Hinteregger zu Gladbach

Max Eberl ist wohl der beste Einkauf, den die Borussia aus Mönchengladbach in den vergangenen Jahren getätigt hat. Der Manager ist für sein unglaublich gutes Händchen, was Transfers angeht, in ganz Fußball-Deutschland bekannt. Nun folgte ein neuer Coup: Wenn auch leihweise, verpflichten die Fohlen Abwehrspieler Martin Hinteregger aus Salzburg, einen Profi, der wohl den Prototypen eines Eberl-Einkaufs darstellt. Was dieses Exemplar ausmacht, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Sportliche Vergangenheit:
Martin Hinteregger war gerade mal sechs Jahre alt, als er in den Verein in der Kärtner Gemeinde Albeck trat. Beim SGA Sirnitz – Kooperationsverein von RB Salzburg – durchlief er einige Jugendmannschaften, ehe er im Jahr 2006 rund 200km nordwestlich zu den Roten Bullen wechselte. Ab der U15 spielte er in sämtlichen Mannschaften, bis er am 16. Oktober 2010 unter Huub Stevens sein Pflichtspieldebüt in der Profimannschaft absolvierte. Von da an sammelte Hinteregger – vorerst Linksverteidiger, unter Roger Schmidt 2012 dann zum Innenverteidiger umgeschult – sowohl eine Menge nationaler als auch internationaler Erfahrung. 201 Pflichtspiele bestritt der Österreicher, davon 42 auf europäischem Parkett. Er schoss dabei 12 Tore und legte zehn weitere auf, was auch für den Nationaltrainer der Österreicher Grund genug war, ihn insgesamt zehn Mal auflaufen zu lassen. Und dies alles war nun Grund genug für Max Eberl und Co., den Innenverteidiger nach Gladbach zu lotsen. Vorerst aber nur per Leihe.

Stärken/Schwächen und Spielertyp
Der gerade erst 23-Jährige verfügt bereits, wie schon angedeutet, über viel Erfahrung. In dem Alter bereits mehr als 200 Pflichtspiele auf dem Buckel zu haben, spricht für sich. Kein Wunder also, dass er bei RB Salzburg schon früh eine führende Rolle ausfüllte. Bereits in der vergangenen Saison wurde er Vize-Kapitän, trug jedoch schon häufiger die Binde. Allerdings: Trotz seiner offensichtlichen Führungsqualitäten leistete sich der Nationalspieler einige Undiszipliniertheiten. Mehrere Suspendierungen stehen in seinem „Klassenbuch“, zuletzt wurden ihm Probleme mit Ex-Coach Peter Zeidler nachgesagt. Für ihn ist diese Zeit vorbei, „war jung und ein bisschen dumm“, wird er zitiert. Für Max Eberl spielte das in den Verhandlungen ohnehin keine Rolle. Als Schwäche kann ihm auch eine gewisse Verletzungsanfälligkeit angekreidet werden. In der vergangenen Saison verpasste er neun Spiele aufgrund von Verletzungen. Doch nun zu den Qualitäten des Innenverteidigers: Zum einen ist er Linksfuß, was in der Viererkette wichtig ist. Mit einem Rechtsfuß als Partner ergibt sich der ideale Mix für eine unfallfreie Spieleröffnung. Er ist in der Lage, einen freien Spieler zu erkennen und ihn punktgenau anzuspielen. Dabei ist Hinteregger die Distanz egal, er überwindet mit weiten Bällen sehr exakt die erste Pressinglinie des Gegners. Dazu kann sich sein defensives Stellungsspiel sehen lassen, gepaart mit einer soliden Schnelligkeit. Zudem ist er sehr zweikampf- und kopfballstark, könnte jedoch Probleme in der körperlichen Fitness und in der Technik bekommen – die Bundesliga stellt höhere Anforderungen als die Top-Liga in Österreich. Seine Position dürfte geklärt sein: Er wird wohl als linker Innenverteidiger agieren, beispielsweise neben seinem routinierten Landsmann Martin Stranzl. Alternativ käme für ihn noch die defensive Mittelfeldposition in Frage und da er zu Beginn seiner professionellen Karriere als Linksverteidiger spielte, könnte er dort wohl auch aushelfen. Ein vielseitiger Typ also, der dem Trainer mehrere Optionen bietet.

Martin Hinteregger könnte mit seinem starken linken Fuß gut mit Stranzl harmonieren. Der Neuzugang verfügt über ein starkes Aufbauspiel.

Aktuelle Situation
Wo wir schon bei Martin Stranzl sind – der „Altmeister“ hat sich der Aufgabe angenommen, den Neuling in die Mannschaft zu integrieren. Die beiden teilen sich im Trainingslager bereits ein Zimmer. Harmonie unter ihnen ist besonders wichtig, da sich das Duo wohl in dieser Besetzung auf dem Platz wiederfinden könnte (s. LineUp). Bleibt die Frage, wie oft er spielt? Nun, dies könnte relativ häufig der Fall sein. Als durchaus erfahrener Profi hat er wohl gute Karten gegen die jungen Elvedi, Christiansen und Schulz. Seine Chancen steigen noch durch die Verletzungen von Dominguez und Jantschke. Wichtig ist, wie schnell er sich integriert, das Tempo annimmt und mit dem Spielsystem von Andre Schubert zurechtkommt. Wenn der 23-Jährige vorerst auch nur leihweise gewechselt ist, stehen die Chancen auf einen endgültigen Kauf gut: Max Eberl hat sich für ihn eine Kaufoption in hoher einstelliger bis niedriger zweistelliger Millionensumme gesichert.

Fazit:
Jung, talentiert, durchaus erfahren und trotzdem immer noch entwicklungsfähig, umworben von einigen Klubs, preisgerecht und mit höherem Wiederverkaufswert – das sind nicht nur die Vorgaben eines Eberl-Transfer-Prototyps, das passt auch alles perfekt auf den jungen Österreicher. Bei ihm liegt es nun, das alles zu bestätigen. Und Eberl vielleicht davon zu überzeugen, im Sommer nochmal Geld für ihn auszugeben.

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