr Profidebüt erlebt und wie sind allgemein Ihre Erinnerungen an diesen Startschuss Ihrer Karriere in Saarbrücken?

Die Erinnerungen verblassen, definitiv, aber mein Debüt mit 17 Jahren hat sich tatsächlich sehr früh ergeben und ich holte nach meiner Einwechslung sogar direkt einen Elfmeter heraus. Klar, ich war sehr nervös und wusste das es etwas Besonderes ist, aber ich habe mir keinen großen Kopf gemacht, was schief laufen könnte, da es letztendlich immer noch das gleiche Spiel war, nun jedoch in der Männer-Mannschaft. Im zweiten Spiel schoss ich dann auch direkt ein Tor, also ein wirklich guter Startschuss für so eine Karriere im Profi-Fußball.

Nach dem Abstieg mit Saarbrücken gingen Sie mit 18 Jahren nach Fürth, wo Sie in vier Jahren mit beeindruckenden 120 Ligaspielen absoluter Stammspieler wurden. Wie waren die ersten Eindrücke als Spieler und vor allem als junger Mensch nach Ihrem ersten wirklichen Transfer in einer komplett neuen Stadt und Umgebung?

Die Tragweite des Wechsels, so zum ersten Mal weg von der Heimat und der Familie, habe ich erst so wirklich am Tag des Umzugs realisiert, als ich abends im Bett lag und von nun an meine Wäsche selber waschen und selbst kochen musste . Es war tatsächlich ein sehr großer Schritt für mich, der mich jedoch schnell reifen ließ. Vorher war man in vielen einfachen Dingen etwas verwöhnt, nun musste man auf eigenen Beinen stehen und alleine im neuen Umfeld klar kommen.

s,Mit dem MSV Duisburg und Fortuna Düsseldorf feierten Sie in den kommenden Jahren zwei Aufstiege und gelten somit als Aufstiegsexperte. Was machte die jeweilige Truppe so besonders und was ist das Geheimrezept für eine Aufstiegsmannschaft?

Ich glaube ein festes Patentrezept gibt es da gar nicht, aber viele verschiedene Wege zum Erfolg. Wenn ich die beiden Mannschaften vergleiche, war es beim MSV eher eine Art „kalkulierter“ Aufstieg, da man als Bundesliga-Absteiger von Beginn an große Ambitionen hatte und eine dementsprechend schlagkräftige Truppe mit hoher individueller Qualität zusammenstellte. Mit Mokhtari, Idrissou und Schlicke haben wir wirklich starke, gestandene Spieler dazubekommen, hinten standen wir gut und vorne hatten wir starke Einzelkönner, die durch ihre unterschiedlichen Talente und Charaktere ein Spiel alleine entscheiden konnten.

Bei Fortuna zählten wir damals nicht unbedingt zu den Aufstiegsfavoriten, hatten jedoch über die Jahre eine gewachsene Truppe mit überragendem Teamgeist innerhalb der Mannschaft. Jeder lief für den Anderen und wir waren für den Gegner eine unangenehm zu spielende Truppe. Schade, dass wir den Aufstieg dann wegen den Vorkommnissen in der Relegation gegen Berlin nicht so ausgiebig feiern konnten, wie wir es uns damals alle erhofft haben.

Sie wagten 2008 den Sprung ins Ausland nach Griechenland in eine ganz andere Fußball-Kultur. Sie spielten gegen die Riesen Olympiakos Piräus, kehrten dann jedoch schon nach einem Jahr nach Deutschland zurück. Trotz möglicher Probleme – dennoch eine lohnenswerte Zeit und Erfahrung?

Nach gescheiterten Vertragshandlungen mit einem anderen Erstligisten hat sich das Erlebnis Griechenland sehr kurzfristig ergeben. Ich hatte noch keine Frau und keine Tochter, also schaute ich mir den Verein mal an und wollte dieses besondere Abenteuer wagen. In dem Jahr habe ich viele schöne Erfahrungen gesammelt, doch hatte ich letztlich nicht dieses extreme Fernweh, um dauerhaft im Ausland leben zu können.

Die Zeit in Griechenland war insgesamt jedoch eine sehr interessante Erfahrung, mit einem ganz anderen Lebensstil und Kultur. Sportlich gesehen gab es einige wirklich ordentliche Mannschaften, die selbst im Mittelfeld der Bundesliga mithalten könnten. Dann gab es einige kleinere Teams, wie auch mein Verein AE Larisa, die auf gutem Zweitliga-Niveau kicken konnten und zwei wirklich kleine Vereine, die maximal in der deutschen Regionalliga spielen würden. Was mich beeindruckt hat, war außerdem die südländische Fankultur. Besonders bei Panathinaikos Athen oder Aris Saloniki standen die Tribünen wirklich in Flammen, riesige Rauchwolken, Stimmung wie im Hexenkessel, wir wurden mit Steinen von gegnerischen Fans beworfen – insgesamt viele interessante Geschichten, die sich allerdings nicht wirklich mit Fußball in Deutschland vergleichen lassen. Insgesamt habe ich durch die Zeit auch ein größeres Verständnis für Neuzugänge aus dem Ausland entwickeln können, sodass man sich mal mehr in die Mitspieler hineinversetzen kann.

Bei Fortuna Düsseldorf erlebten Sie ein ständiges sportliches Auf-und Ab, bei dem Sie im Aufstiegsjahr aussortiert wurden und danach mit der unglücklichen Aachener Insolvenzsituation und der kurzzeitigen Arbeitslosigkeit auch einige Schattenseiten erleben mussten. Wie gingen Sie mit diesen schwierigen Situationen um?

Natürlich gibt es neben dem positiven Druck im Aufstiegsrennen, auch Schattenseiten und sogar existenzielle Ängste, besonders wenn die Vertragssituation noch ungeklärt ist. Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere Tür wie zum Beispiel bei der damaligen Offerte von Fortuna nach meinem Griechenland-Abenteuer. Ich bin in der Hinsicht über die Jahre entspannter geworden. Am Wichtigsten ist den Glauben an sich selbst zu bewahren und dass die Familie hinter einem steht.image

Während Ihrer Zeit bei Alemannia Aachen haben Sie bei der IST nebenbei ein Sportmanagement-Studium begonnen und arbeiten derzeit zudem in der Geschäftsstelle von Fortuna Düsseldorf. Wie sieht derzeit ihre Woche neben dem Platz aus, welche Aufgaben und welche Pläne verfolgen Sie nach der aktiven Spieler-Karriere?

Meine Woche ist komplett durchgetaktet. Bei der 2.Mannschaft von Fortuna trainiere ich weiterhin unter Profibedingungen, mit bis zu 2 Trainingseinheiten täglich und einem Spiel am Wochenende. Von Montag bis Mittwoch arbeite ich in der Geschäftsstelle im Büro und unterstütze den Verein in sportlichen Angelegenheiten. Donnerstag und Freitag ist mein freier Vormittag, wo ich mich verstärkt der Familie widme. Samstag spiele ich selbst und auch Sonntag bin ich für den Verein, neben dem Platz, im Einsatz. Ich will mich nach der Karriere möglichst breit aufstellen, viel austesten, egal ob im Trainer-oder Management-Bereich, sodass ich derzeit an einigen Lehrgängen teilnehme, um meine Trainer-Lizenzen zu machen. Im Management-Bereich ist der Weg nicht so linear planbar, sodass man mit Mentoren seinen Weg gehen sollte und sich insgesamt viel weiterbilden sollte.

Sie sind da schon sehr strukturiert in Ihren Zukunftsplänen für die Zeit nach der aktiven Spielerkarriere, was nach mehreren Studien nur bei einem Bruchteil der Spieler der Fall ist. Ist der Weg nach der Karriere ein Thema im Mannschaftskreis, auch bei jungen Spielern und wenn nein, was müsste sich ändern?

In den letzten Jahren hat sich wirklich einiges getan und auch die Möglichkeiten werden vielfältiger. Mit dem IST gibt es da auch ein gutes Angebot, was besonders für Fußballer gute Weiterbildungsmöglichkeiten bietet, was sich leicht mit dem Profisport vereinbaren lässt. Man schiebt die Gedanken und Pläne an die Zeit nach der Karriere immer leicht vor sich her, bis man dann wirklich in schwierige Situationen gerät, wie ich damals bei der Aachener Insolvenz mit der kurzzeitigen Arbeitslosigkeit, wo dann auch bei mir der Schalter endgültig umgelegt wurde. In den heutigen Nachwuchsleistungszentren wird jedoch sehr gute Arbeit, auch neben dem Platz, geleistet. Viele Sportler wollen nach dem Karriere-Ende dem Fußball erhalten bleiben und auch wenn es viele Stellen gibt, muss man die erforderlichen Lizenzen machen und vor allem praktische Erfahrungen sammeln.

Zum Abschluss noch 3 kurze Fragen: Wie schätzen Sie die sportliche Situation bei der Profimannschaft von Fortuna Düsseldorf ein?

Da es in der 2.Liga nur um den Aufstieg oder Abstieg geht, kann unser Ziel nur lauten, frühzeitig den Klassenerhalt zu sichern. In der Hinrunde waren wir relativ unkonstant und konnten selten mehrere Siege in Folge holen, doch vom Potenzial und der Qualität der Spieler haben wir ordentliches Zweitliga-Niveau. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Klassenerhalt auch packen werden.

Was war ihr persönlicher Karrierehöhepunkt?

Die beiden Aufstiege waren unglaublich schöne Erlebnisse. Ich muss gestehen, der MSV-Aufstieg war noch einen Tick schöner, einfach der Tatsache geschuldet, dass aufgrund der Geschehnisse im Relegationsspiel gegen Berlin eine wirklich exzessive Aufstiegsfeier nicht möglich und man den Aufstieg mit Fortuna nicht so feiern konnte, wie es sich jeder erhofft hat. Beim MSV habe ich damals schon eine Woche vor dem entscheidenden Spiel gegen Essen kein Auge mehr zubekommen, weil einfach für die Mannschaft, Verein und Fans so viel auf dem Spiel stand!

Welchen Spieler würden Sie für Ihr Wunschteam verpflichten und bei welchen Seiten informieren Sie sich täglich über den Fußball und Transfers?

Mir würden schon einige Spieler einfallen, die ich gerne verpflichten würde, aber es ist dann doch eher unrealistisch einen Christiano Ronaldo oder Lionel Messi im Fortuna-Trikot auflaufen zu sehen.

Privat informiere ich mich auf den gängigen Seiten die man als Fußball-Interessierter kennt, wie Transfermarkt, Kicker, Reviersport, beruflich hat man Zugang zu Scouting-Systemen. Ab sofort verfolge ich dann auch Transferkritiker und bin gespannt auf eure weiteren Transferanalysen.

Vielen Dank für das TK-Interview!

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