Der FC Santos stand in der Vergangenheit für erfolgreichen und schönen Fußball, doch die Glanzzeiten um Pele, Carlos Alberto und Trainer Lula sind nur noch Fußballnostalgikern präsent. Der Weggang von Eigengewächs Neymar traf den FC Santos trotz fürstlicher Entschädigung weiter ins Mark und man weiß nicht wohin die Reise des einstigen Fußballgiganten hingeht. Ist eine neue Ära noch möglich?

Santos ist eine beschauliche Hafenstadt im Bundesstaat Sao Paulo und liegt im Süd-Osten von Brasilien. Der größte dortige Fußballverein der Hafenstadt wurde 1914 gegründet und geriet erstmals 1958 ins Licht der internationalen Öffentlichkeit, nach dem ersten WM-Triumph der Brasilianer in Schweden, da der aufgehende Stern des Weltfußballs Pele beim FC Santos spielte.Die Fußballlegende spielte von 1956 bis 1974 beim Traditionsverein, schoss 619 Tore in 638 Spielen und brachte das Künststück fertig im Jahre 1959 127 Tore wettbewerbsübergreifend zu erzielen. Die übermächtigste Mannschaft Brasiliens gewann in den 50er und frühen 60er-Jahren mehr als 90% ihrer Spiele und heimste unzählige Titel ein, darunter auch 1962 und 1963 jeweils den Weltpokal. Durch die Titelverteidigung der Selecao bei der WM 1962 in Chile ebbte der brasilianische Fußballhype auch in der Folgezeit nicht ab und man war weltweit als beliebter Testspielgegner gefragt, was Santos neben Botafogo schnellstens eine Vormachtstellung in der damals noch recht provinziellen Fußballliga einbrachte. Nach der Ära von Pele nahmen die Erfolge jedoch überraschenderweise rapide ab und man geriet in finanzielle Schwierigkeiten. In der letzten Saison belegte Santos nur Rang 9 in der brasilianischen Liga und die Titel blieben aus.

Neben dem Jahrtausend-Fußballer Pele brachte man auch Neymar da Silva Santos Junioer und vielen anderen bekannten Fußballspielern das Kicken bei. Neymar spielte von 2009 bis 2013 in der Profimannschaft und blieb für viele Experten überraschend, lange seinem Heimatverein treu bevor er für geschätzte 57 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselte, um seine Karriere auf die nächste Stufe zu heben. In Brasilien versucht man trotz seiner gestiegenen Finanzstärke durch Sponsorenbeteiligungen an den Gehältern,Stars in der Liga zu halten, so auch beim Fall Neymar als schätzungsweise 10 Sponsoren am Gehalt des Weltstars beteiligt waren und Santos somit nur 10% des damaligen Gehaltes aufbringen musste. Das erwirtschaftete Geld durch Spielerveräufe wird nicht wie vermutet in „ Stars“ investiert, sondern in die Jugendabteilung um weitere Talente wie Robinho, Neymar & Co hervorzubringen und das Konzept geht auf bei dem talentierten Nachwuchs, da es zirka 50% eines A-Jugendjahrganges in den bezahlten Fußball schaffen.

Im Estadio Urbano Caldeira sehen die Sanista (Fans des FC Santos) nicht nur den charakteristischen zauberhaften und trickreichen Fußball, sondern der Spielertyp der Talentschmiede Santos muss zudem eine sehr gute Ballkontrolle besitzen, flink, dribbelstark und trickreich sein. Auf dem Trainingsgelände werden die Jugendspieler vom ehemaligen Profitrainer Luciano auf zu Rohdiamanten geformt und mit dem erst 18-jährigen Sturmjuwel Gabriel steht schon der nächste Jungspund im Scheinwerferlicht und ist neben dem 24-jährigen Mittelfeldartisten Lucas Lima einer der Attraktionen bei Santos. Neben diesen hochtalentierten Jugendspielern sieht man außerdem in letzter Zeit einen Trend zur Rückkehr brasilianischer Spieler aus den Topligen Europas zurück zu den Ursprüngen, wie beispielsweise bei den Ex-Milan-Spielern Robinho und Ricardo Oliveira, die mit ihrer jahrelangen Erfahrung einen guten Input ins junge Teamgefüge bringen.

Insgesamt präsentiert sich Santos als Verein der Jugend und es ist nur noch eine Frage der Zeit bis sich ein neuer „Star“ aus der Talentschmiede Santos erhebt und mit glänzender Technik die Fußballwelt begeistert. Letztlich ist Santos in einem Teufelskreis gefangen: Man entwickelt ständig neue Talente, doch diese Spieler suchen meist schnell das Weite. Ob diese verbliebenden Spieler, verbunden mit Heimkehrern wie Elano, Robinho und Oliveira für den großen Durchbruch sorgen werden, ist derzeit unrealistisch bei der starken Konkurrenz um Meister Cruzeiro oder den Schwergewichten Sao Paulo und Mineiro, sodass der langersehnte Traum der Sanista nach dem ersten Titel nach 11 Jahren wohl weiter im Reich der Träume ausgelebt werden muss.

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